Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Pit Beirer (KTM): Wird jemand Stahlrahmen kopieren?

Von Günther Wiesinger
Ducati hat 2007 die MotoGP-WM mit Casey Stoner und einem Stahlrahmen gewonnen. Heute vertraut nur KTM auf dieses Konzept. Wird sich das in absehbarer Zeit ändern?

Am Tag nach dem ersten MotoGP-Sieg von Brad Binder in Brünn hat sich ein Konkurrenz-Team für die Federelemente der KTM-eigenen Firma WP Suspensions interessiert, die in der Königsklasse seit vier Jahren exklusiv an der KTM RC16 verbaut werden. Das verriet Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM, im Interview mit SPEEDWEEK.com.

Zur Erinnerung: Alle anderen Teams und Hersteller bauen in der MotoGP-Klasse Gabel und Federbeine von Öhlins ein. Doch daran wird sich auch 2021 nichts ändern. WP bleibt exklusiv-Ausrüster des österreichischen Werks, auch in der Moto3-WM. In dieser Klasse werden auch die zur Pierer Mobility AG gehorogen Marken Husqvarna und GASGAS mit WP ausgestattet.

Mit dem Gitterrohrstahlrahmen verfügt KTM über ein weiteres Alleinstellungsmerkmal in der «premier class». Ducati hat 2017 die MotoGP-WM mit einem Stahlrahmen gewonnen, ist aber nachher auf ein Karbon-Monocoque umgestiegen und hat nach der Verpflichtung von Valentino Rossi ein Alu-Chassis nach dem Vorbild von Yamaha gebaut. Rossi soll damals sogar seine WM-Yamaha von 2009 für einige Zeit als Anschauungsmaterial nach Borgo Panigale geliefert haben, wurde damals berichtet. Von 2013 bis Ende 2018 wurden die Ducati-Alu-Fahrwerke übrigens bei Suter Industries in der Schweiz konstruiert und erzeugt, jetzt in Italien.

Pit Beirer rechnet vorläufig nicht damit, dass ein anderer MotoGP-Hersteller vom Alu-Chassis auf einen Stahlrahmen umsteigt.

Pit, würdest du dich wundern, wenn in absehbarer Zeit wieder irgendein MotoGP-Hersteller mit einem Stahlrahmen experimentieren würde?

Schon, ja.

Man kann ja die Frage umdrehen: Wir sind lange Zeit vorwurfsvoll gefragt worden, warum wir nicht ein Alu-Chassis bauen und stur auf einen anderen Werkstoff vertrauen als alle Kontrahenten.

Unser Firmenchef Stefan Pierer hat bei diesem Thema immer betont: «Stahlrahmen sind die DNA von KTM, das ist unsere Religion, auf diesem Gebiet sind wir weltweit Technologie-Marktführer.»

Wir haben uns aber über Jahre hinweg Erfahrung bei den Stahlrahmen aufgebaut und einige Spezialisten auf diesem Gebiet zu KTM Factory Racing nach Munderfing geholt. Wir haben auf diesem Sektor eine Menge Wissen aufgebaut. Deshalb vertrauen wir auf diesen Werkstoff.

Und genau wie wir jetzt nicht über Nacht sinnvollerweise auf Aluminium-Chassis umstellen werden, sehe ich so einen schritt auch nicht bei den Konkurrenten.

Aber definitiv kann ich diese Frage nicht beantworten. Die in der MotoGP-WM vertretenen Werk sind alle sehr groß. Wenn es sie interessiert, wie sich so ein Fahrzeug mit Stahlrahmen anfühlt, werden sie es natürlich irgendwann einmal probieren. Aber im Moment kann ich es mir nicht vorstellen.

Vor allem möchten wir niemand zum Glück zwingen. Wir genießen es momentan lieber dass der Stahlrahmen für uns ein Vorteil ist.

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