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Danilo Petrucci: «Bin dreimal auf der KTM gesessen»

Von Günther Wiesinger
KTM-Neuzugang Danilo Petrucci einigte sich im Juni kurz nach der angekündigten Trennung von Ducati mit KTM. Jetzt darf er erstmals offen über seinen Transfer sprechen.

Der Ducati-Werksvertrag von Danilo Petrucci ist am 31. Dezember ausgelaufen, deshalb kann der zweifache MotoGP-Sieger jetzt erstmals über seine Zukunft beim Tech3-KTM und über das Zustandekommen des Vertrags mit dem österreichischen Hersteller sprechen. Bei KTM wurde im Juni ein MotoGP-Platz für 2021 frei, weil Pol Espargaró den Wechel zu Repsol-Honda ankündigte und Jorge Martin trotz eines Vorvertrags seinen Platz bei Tech3-KTM gegen einen Deal mit Pramac-Ducati tauschte.

Im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com verrät der 30-jährige Danilo Petrucci, WM-Sechster 2019 und zweifacher MotoGP-Sieger, warum er immer schon mit KTM geliebäugelt hat und warum ihn die erfolgreiche Marke (größter Motorradhersteller in Europa, 314 WM-Titel gewonnen, 75 Werksfahrer im Jahr 2021) so beeindruckt.

Danilo, du hast bereits am 17. Juni mit deinem Manager Alberto Vergani die Rennabteilung von KTM in Munderfing besucht. Jetzt darfst du darüber sprechen.

Ich muss mich zuerst noch einmal bei Gigi Dall’Igna bedanken, dass er mir im Frühjahr so früh gesagt hat, ich solle mir ein neues Team suchen. So hatte ich die Chance, mit anderen Werken zu sprechen.

Mein Ziel war es schon immer, mit KTM zu fahren. Mir hat dieser Hersteller immer schon gefallen. Jetzt kann ich verraten, dass es die einzige Marke ist, von der ich mir Motorräder gekauft habe. Denn ich liebe die Offroad-Bikes von KTM.

Ich habe auch die Arbeit von KTM seit langem bewundert. Denn sie beteiligen sich an so vielen Meisterschaften in so vielen unterschiedlichen Disziplinen. Und sie haben überall gewonnen, in jeder Kategorie, in der sie angetreten sind.

Ich wollte immer schon für KTM fahren. Natürlich wäre ich lieber dank sportlicher Erfolge zu KTM gekommen und nicht wegen der Bewegungen auf dem Transfermarkt.

Aber als Profirennfahrer muss man die Chancen nutzen, die sich bieten.

Am Ende war ich froh, dass mich Ducati so früh rausgeschmissen hat. Denn ich fand sofort ein neues Team.

Die Entscheidung von Ducati war also für alle Beteiligtem von Vorteil. Das ist gut. Ich habe deshalb weiter ein gutes Verhältnis mit allen Leuten bei Ducati.

Warst du beeindruckt, als du die Einrichtungen von KTM Factory Racing in Österreich gesehen hast?

Ja, es war sehr eindrucksvoll. Es war sehr nett, wir wurden sehr freundlich willkommen geheißen, als wir uns mit Pit Beirer, Mike Leitner und Jens Hainbach an einen Tisch gesetzt haben.

Ich durfte die ganze Rennabteilung besichtigen. Das war wirklich wie eine Boutique. Es war unglaublich. Die Rennabteilung ist ein Traum.

Ich war noch nie in so einem Racing Departement, in dem du alle Rennmotorräder mit all den Technikern an der Arbeit sehen kannst.
Ich durfte alles betrachten, alle Bikes, alle Motoren.

Das war sehr eindrucksvoll. Ein unvergesslicher Tag.

Er wird mir immer in Erinnerung bleiben. Denn am Nachmittag, als wir uns verabschiedet haben, haben wir uns symbolisch die Hände geschüttelt und uns mündlich auf einen guten Vertrag geeinigt.

Ich hatte das Gefühl, dass unsere Gesprächspartner bei KTM genau so glücklich waren wie ich.

Warst du auch im Stammwerk in Mattighofen und in der Motohall?

Nein, wir haben im Restaurant bei der Motohall zu Mittag gegessen. Aber für einen Besuch des Museums war keine Zeit. Das werde ich alles beim nächsten Besuch nachholen.

Hast du auch die WP Suspension-Fabrik in Munderfing besichtigt?

Nen, ich habe das Gebäude nur von außen gesehen.

Dafür bin ich durch die KTM-Rennabteilung spaziert und bin auf ein Dakar-Werksmotorrad geklettert... Danach folgte das Meeting im Büro von Pit.

Es war ein sehr angenehmer Nachmittag. Ich hatte die ganze Zeit ein wohltuendes Gefühl.

Nach langer Zeit habe ich wieder Menschen gefunden, die wirklich auf meine Fähigkeiten vertrauen und mit mir zusammenarbeiten wollen.
Es ist wichtig für mich, jetzt Teil dieses KTM-Projekts zu sein.

Tech3-Teamchef Hervé Poncharal hat mir erzählt, dass du der KTM-Box einmal aus Versehen einen Besuch abgestattet hast, sie bei dieser günstigen Gelegenheit gleich eine Sitzprobe gemacht und deine genauen Abmessungen aufgeschrieben haben.

Ja, vor dem Saisonstart wurden schon alle Maße genommen, auch ein Sitz wurde bereits vorbereitet und meine genau Position auf dem Motorrad ausgekundschaftet.

Ich war sogar schon in Köln im Windkanal.

Ich darf jetzt verraten: Ich habe das Motorrad schon dreimal ausprobiert. Aber der Motor ist leider nie gestartet worden… (Er lacht.)

Die MotoGP-Karriere von Danilo Petrucci

2012. WM-19. auf Ioda-Aprilia und Suter-BMW, 27 Punkte
2013: WM-17. auf Suter-BMW, 26 Punkte
2014. WM-20. auf ART-Aprilia, 17 Punkte
2015: WM-10. auf Ducati, 113 Punkte
2016: WM-14. auf Ducati, 75 Punkte
2017: WM-8. auf Ducati, 112 Punkte
2018. WM-8. auf Ducati, 124 Punkte
2019: WM-6. auf Ducati, 176 Punkte
2020: WM-12. auf Ducati, 78 Punkte

MotoGP-Podestplätze (total 10)

2015: Platz 2 in Silverstone
2017: Platz 3 in Mugello, Platz 2 in Assen, Platz 2 in Misano, Platz 3 in Motegi
2018: Platz 2 in Le Mans
2019: Platz 3 in Le Mans, Sieg in Mugello, Platz 3 in Catalunya
2020: Sieg in Le Mans

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