Valentino Rossi sucht das Glück

Rekorde und Zahlen der verrückten MotoGP-Saison 2020

Von Nora Lantschner
Die MotoGP-Sieger 2020: Maverick Viñales, Franco Morbidelli, Joan Mir, Alex Rins, Fabio Quartararo (erste Reihe) sowie Brad Binder, Andrea Dovizioso, Miguel Oliveira und Danilo Petrucci (dahinter)

Die MotoGP-Sieger 2020: Maverick Viñales, Franco Morbidelli, Joan Mir, Alex Rins, Fabio Quartararo (erste Reihe) sowie Brad Binder, Andrea Dovizioso, Miguel Oliveira und Danilo Petrucci (dahinter)

Der Ausbruch der Corona-Pandemie wirbelte den Ablauf der Saison 2020 durcheinander, aber auch die Kräfteverhältnisse auf der Strecke wurden immer wieder auf den Kopf gestellt: Neun MotoGP-Sieger sind nur ein Beleg dafür.

2020 wird nicht nur als die Corona-Saison in die Geschichtsbücher der Motorrad-WM eingehen: Erstmals reichte dem MotoGP-Weltmeister ein Saisonsieg zum Titelgewinn – Joan Mir gewann beim Europa-GP in Valencia sein erstes und bisher einziges Rennen in der Königsklasse. Das entspricht bei 14 Saisonrennen einer Siegquote von nur 7,14 Prozent.

Zum Vergleich: Immerhin zwei Siege sammelten auf dem Weg zum Titel Nicky Hayden 2006 (Siegquote von 11,76 Prozent), Umberto Masetti 1952 (25 Prozent) und 1950 (33,33 Prozent) sowie Leslie Graham 1949 (33,33 Prozent).

Nach dem Saisonfinale in Portimão standen bei Mir, Suzukis erstem Champion seit Kenny Roberts jr. im Jahr 2000, genau 171 Punkte zu Buche. Das entspricht 48,85 Prozent der maximal möglichen Punkteausbeute in den 14 ausgetragenen MotoGP-Rennen. Nur bei Masetti war die Ausbeute 1952 mit 43,75 Prozent noch niedriger.

Mathematisch gesehen waren drei Grand Prix vor Schluss sogar noch 14 MotoGP-Piloten im Titelrennen. Das hatte es noch nie gegeben, seit das aktuelle Punktesystem 1993 eingeführt wurde. Zu diesem Zeitpunkt der Saison lagen auch nur 32 Punkte zwischen dem WM-Leader (Mir) und dem Gesamtsechsten (Rins) – ebenfalls ein Novum.

Bezeichnend für das ausgeglichene Feld: Drei der diesjährigen MotoGP-Rennen schafften es in die Top-8 der engsten Klassements in der Geschichte der «premier class». Beim Aragón-Sieg von Alex Rins überquerten die Top-15 die Ziellinie innerhalb von nur 15,941 Sekunden. Nur beim Saisonauftakt 2019 in Doha war es noch knapper:

1. Losail 2019, Sieger Dovizioso, Top-15 in 15,093 sec
2. Aragón-1 2020, Sieger Rins, Top-15 in 15,941
3. Assen 2018, Sieger Marc Márquez, Top-15 in 16,043
4. Misano-1 2020, Sieger Morbidelli, Top-15 in 20,152
5. Brünn 2018, Sieger Dovizioso, Top-15 in 23,159
6. Losail 2018, Sieger Dovizioso, Top-15 in 23,287
7. Buriram 2018, Sieger Marc Márquez, Top-15 in 23,628
8. Brünn 2020, Sieger Brad Binder, Top-15 in 24,597
9. Aragón 2017, Sieger Marc Márquez, Top-15 in 26,082
10. Phillip Island 2017, Sieger Marc Márquez, Top-15 in 26,168

Mehr unterschiedliche GP-Sieger denn je

Für Spannung und Abwechslung war 2020 auf jeden Fall gesorgt, obwohl sich der Notfallkalender nur noch aus 14 Grand Prix auf neun Strecken zusammensetzte: Wir erlebten neun unterschiedliche MotoGP-Sieger (Rekordanzahl aus der Saison 2016 egalisiert) und 15 Fahrer fuhren zumindest einmal auf das Podest. Mit Fabio Quartararo (Jerez-1), Brad Binder (Brünn), Miguel Oliveira (Spielberg-2), Franco Morbidelli (Misano-1) and Joan Mir (Valencia-1) gab es erstmals fünf Premierensieger in einer Saison. Insgesamt 114 Fahrer haben sich damit seit 1949 in die Siegerlisten der «premier class» eingetragen.

Dazu passt: Über alle WM-Klassen gab es in diesem Jahr 26 unterschiedliche GP-Sieger – das ist Rekord. 2016 waren es noch 25, damals allerdings noch in 18 Grand Prix (2020 nur deren 15 für Moto3 und Moto2 bzw. 14 für MotoGP).

Ein weiterer Meilenstein: KTM gewann dank Rookie Binder erstmals in der MotoGP-WM, Oliveira legte zwei weitere Siege für die Österreicher drauf. Der Südafrikaner und der Portugiese schrieben damit auch Geschichte als erste MotoGP-Sieger ihres Landes. Oliveira schaffte das passenderweise beim Steiermark-GP auf dem Red Bull Ring – dem 900. Rennen in der Geschichte der Königsklasse.

