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Was in Corona-Zeiten von der MotoGP-Vorfreude bleibt

Von Michael Scott
HRC-Testfahrer Stefan Bradl am 21. Januar in Jerez

HRC-Testfahrer Stefan Bradl am 21. Januar in Jerez

Das MotoGP-Jahr 2021 begann mit Absagen, Verschiebungen und Planänderungen. Trotzdem steigt die Vorfreude – nicht zuletzt nach den ersten Testkilometern von Stefan Bradl auf der überarbeiteten RC213V.

Dorna und Co. waren im Vorjahr bewundernswert hartnäckig und haben dadurch – dem Virus zum Trotz – eine würdige Weltmeisterschaft auf die Beine gestellt. In diesem Jahr tritt Covid-19 nach, ein unnachgiebiges und unvorhersehbares Übel.

Der Reigen der Absagen und Verschiebungen wurde bereits eröffnet, die Überseerennen in Argentinien und den USA waren die ersten Opfer. Ein Doppel-Event in Katar ist ein erster Rettungsversuch und sollte – nach aktuellem Stand – tatsächlich über die Bühne gehen. Momentan ist für Losail sogar der Verkauf von Zuschauer-Tickets geplant.

Die nächste Planänderung, Portimão als dritter Halt im WM-Kalender, wird von der bedrohlichen Corona-Lage in Portugal untergraben. Das Hochrisikogebiet riegelte am Sonntag die Grenzen ab.

Über allen Übersee-Veranstaltungen hängt ohnehin ein dickes Fragezeichen, vor allem Australien. Gleichzeitig haben immer strengere Reise- und Quarantänebestimmungen Europa fest im Griff. Unterschiedliche Länder haben andere Vorgehensweisen. Aber für die MotoGP, im Grunde ein Wanderzirkus, ist das Reisen zwischen den Ländern nervenaufreibender denn je.

Der Kalender bleibt eine Baustelle, gleichzeitig droht zumindest eine erste Saisonhälfte ohne zahlende Zuschauer, die ein Event aus finanzieller Sicht erst tragfähig machen würden. Die viel zitierte «neue Normalität» lässt also auf sich warten. So sieht es nicht danach aus, als hätten es die Motorradrennserien 2021 viel leichter als im Vorjahr, als die Pandemie die Welt unvorbereitet traf.

Da tut es gut zu sehen, dass einige Rennsporttraditionen noch lebendig sind, auch wenn in angepasster Form.

Damals, in einer Zeit, an die sich die meisten von uns gar nicht mehr erinnern, gab es noch eine traditionelle Weltmeisterschaft.

Damit Sie wissen, was ich meine: Die echten Schiebestarts (und diese Atmosphäre, wenn es in der Startaufstellung so still ist!) und mindestens vier WM-Klassen – und Fahrer, die an einem Wochenende mehr als eine Kategorie bestreiten. Und Seitenwagen, die einen besonderen Zweck erfüllten. Sobald die Streckenverhältnisse schwierig waren – egal ob Nebel, Wasser, Eis, Hagel oder Schnee – gab es eine einfache Lösung: Schickt die Seitenwagen raus!

Leider wurden die Dreiräder schon längst in den Schatten verbannt.

Aber es gibt einen Ersatz: Die Superbike-Maschinen, die beim Jerez-Test Ende Januar das Terrain fürs Rennfahren sondieren sollten. Leider war es ein nasses Terrain, die zwei geplanten Tage fielen buchstäblich ins Wasser, weil kein Superbike-WM-Team einen der kostbaren limitierten Testtage im Regen vergeuden will.

Für die MotoGP geht das Konzept, die Superbike-Tests zu eigenen Zwecken zu nutzen, tatsächlich ein bisschen weiter als meine Versuche, mit nicht ganz ernstgemeinten Bemerkungen die Stimmung zu heben. Honda schickte ihren Testfahrer Stefan Bradl in Jerez auf die Strecke, mit einigen Updates an der RC213V. Er hat am Ende sogar eine Handvoll Runden abgespult.

Aufmerksame Beobachter, die ungeduldig auf Neuigkeiten warten, erspähten eine verstärkte Karbonschwinge und ein verstärktes Rahmenhinterteil. Auch wenn aus der Ferne (auch die Kollegen von GPOne.com schossen eine Reihe von Bildern) und ohne kalibrierte Messwerkzeuge natürlich nicht festzustellen ist, wie sehr die Komponenten verstärkt wurden. Die Steifigkeit eines Chassis ist eine subtile Kunst, die mit bloßem Auge kaum zu erkennen ist.

Aus Gründen der Kostensenkung wurde die MotoGP-Entwicklung in Covid-19-Zeiten großteils eingefroren, abgesehen vom Chassis und dem erlaubten Update des Aero-Bodys. Man wird sich also mit Detailarbeit begnügen müssen. Und – zu diesem Zeitpunkt – Spekulationen.

In der Pre-Season steigt eigentlich die Vorfreude. So soll es auch in diesem Jahr sein. Es ist die Zeit, in der alles möglich scheint. Sogar dass Aprilia abräumen wird.

Gleichzeitig fällt es einem schwer, diese Beklommenheit zu ignorieren. Die Schwierigkeiten, mit denen sich die MotoGP konfrontiert sieht – und die Welt generell – sind ganz ohne Zweifel «Game-Changer». Daran ändern auch die Superbike-Tests wenig, vor allem weil die super schnellen Straßenmotorräder, auf denen die seriennahe Weltmeisterschaft basiert, selbst zu den Dinosauriern gezählt werden müssen.

Wenn der Rennsport eine Relevanz für die gegenwärtige Motorradbranche haben soll, dann müssen alternative Antriebsformen erforscht und entwickelt werden. Das bedeutet, dass die MotoE viel bedeutender ist als die damit verbundene Begeisterung, die auch in der zweiten Weltcup-Saison gegen Null ging. Der Weg ist noch lang, bis die Motorsportfanatiker die surrende Elektro-Serie annehmen werden, in der die Bikes aktuell noch so schwer sind, dass der Fahrer sein Gerät nach einem Sturz gar nicht allein aufheben kann.

Unterdessen ist es wahrscheinlich ratsam, nicht so weit vorauszuschauen. Ich sage wieder eine zusammengestutzte WM-Saison voraus, hauptsächlich in Europa, mit einer reduzierten Anzahl an Rennen und mehreren «Und täglich grüßt das Murmeltier»-Doppelevents auf derselben Strecke.

Aber zumindest bleibt uns die berechtigte Hoffnung, dass die Rennen mindestens genauso spannend und aufregend sein werden wie 2020.

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