Valentino Rossi sucht das Glück

MotoGP: Das Geheimnis der neuen Startnummern

Von Günther Wiesinger
Drei prominente GP-Fahrer mussten sich 2019 von ihren angestammten Startnummern trennen; 2020 musste sich Brad Binder neu orientieren, nun planen die Rookies Martin und Bastianini um. Die Hintergründe sind interessant.

Als das Moto2-Trio Miguel Oliveira, Francesco «Pecco» Bagnaia und Joan Mir 2019 in die MotoGP-WM aufgestiegen ist, waren ihre angestammten Startnummern 44, 42 und 36 in der «premier class» schon besetzt. Deshalb mussten damals einige prominente GP-Piloten ihre Startnummern wechseln. Zum Beispiel Moto2-Weltmeister Francesco «Pecco» Bagnaia in der Debütsaison bei Pramac-Ducati und Vizeweltmeister Miguel Oliveira bei Red Bull Tech3-KTM. Denn die beiden traten in der Moto2-Klasse mit den Startnummern 42 und 44 an, die in der MotoGP traditionell von Alex Rins und Pol Espargaró beansprucht wurden.

Bagnaia fuhr 2019 erstmals neben Jack Miller bei Pramac-Ducati und musste bei der Startnummernvergabe einen neuen Vorschlag einreichen. Er entschied sich für die Nummer 63. Der Italiener ist in dieser Hinsicht Kummer gewöhnt. Denn als er für das Team SKY VR46 erstmals die Moto3-WM bestritt, nahm er die Nr. 21, weil der TV-Sender SKY zum US-Konzern «21st Century Fox» gehört.

Als Bagnaia für 2017 in die Moto2-Klasse aufstieg, musste er die Nr. 21 abgeben, weil sie dort von Franco Morbidelli beschlagnahmt wurde. Er entschied sich für eine Verdoppelung – und wählte statt der 21 die 42. Das war nicht sehr weitblickend, denn in der MotoGP-Klasse gehörte die #42 damals bereits dem Suzuki-Werksfahrer Alex Rins. Also addierte Bagnaia für 2019 in der MotoGP noch einmal 21 dazu und besetzte damit die Nr. 63, die ihm jetzt noch gehört. Denn es gilt: Wer die Älteren Rechte in der jeweiligen Kategorie hat, darf seine Startnummer behalten.

Miguel Oliveira, der 2019 als erster Portugiese in der Königsklasse fuhr, beim Red Bull-Tech3-KTM-Kundenteam von Hervé Poncharal neben Hafizh Syahrin aufmarschierte und in Spielberg starker Achter wurde, musste sich 2019 aus Respekt gegenüber seinem KTM-Teamkollegen Pol Espargaró (#44) um eine andere Nummer umsehen. Er verdoppelte die 44 auf 88 – und gewann damit im Vorjahr zwei Rennen – in Spielberg und Portimão. Jetzt steht Oliveira mit der #88 einem anderen MotoGP-Neuling im Weg. Jorge Martin, Moto3-Weltmeister 2018 auf Gresini-Honda, hatte in den kleinen Klassen (Moto3 und Moto2) die Nummer 88 gepachtet und muss jetzt als MotoGP-Rookie 2021 bei Pramac Ducati wegen Oliveira auf die #89 aufrunden.

Joan Mir, Moto3-Weltmeister 2017 auf der Leopard-Honda, durfte hingegen 2019 seine angestammte Nr. 36 von Marc VDS in der Moto2 zu Suzuki Ecstar in die MotoGP mitbringen. Seine Nummer 36 gehörte zwar bis dahin dem 36-jährigen Mika Kallio. Aber der Red Bull-KTM-Testfahrer aus Finnland war kein Fixstarter, deshalb durfte ihm Joan Mir nach aktuellem Recht seine angestammte Nr. 36 abspenstig machen. Der Neuseeländer Brian Harden, Electronic Engineer bei Red Bull-KTM-Pilot Mika Kallio, nahm es gelassen. «Mika fuhr ja eigentlich mit der Nummer 'minus 36°'. Die hätten wir behalten können», schmunzelte er.