9,79 Prozent der bisher ausgetragenen 909 «premier class»-Rennen entschied übrigens Valentino Rossi für sich. Der neunfache Weltmeister verpasste zwar seinen 200. Podestplatz in der Königsklasse noch (199 sind auch schon Rekord), seit seinem dritten Platz beim Andalusien-GP ist er aber der siebtälteste Fahrer, der je auf dem Podium der höchsten Klasse stand. Am besagten Rennsonntag in Jerez war der «Dottore» genau 41 Jahre und 161 Tage alt. Damit war er der erste Fahrer seit Jack Findlay 1977, dem dieser Sprung aufs Treppchen mit 41 Jahren oder mehr gelang. Findlay schaffte dies übrigens bei seinem Sieg im Österreich-GP 1977, damals war der Australier 42 Jahre und 85 Tage alt.

Was uns 2020 definitiv gefehlt hat, war der sechsfache MotoGP-Champion Marc Márquez. Weil sich der Titelverteidiger schon beim verspäteten Saisonauftakt in Jerez schwer am rechten Oberarm verletzte und Rossi dann aufgrund einer Covid-19-Erkrankung auf das Aragón-Doppel verzichten musste, stand im MotorLand erstmals seit 1999 kein «premier class»-Weltmeister in der Startaufstellung eines MotoGP-Rennens.

Alle MotoGP-Sieger 2020

Jerez-1: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Jerez-2: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Brünn: Brad Binder (Red Bull KTM)
Spielberg-1: Andrea Dovizioso (Ducati Team)
Spielberg-2: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech 3)
Misano-1: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Misano-2: Maverick Viñales (Monster Yamaha)
Catalunya: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Le Mans: Danilo Petrucci (Ducati Team)
Aragón-1: Alex Rins (Suzuki Ecstar)
Aragón-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Valencia-1: Joan Mir (Suzuki Ecstar)
Valencia-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Portimão: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech3)

MotoGP-Pole-Positions 2020

Jerez-1: Fabio Quartararo (Yamaha)
Jerez-2: Fabio Quartararo (Yamaha)
Brünn: Johann Zarco (Ducati)
Spielberg-1: Maverick Viñales
Spielberg-2: Pol Espargaró (KTM)
Misano-1: Maverick Viñales (Yamaha)
Misano-2: Maverick Viñales (Yamaha)
Catalunya: Franco Morbidelli (Yamaha)
Le Mans: Fabio Quartararo (Yamaha)
Aragón-1: Fabio Quartararo (Yamaha)
Aragón-2: Takaaki Nakagami (Honda)
Valencia-1: Pol Espargaró KTM)
Valencia-2: Franco Morbidelli (Yamaha)
Portimão: Miguel Oliveira (KTM)

MotoGP-Podestplätze 2020

Yamaha: 12
Morbidelli 5 (3x Platz 1, 1x Platz 2, 1x Platz 3)
Quartararo 3 (3x Platz 1)
Viñales 3 (1x Platz 1, 2x Platz 2)
Rossi 1 (1x Platz 3)

Suzuki: 11
Mir 7 (1x Platz 1, 3x Platz 2, 3x Platz 3)
Rins 4 (1x Platz 1, 2x Platz 2, 1x Platz 3)

Ducati: 9
Miller 4 (3x Platz 2, 1x Platz 3)
Dovizioso 2 (1x Platz 1, 1x Platz 3)
Petrucci 1 (1x Platz 1)
Zarco 1 (1x Platz 3)
Bagnaia 1 (1x Platz 2)

KTM: 8
Pol Espargaró 5 (5x Platz 3)
Oliveira 2 (2x Platz 1)
Brad Binder 1 (1x Platz 1)

Honda: 2
Alex Márquez 2 (2x Platz 2)

Aprilia: 0

Endstand Fahrer-WM nach 14 Rennen:

1. Mir 171 Punkte. 2. Morbidelli 158. 3. Rins 139. 4. Dovizioso 135. 5. Pol Espargaró 135. 6. Viñales 132. 7. Miller 132. 8. Quartararo 127. 9. Oliveira 125. 10. Nakagami 116. 11. Binder 87. 12. Petrucci 78. 13. Zarco 77. 14. Alex Márquez 74. 15. Rossi 66. 16. Bagnaia 47. 17. Aleix Espargaró 42. 18. Crutchlow 32. 19. Bradl 27. 20. Lecuona 27. 21. Smith 12. 22. Rabat 10. 23. Pirro 4.

Endstand Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 221 Punkte. 2. Yamaha 204. 3. Suzuki 202, 4. KTM 200. 5. Honda 144. 6. Aprilia 51.

Team-WM nach 14 Rennen:

1. Team Suzuki Ecstar 310 Punkte. 2. Petronas Yamaha SRT 248. 3. Red Bull KTM Factory Racing 222. 4. Ducati Team 213. 5. Pramac Racing 163. 6. Monster Energy Yamaha MotoGP 178. 7. Red Bull KTM Tech3, 152. 8. LCR Honda 148. 9. Repsol Honda Team 101. 10. Esponsorama Racing 87. 11. Aprilia Racing Team Gresini 54.

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