MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Pol Espargaró: «Ich war eine gute Option für Honda»

Von Günther Wiesinger
Pol Espargaró zählt zu den Fahrern, die sich Repsol-Honda als Ersatz für Marc Márquez vorstellen könnte. Aber der 32-jährige Spanier bleibt zumindest 2024 bei der Pierer-Gruppe. «Für 2025 bin ich dann frei.»

Mit dem 17. Platz im Sepang-MotoGP-Zeittraining machte Pol Espargaró natürlich am Freitag in Malaysia keine großartigen Schlagzeilen. Trotzdem machte er danach bei seinem Media Debrief ein paar brisante Aussagen – und zwar zum Thema Repsol-Honda, wo immer noch verzweifelt ein brauchbarer Ersatz für Marc Márquez gesucht wird.

Naja, der weltgrößte Motorradhersteller der Welt hatte ja nicht einmal ein halbes Jahr Zeit, sich auf dieses Szenario vorzubereiten, nachdem Marc schon bei allen Wintertests 0,7 und 0,8 sec verloren hatte. Und wer bei Honda nach den fünf Crashes auf dem Sachsenring noch meinte, der sechsfache MotoGP-Weltmeister würde sich so ein unwürdiges Schlamassel noch ein fünftes Jahr antun, dem darf man ein hohes Maß an Überheblichkeit oder Betriebsblindheit auf keinen Fall absprechen.

«Ich habe aus der Vergangenheit ein gutes Verhältnis zu Alberto Puig. Er bemüht sich, doch Honda steckt durch den Weggang von Marc sicher in einer sehr schwierigen Situation», stellte der spanische GASGAS-Tech3-Pilot fest. «Denn alle Spitzenfahrer haben direkte Verträge mit einem Werk. Das bedeutet, dass sie für die nächste Saison nicht verfügbar sind. Es ist eine mühselige Situation für Honda. Ja, ich habe ein Gespräch mit Alberto geführt, um herauszufinden, wie es bei ihnen aussieht.»

«Honda sucht einen Fahrer für ein Jahr, denn Marc ist ein Jahr vor dem Vertragsende ausgestiegen», hält Espargaró fest. «Jetzt brauchen sie einen Fahrer, der mit anderen MotoGP-Bikes Erfahrung hat und weiß, wie man ein Motorrad verbessert. Ich war eine gute Option für dieses Projekt.»

Pol ist überzeugt, dass er sich im Winter gut erholen und 2025 in alter Stärke zurückkommen wird. «Honda ist Honda. Deshalb kann es passieren, dass sie 2024 wieder konkurrenzfähig sind. Ich hätte dann vielleicht 2025 und 2026 dort weiterfahren können. Man weiß nie… Aber ich habe mich zum Bleiben entschieden.»

«Denn ich hatte letzte Woche ein Meeting mit meinen Chefs von der Pierer Mobility Gruppe in Österreich, also mit Pit Beirer, Hubert Trunkenpolz und Jens Hainbach. Wir sind gemeinsam zum Entschluss gekommen, dass es besser ist, wenn ich bleibe, wo ich bin. Wir möchten so lange gemeinsam an diesem Projekt weiterarbeiten, bis wir die MotoGP-Weltmeisterschaft gewonnen haben. Mein Vertrag endet nach der Saison 2024, dann bin ich frei. Wenn sich nachher etwas anderes anbietet, müssen wir wieder mit KTM und den Jungs von der Pierer Mobility diskutieren. Ich bin zufrieden, wo ich bin. Gleichzeitig möchte ich mich für das Interesse von Honda bedanken. Denn wenn man so ein Team verlässt wie ich vor einem Jahr und sie dich dann zurückhaben wollen, bedeutet das, dass ich meinen Job nicht ganz schlecht gemacht habe. Das Verhältnis mit Honda war immer gut, auch wenn die Resultate zu wünschen übrig liessen. Dass sie jetzt wieder den Kontakt gesucht haben, bedeutet mir viel.»

Pol Espargaró musste sich im GASGAS-Team in diesem Jahr nach seinen schweren Verletzungen von Portimão (Rücken- und Halswirbelbrüche, Lungenquetschung, Handgelenk verletzt, Kieferbruch) ab der Rückkehr in Silverstone nach fast viereinhalb Monaten gegen Augusto Fernández um den zweiten Platz für 2024 streiten, weil ein Slot für Moto2-WM-Leader Pedro Acosta reserviert war.

Im Oktober bekam dann Fernández den Zuschlag. Pol muss sich künftig mit der Rolle des Test- und Ersatzfahrers abfinden.

«Ich befinde mich zwar nicht im besten Moment meiner Laufbahn, weil ich immer noch nicht richtig genesen bin. Aber ich habe das Gefühl, ich habe noch einen Platz im MotoGP-Grid verdient», sagt der Moto2-Weltmeister von 2013. «Gleichzeitig ist mir klar, dass ich nach dem Valencia-Test Zeit brauchen werde, um meine gesundheitlichen Beschwerden zu beseitigen. Dazu muss ich meinem Körper Ruhe geben, denn ich hatte seit meiner hastigen Rückkehr keine Zeit für eine Erholungspause. Deshalb ist mein Körper in keinem guten Zustand, das gilt auch für meinen Fitness-Level. Ich muss dazu mein Selbstvertrauen wieder aufbauen und meine mentalen Kräfte stärken.»