Mika Kallio stellte tatsächlich auf seiner Verkleidung jahrelang ein «-36°» zur Schau. Mit diesem Minuszeichen wies er einmal vor einigen Jahren auf den Temperaturunterschied zwischen seiner finnischen Heimat und der Hitze beim ersten Sepang-Test im Februar hin, der ihm arg zu schaffen machte. «Statt der #36 war die Nummer 66 frei, also habe ich sie genommen», erklärte Mika vor zwei Jahren. Doch beim Aragón-GP 2019 stieg Kallio als Stammfahrer anstelle des entlassenen Johann Zarco auf die Werks-KTM RC16. Er wählte diesmal die Nummer 82. «Ich hatte zur #66 eigentlich kein Verhältnis. Also habe ich die Nr. 82 genommen, mit der ich 2001 in der 125er-WM debütiert habe», erklärte Kallio.

Maverick Viñales wollte nach der verpatzten Saison 2018 ebenfalls eine andere Startnummer. Weil Tom Lüthi in die Moto2-WM zurückkehrte, nahm er sich statt der #25 die #12. «Sie hat mir früher schon oft Glück gebracht», erwähnte der Yamaha-Star.

2020 kamen wieder drei Rookies in die MotoGP-WM: Brad Binder, Alex Márquez und Iker Lecuona. Nur Brad Binder musste sich eine neue Startnummer aussuchen, weil die 41 traditionell von Aleix Espargaró beschlagnahmt wird. «Ich habe mich für die 33 entschieden, weil ich damit ein Design wählen konnte, das an meine Initialen BB erinnert», sagte der Red Bull-KTM-Werksfahrer, der gleich sein drittes MotoGP-Rennen gewann.

Rookie Alex Márquez konnte bei Repsol-Honda 2020 weiter die #73 nehmen, er nimmt sie jetzt zu LCR-Honda mit. Und Iker Lecuona fährt wie in der Moto2-WM mit der #27. Denn die Nummer 27 wurde in der Königsklasse seit Casey Stoners Rücktritt von keinem Fahrer mehr beansprucht.

Von den drei Rookies kann nur Luca Marini (#10) seine aus der Moto2 bekannte Startnummer mitnehmen. Da Binder weiter auf der #33 beharrt, gibt es Weltmeister Enea Bastianini etwas billiger – er wählte statt der 33 die 23.

MotoGP: Die Startnummern und Fahrer 2021

05 Johann Zarco (F), Pramac Racing, Ducati
09 Danilo Petrucci (I), Tech3 KTM Factory Racing, KTM
10 Luca Marini (I), Esponsorama Racing, Ducati
12 Maverick Viñales (E), Monster Energy Yamaha, Yamaha
20 Fabio Quartararo (F), Monster Energy Yamaha, Yamaha
21 Franco Morbidelli (I), Petronas Yamaha SRT, Yamaha
23 Enea Bastianini (I), Esponsorama Racing, Ducati
27 Iker Lecuona (E), Tech3 KTM Factory racing, KTM
30 Takaaki Nakagami (J), LCR Idemitsu Honda, Honda
32 Lorenzo Savadori (I), Aprilia Racing Team Gresini, Aprilia
33 Brad Binder (ZA), Red Bull KTM Factory Racing, KTM
36 Joan Mir (E), Team Suzuki Ecstar, Suzuki
41 Aleix Espargaró (E), Aprilia Racing Team Gresini, Aprilia
42 Alex Rins (E), Team Suzuki Ecstar, Suzuki
43 Jack Miller (AUS), Ducati Team, Ducati
44 Pol Espargaró (E), Repsol Honda Team, Honda
46 Valentino Rossi (I), Petronas Yamaha SRT, Yamaha
63 Francesco Bagnaia (I), Ducati Team, Ducati
73 Alex Márquez (E), LCR Honda Castrol, Honda
88 Miguel Oliveira (P), Red Bull KTM Factory Racing, KTM
89 Jorge Martin (E), Pramac Racing, Ducati
93 Marc Márquez (E), Repsol Honda Team, Honda

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