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Taramasso: War der neue Hinterreifen entscheidend?

Von Mario Furli
Michelin-Zweiradmanager Piero Taramasso erklärt, was zur abwechslungsreichen MotoGP-Saison 2020 führte. Zum viel diskutierten Hinterreifen sagt er: «Marc Márquez gefiel dieser Reifen schon bei den ersten Tests.»

Der neu konstruierte Michelin-Hinterreifen sorgte in der MotoGP-Saison 2020 immer wieder für Gesprächsstoff. Andrea Dovizioso etwa sah darin den Hauptgrund für eine verrückte MotoGP-Saison mit neun unterschiedlichen Siegern in 14 Grand Prix.

«Der neue Hinterreifen hat die Karten ein bisschen neu gemischt, aber neun unterschiedliche Sieger bedeuten, dass der Reifen mit allen Fahrern funktionieren kann. Zudem waren oft drei unterschiedliche Hersteller auf dem Podium», hielt Piero Taramasso fest.

«Es gab Motorräder und Fahrer, die sich schneller angepasst haben als andere», fuhr der Michelin-Zweiradmanager fort. «Der neue Reifen bot mehr Grip, was sowohl zu einer Veränderung der Balance des Motorrads als auch des Fahrstils führte. Anders gesagt: Man konnte das Motorrad nicht mehr so pushen wie in der Vergangenheit, sonst wurde es nervös. Einige haben sich daran schneller angepasst. Zum Beginn der Saison war die Situation ungewiss, aber ab den Rennen in Österreich konnte man sehen, dass Mir und Suzuki die Philosophie dieses neuen Reifens gut interpretiert hatten, genauso Yamaha.»

Dass Suzuki und Yamaha im Gegensatz zur Konkurrenz auf den Reihenmotor setzen, ist aus der Sicht von Taramasso reiner Zufall. «Es gibt keine technische Erklärung, die daraufhin deuten würde, dass ein Reihenmotor hier im Vorteil war. Außerdem haben wir gesehen, dass auch die anderen Bikes performt haben – Jack Miller war sehr schnell, KTM hat gute Ergebnisse eingefahren», hielt der Italiener im Interview mit den Kollegen von «GPone.com» dagegen.

Dass die Reifen in der MotoGP-WM eine entscheidende Rolle spielen, bestätigte der Michelin-Manager aber: «Meiner Meinung nach zählen die Reifen ziemlich viel.» Der einzige Grund für eine derart abwechslungsreiche Saison seien sie aber nicht.

«Das Niveau war so hoch und alle Fahrer waren so eng beisammen, dass zwei oder drei Zehntel den Ausschlag gaben, ob man in den Top-5 oder auf den letzten fünf Plätzen lag. Wenn alles so eng ist, kann schon sehr wenig dazu führen, dass man in der Startaufstellung weit hinten steht – und das verändert das Rennen komplett, weil mitten in der Gruppe alles schwieriger wird. Die Qualifyings waren entscheidend für das Endergebnis. Dazu kommt, dass viele Fahrer das Selbstvertrauen hatten, weil Márquez fehlte. Sie haben daran geglaubt, dass eine Chance bestand zu gewinnen», zählte Tarmasso auf.

Apropos Marc Márquez: «Marc gefiel dieser Reifen schon bei den ersten Tests im Jahr 2019 sehr gut. Er verfügt zudem über eine unglaubliche Anpassungsfähigkeit. Ich glaube, dass er – wenn er in Jerez nicht gestürzt wäre – der Márquez wie eh und je gewesen wäre.»

Für 2021 bleibt die Reifensituation unverändert. Auch deshalb erwartet Taramasso in der nächsten MotoGP-Saison mehr Stabilität: «Ich glaube, dass wir vier oder fünf unterschiedliche Sieger sehen werden. Und es werden die sein, die die Reifen am besten verstanden haben.»

Übrigens: Falls wieder mehr Tests möglich sein sollten, wird Michelin die Entwicklung des neuen Vorderreifens vorantreiben, der aber nicht vor 2022 eingeführt wird.

Alle MotoGP-Sieger 2020

Jerez-1: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Jerez-2: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Brünn: Brad Binder (Red Bull KTM)
Spielberg-1: Andrea Dovizioso (Ducati Team)
Spielberg-2: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech 3)
Misano-1: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Misano-2: Maverick Viñales (Monster Yamaha)
Catalunya: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Le Mans: Danilo Petrucci (Ducati Team)
Aragón-1: Alex Rins (Suzuki Ecstar)
Aragón-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Valencia-1: Joan Mir (Suzuki Ecstar)
Valencia-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Portimão: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech3)

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