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Marc Márquez: Eine Rennteilnahme ist unverantwortlich

Von Günther Wiesinger
Die ramponierte Honda von Márquez nach dem Warm-Up-Crash

Die ramponierte Honda von Márquez nach dem Warm-Up-Crash

Marc Márquez wurde zwar in Sachsen von Dr. Angel Charte nach seinem fünften Crash in 40 Stunden für fit erklärt. Aber alles andere als ein Rückzug vom Rennen wäre purer Leichtsinn.

Wenn die umstrittenen HRC-Manager von Shinji Aoyama, Koji Watanabe über Tetsuhiro Kuwata bis zu Shinichi Kokubu sowie Ken Kawauchi und dem daheim gebliebenen Alberto Puig noch halbwegs bei Sinnen sind, dann ziehen sie Marc Márquez vom heutigen GP von Deutschland zurück. Denn nicht einmal im Cricket, Golf, Fußball oder Eishockey würde man einen Sportler an einem Wettbewerb teilnehmen lassen, wenn er in 40 Stunden fünf solche Unfälle erlebt hätte wie der sechsfache MotoGP-Weltmeister jetzt auf dem Sachsenring.

«Eine Gehirnerschütterung kann bei einem Unfall von jedem Teil des Körpers ausgelöst werden, man muss nicht unbedingt auf den Kopf fallen», erklärte ein renommierter Sportarzt nach dem MotoGP-Warm-up im Fahrerlager des Sachsenrings.

«So wie Marc im feuchten dritten Training Samstagfrüh ans Werk gegangen ist, das ist völlig unverständlich. Besonders dieser Highsider war völlig unnötig», stellte ein Insider fest. «Es hat sich ja abgezeichnet, dass die Piste auftrocknen wird. Und es ging um gar nichts!»

Dass die HRC-Verantwortlichen den Repsol-Honda-Werksfahrer am Samstag immer wieder aufs Motorrad steigen liessen, begreift kein Mensch. Man wusste ja vom Mandalika-GP 2022, als Marc im Warm-up den vierten Sturz des Wochenendes fabrizierte und er zum dritten Mal in seiner Laufbahn mit einer «double vision» (Doppelsichtigkeit) ausfiel, dass mit solchen Vorfällen und Blessuren nicht zu spassen ist.

Dass der blinde Ehrgeiz manchmal mit Marc Márquez durchbrennt, wissen wir spätestens seit den zwei Jerez-GP im Juli 2020. Sein Gemütszustand beim Deutschland-GP wirkte fragwürdig.

Zum Vergleich: Auch Fabio Quartararo verfügt über kein konkurrenzfähiges Material. Aber er macht das Beste daraus und wartet auf bessere Zeiten, ohne seinen Körper immer weiter zu verstümmeln – wie sein Gegner aus Spanien.  

Warum MotoGP Medical Director Dr. Angel Charte den Spanier für «fit to race» erklärt hat, muss der Spanier mit sich selbst und mit seinem Gewissen vereinbaren. Der gebrochene Daumen an der linken Hand ist jetzt wohl das kleinste Problem.

Aber man muss kein Medizinstudium abgeschlossen haben, um zu erkennen: Wenn ein Rennfahrer nach dem fünften Crash zuerst im Kiesbett sitzen bleibt, sich dann an der Airfences entlang hangelt, weil er offenbar von Schwindelgefühlen heimgesucht wird, dann ist er nicht bei bester Gesundheit. Nachher beugte sich Marc noch eine Weile über die Leitplanke, als er auf einen Rücktransport an die Boxen wartete.

In so einem Zustand sollte man kein 300 PS starkes und mehr als 300 km/h schnelles Motorrad mehr in Gang setzen.

Auch die Servicemannschaft von Lederhersteller Alpinestars ist gefordert: Fünf Kampfanzüge für die Nummer 93 wurden nach Deutschland mitgebracht, einige wurden inzwischen notdürftig repariert, ein neues ist nicht mehr vorrätig.

Marc Márquez ist mit einer Gage von 15 bis 20 Millionen Euro im Jahr der höchstbezahlte Mitarbeiter des Honda-Konzerns, der 17 Millionen motorisierte Zweiräder im Jahr herstellt.

Alles andere als eine Rennpause für den deutschen und den niederländischen Grand Prix würde gegenüber den Honda-Managern den Verdacht der vorsätzlichen Körperverletzung auslösen.

Die Repsol-Techniker machten die beiden Bikes aber in der Mittagspause startklar. Marc Márquez klagte auch über Schmerzen im rechten Knöchel. Nach 13 Uhr soll entschieden werden, ob er sich in der Lage fühlt, das 30-Runden-Rennen in Angriff zu nehmen. 

Auch wenn es sich die Zuschauer nicht wünschen. Es bleibt zu hoffen, dass Marc vielleicht trotz der heftigen Erschütterungen noch klar genug im Kopf, um den Rückzug anzutreten. WM-Punkte kann er in diesem Zustand vermutlich sowieso keine heimbringen.


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