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KTM ohne Privilegien: «Zusätzliche Herausforderung»

Von Nora Lantschner
Sebastian Risse

Sebastian Risse

KTM verliert durch die Podestplätze in der laufenden MotoGP-Saison für 2021 die Vorteile eines «concession teams». Zudem wechselt Pol Espargaró zu Honda. Die Einschätzung von Technical Director Sebastian Risse.

«Jeder Fahrer hat die Erwartungen übertroffen. Sie pushen sich gegenseitig und das trägt auch zur Performance bei», sagt Sebastian Risse, Technical Director bei KTM, zur starken MotoGP-Saison des österreichischen Herstellers: Zwei Siege (Brad Binder in Brünn und Miguel Oliveira in Spielberg) sowie drei weitere Podestplätze und eine Pole-Position durch Pol Espargaró stehen bereits zu Buche.

Dass durch diese Erfolge die Zugeständnisse für Neueinsteiger ab 2021 verloren gehen, stört Risse dabei weniger: «Sicherlich sind wir jetzt in einer interessanten Position, weil wir unsere Konzessionen verloren haben. Das ist eine zusätzliche Herausforderung, mit der wir uns im nächsten Jahr konfrontiert sehen. Das bedeutet auch, dass wir jetzt im Winter extra pushen. Nicht nur die Regeln aus technischer Sicht verändern sich, auch die Herangehensweise – es gilt mit dem Testteam, dem Werk und dem Rennteam zusammenzuarbeiten, um das beste Motorrad auf die Strecke zu bringen.»

Zur Erinnerung: Die «concession teams» genießen eine ganze Reihe von Vorteilen, so verfügen sie pro Fahrer über zwei Motoren mehr, auch Stammfahrer dürfen unbeschränkt testen und (abgesehen von der Corona-Saison 2020) sind fünf statt drei Wildcard-Fahrer-Einsätze pro Saison erlaubt.

Ein Zugeständnis verlor KTM übrigens schon mit sofortiger Wirkung: Die vier Stammfahrer dürfen an keinen privaten Testfahrten mehr teilnehmen.

Neben dem Verlust der Konzessionen muss Red Bull KTM nach der Saison 2020 auch auf die Dienste von Pol Espargaró verzichten, der sich in knapp vier Jahren als Speerspitze des österreichischen MotoGP-Projekts etabliert hat. Die zwei Rookies in der Truppe, Brad Binder und Iker Lecuona, werden zudem auch 2021 nicht auf allen Strecken auf MotoGP-Erfahrung zurückgreifen können, weil Corona-bedingt in diesem Jahr reihenweise Grand Prix aus dem Kalender gestrichen wurden.

«Natürlich ist das eine Herausforderung, das ist klar. Wir bekommen aber auch Danilo [Petrucci] dazu, der über Erfahrung verfügt, wenn auch nicht auf unserem Bike», ergänzte Risse zur Ausgangslage für 2021. «Es ist eine Situation, mit der wir umgehen müssen. Unsere Fahrer entwickeln sich alle gut. Es stimmt, auf einigen Strecken können sie keine Erfahrung sammeln, weil wir dort nicht fahren, aber das können wir nicht ändern. Wir werden auf jeden Fall das Beste daraus machen. Insgesamt glaube ich, dass sie mit der Abstimmung und den Dingen, die man an den normalen Rennwochenenden macht, schon viel Erfahrung gesammelt haben. Es ist ja auch nicht ihr erstes Jahr in der Motorrad-WM. Sicher haben wir jetzt einen Fahrer, der über mehr Erfahrung verfügt als die anderen. Wir haben aber viele gute Fahrer und wir werden die Arbeit so aufteilen, dass wir am Ende wieder gut abschneiden können.»

Dazu kommt: Mit der Entwicklungsarbeit ist ohnehin Edeltester Dani Pedrosa betraut.

«Dani ist ein sehr kompletter Fahrer, er kann uns in jedem Bereich helfen», schwärmte Risse. «Er konzentriert sich natürlich immer darauf, wo er glaubt, einen Schwachpunkt des Motorrads zu sehen. Und wir konzentrieren uns gemeinsam mit ihm darauf, diese Aspekte zu verbessern. Klar, von seiner Körpergröße her ist er ziemlich speziell. Aber er hat auch ein sehr gutes Verständnis dafür, etwas für sich persönlich zu entwickeln oder generell, um das Motorrad zu verbessern. Er kann das sehr gut unterscheiden. Er ist auf jeden Fall eine große Hilfe in allen Bereichen des Motorrads.»

Was sich an der RC16 für die nächste Saison verändern wird, wollte der Technische Direktor natürlich noch nicht verraten. Nur so viel: «Es stimmt, vom Reglement her können wir für nächstes Jahr etwas machen, weil wir uns in der Übergangsphase zwischen ‚concession team‘ und keinen Konzessionen befinden. Wir haben das auch zusätzlich abgeklärt. Ich kann aber noch nicht sagen, wie das neue Motorrad aussehen wird. Wir arbeiten noch daran. Dani hat ein sehr volles Testprogramm. Wie immer arbeiten wir in alle Richtungen. Wie sehr das neue Motorrad anders sein wird, müssen wir erst festlegen, sobald das Testprogramm abgeschlossen ist. Das wird Ende November der Fall sein.»

Stand Fahrer-WM nach 11 von 14 Rennen:

1. Mir, 137 Punkte. 2. Quartararo 123. 3. Viñales 118. 4. Morbidelli 112. 5. Dovizioso 109. 6. Rins 105. 7. Nakagami 92. 8. Pol Espargaró 90. 9. Miller 82. 10. Oliveira 79. 11. Petrucci 71. 12. Binder 67. 13. Alex Márquez 67. 14. Zarco 64. 15. Rossi 58. 16. Bagnaia 42. 17. Lecuona 27. 18. Aleix Espargaró 27. 19. Crutchlow 26. 20. Bradl 12. 21. Smith 12. 22. Rabat 10. 23. Pirro 4.

Konstrukteurs-WM:

1. Yamaha, 208 Punkte. 2. Ducati 171. 3. Suzuki 163. 4. KTM 143. 5. Honda 117. 6. Aprilia 36.

Team-WM:

1. Team Suzuki Ecstar, 242 Punkte. 2. Petronas Yamaha SRT 235. 3. Ducati Team 180. 4. Monster Energy Yamaha MotoGP 176. 5. Red Bull KTM Factory Racing 157. 6. Pramac Racing 128. 7. LCR Honda 118. 8. Red Bull KTM Tech3, 106. 9. Repsol Honda Team 79. 10. Esponsorama Racing 74. 11. Aprilia Racing Team Gresini 39.

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