Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Achtung, Satire! Die Honda-Lichtblicke vermehren sich

Kolumne von Günther Wiesinger
Bisher gibt es kein Anzeichen, dass Honda nach dreieinhalb tristen Jahren einen Ausweg aus dem MotoGP-Schlamassel findet. Aber die positiven Aspekte mehren sich. Man muss nur genau hinschauen.

Ist der Ruf erst ruiniert, lebst du weiter ungeniert, lautete eine Devise von Wilhelm Busch. Deshalb reagiere ich bestenfalls amüsiert, wenn ich als Honda-Hater bezeichnetet werde, nur weil ich mitunter Kritik an Honda übe, speziell dann, wenn sich der weltgrößte Motorradhersteller in der prestigeträchtigsten Motorradrennserie der Welt drei Jahre lang blamiert.

Aber ich verstehe die Situation der Honda-Fans und bemühe mich, jetzt einmal ein positives Fazit der MotoGP-Saison 2023 zu ziehen und die erfreulichen Ereignisse aus HRC-Sicht herauszustreichen.

1.) Marc Márquez steigert sich. Er brauste in Mugello an beiden Tagen aus der ersten Startreihe los und stürzte am Sonntag erst in der sechsten Runde, in Portimão kam er nur zwei Runden und drei Kurven weit.

2.) Marc Márquez hat sich in der Fahrer-WM beim Italien-GP vom 19. auf den 18. Platz verbessert. Er hat damit seinen ehemalige Teamkollegen und heutigen KTM-Testfahrer Dani Pedrosa übertrumpft, der aber mit seinen 37 Jahren nur einmal (Jerez) angetreten ist. Wenn Márquez in diesem Tempo weitermacht, kann er am Saisonende noch in die Top-Ten der Fahrer-WM vorstoßen.

3.) Die Behauptung, der Texas-GP-Sieg von LCR-Honda-Pilot Alex Rins 2023 sei eine Eintagsfliege gewesen, lässt sich spielend entkräften. Der Spanier stellte die Schlagkraft der Honda RC213V bei den nächsten drei Grand Prix unter Beweis, indem er null Punkte einsammelte.

4.) Der unverständliche Vorwurf, die HRC-Manager würden wegen ihrer untauglichen MotoGP-Maschinen an den Fahrern vorsätzliche Körperverletzung betreiben, entbehrt jeder Grundlage. Denn momentan sind nur zwei der vier Stammfahrer (Joan Mir und Alex Rins) verletzt.

5.) In der Konstrukteurs-WM hat Honda 2020 den fünften, 2021 den vierten und 2022 den sechsten und letzten Platz beschlagnahmt. Jetzt nützt Honda den Suzuki-Rückzug und die Yamaha-Schwäche gnadenlos aus und hat sich auf den vorletzten Platz verbessert. Dass Honda die doppelte Anzahl an Bikes im Feld hat, ist nützlich, aber soll diese bewunderswerte Leistung nicht schmälern.

6.) Die Honda-Manager beweisen seit Jahren viel Geschick und ein goldenes Händchen bei der Auswahl der Marc-Márquez-Teamkollegen. Jorge Lorenzo und Alex Márquez wurden vor lauter Begeisterung nur ein Jahr behalten; Pol Espargaró sehnte sich ab dem ersten Tag zu KTM zurück. Joan Mir hat 2023 schon fünf Punkte erobert und hält sich wegen seiner lebensgefährlichen Fingerverletzung bis auf weiteres von seinem Fahrzeug fern. 

7.) Es soll niemand behaupten, Honda sei in der MotoGP-WM auf allen Gebieten chancenlos. In der Sturzstatistik liegt Joan Mir mit zwölf Crashes unangefochten in Führung. Dabei war er nach den  Stürzen in Las Termas und Mugello jeweils am Sonntag zur Untätigkeit verdammt; sonst hätte er sich womöglich in der Sturz-Tabelle noch deutlicher abgesetzt.

8.) Marc Márquez klagte schon 2019, er brauche ein Motorrad, mit dem er nicht jedes Jahr 30 Stürze und unzählige Saves hinnehmen müsse. Tatsächlich wurden auf diesem Gebiet erhebliche Fortschritte erzielt. Denn Márquez crashte zum Beispiel 2022 in Mandalika in 48 Stunden viermal, in Mugello vor einer Woche an drei Tagen nur zweimal. Das erste sturzfreie Wochenende ist absehbar.

9.) Honda hat in diesem Jahr bei allen Sonntags-Rennen gepunktet. Auch hier zeichnet sich eine Steigerung ab, denn 2022 kam beim deutschen WM-Lauf kein einziger der vier Fahrer in die Punkte – zum ersten Mal seit ca. 40 Jahren.

10.) Alex Rins lag nach dem Texas-GP auf dem dritten WM-Rang, jetzt ist er WM-Elfter. Damals stellte sich die Frage, ob er in den Titelkampf eingreifen kann. Seine Aufholjagd ging irgendwie in die falsche Richtung los und ist im Sande verlaufen.

11.) Marc Márquez hat nach dem etwas holprigen Saisonstart zwar 116 Punkte Rückstand auf Bagnaia, das ist aber kein Grund zur Panik. Denn Pecco lag 2022 nach dem Sachsenring-GP 91 Punkte hinter Quartararo – und drehte den Spieß noch um. Außerdem denkt HRC langfristig. Es soll jetzt 2024 alles besser werden, obwohl der Durchbruch eigentlich schon für 2023 geplant war und jetzt noch ein bisschen warten muss.  

12.) In der Saison 2022 landeten die Honda-Fahrer in der Fahrer-WM auf den Rängen zwischen 13 und 18. Jetzt sieht die Situation deutlich besser aus: 11. Rins. 16. Nakagami. 18. Marc Márquez. 24. Mir. Und es ist noch nicht aller Tage Abend.

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