Pol Espargaró weiter: «Was mir die Pierer-Gruppe für 2024 angeboten hat, ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Aber es ist vielleicht etwas, was ich jetzt brauche. Was dann 2025 passieren wird – wer weiß es? Das wird sich zeigen. Unser Verhältnis mit der Pierer Mobility AG ist recht gut. Wir haben das gemeinsame Ziel, mit diesem Motorrad Weltmeister zu werden. Deshalb ist es anständig und fair, bei dieser Mannschaft zu bleiben und die Arbeit fortzuführen, die ich im November 2016 hier begonnen habe.»

Hat die Pierer-Gruppe Pol einen Stammfahrerplatz für 2025 in Aussicht gestellt, zum Beispiel wenn dann ein drittes Team beliefert wird? «Momentan liegt kein solches Angebot auf dem Tisch. 2025 ist sehr weit weg. Bisher haben sie nur vier Startplätze. Ich weiß, dass sie irgendwann mehr Bikes im Feld haben wollen. Aber ich kann nicht abschätzen, wann und wie das passieren wird. Die Pierer-Verantwortlichen planen das. Und man weiß, sie sind sehr hartnäckig, wenn es ums Geschäft geht.»

MotoGP-Ergebnis Zeittraining, Sepang (10.11.):

1. Alex Márquez, Ducati, 1:57,823 min
2. Martin, Ducati, + 0,174 sec
3. Miller, KTM, + 0,409
4. Binder, KTM, + 0,484
5. Viñales, Aprilia, + 0,489
6. Marini, Ducati, + 0,511
7. Quartararo, Yamaha, + 0,576
8. Bagnaia, Ducati, + 0,597
9. Bezzecchi, Ducati, + 0,627
10. Zarco, Ducati, + 0,664
11. Morbidelli, Yamaha, + 0,748
12. Bastianini, Ducati, + 0,782
13. Augusto Fernández, KTM, + 0,855
14. Di Giannantonio, Ducati, + 0,886
15. Marc Márquez, Honda, + 0,965
16. Mir, Honda, + 1,079
17. Pol Espargaró, KTM, + 1,151
18. Raúl Fernandez, Aprilia, + 1,201
19. Oliveira, Aprilia, + 1,327
20. Aleix Espargaró, Aprilia, + 1,903
21. Nakagami, Honda, + 1,932
22. Bautista, Ducati, + 2,547
23. Lecuona, Honda, + 2,628

MotoGP-Ergebnis FP1, Sepang (10.11.):

1. Martin, Ducati, 1:59,513 min
2. Alex Márquez, Ducati, + 0,049 sec
3. Zarco, Ducati, + 0,401
4. Morbidelli, Yamaha, + 0,542
5. Quartararo, Yamaha, + 0,621
6. Marini, Ducati, + 0,729
7. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,731
8. Bezzecchi, Ducati, + 0,738
9. Pol Espargaró, KTM, + 0,785
10. Augusto Fernández, KTM, + 0,954
11. Miller, KTM, + 1,006
12. Oliveira, Aprilia, + 1,081
13. Raúl Fernández, Aprilia, + 1,267
14. Di Giannantonio, Ducati, + 1,356
15. Bagnaia, Ducati, +1,375
16. Bastianini, Ducati, + 1,389
17. Marc Márquez, Honda, + 1,597
18. Binder, KTM, + 1,665
19. Mir, Honda, + 2:01,348
20. Viñales, Aprilia, + 1,839
21. Nakagami, Honda, + 2,024
22. Bautista, Ducati, + 3,003
23. Lecuona, Honda, + 3,780

Moto2 kombinierte Zeiten nach FP2, Sepang (10.11.):

1. Ogura, Kalex, 2:06,093 min
2. Aldeguer, Boscoscuro, + 0,090 sec
3. Canet, Kalex, + 0,100
4. Dixon, Kalex, + 0,150
5. Acosta, Kalex, + 0,196
6. Ramirez, Kalex, + 0,506
7. Garcia, Kalex, + 0,604
8. Foggia, Kalex, + 0,655
9. Roberts, Kalex, + 0,667
10. Arenas, Kalex, + 0,692
11. Alcoba, Kalex, + 0,711
12. Lopez, Boscoscuro, + 0,729
13. Vietti, Kalex, + 0,856
14. Guevara, Kalex, + 0,889

Ferner:
19. Arbolino, Kalex, + 1,203
24. Tulovic, Kalex, + 1,634

Moto3 kombinierte Zeiten nach FP2, Sepang (10.11.):

1. Masia, Honda, 2:12,065 min
2. Öncü, KTM, + 0,435 sec
3. Furusato, Honda, + 0,453
4. Alonso, GASGAS, + 0,490
5. Bertelle, Honda, + 0,505
6. Holgado, KTM, + 0,509
7. Fenati, Honda, + 0,515
8. Adrián Fernández, Honda, + 0,582
9. Sasaki, Husqvarna, + 0,597
10. Muñoz, KTM, + 0,738
11. Ortolá, KTM, + 0,875
12. Moreira, KTM, + 0,890
13. Rueda, KTM, + 0,977
14. Kelso, CFMOTO, + 0,979

Ferner:
22. Veijer, Husqvarna, + 1,723

 

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