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Ducati: Beeindruckende Dominanz – fade Rennen

Von Thomas Kuttruf
Im großen Preis von Österreich belegten drei Werks-Ducati-GP24 die ersten drei Positionen. Was für Genugtuung in Bologna sorgte, versetzte die MotoGP-Fans in lange nicht gekannte Langeweile.

Die Vorfreude war riesig. In den vergangenen Jahren erlebten die Fans auf dem Red Bull Ring und an den Bildschirmen auf der ganzen Welt sensationelle Action und epische Duelle bis an den Zielstrich. Zwei dieser Zweikampf-Demonstrationen verhinderten den ersten Sieg von Marc Márquez in Österreich.

Auch 2024 gab es die perfekte Vorab-Stimulation. In einem Moto3-Krimi inklusive Foto-Finish sprangen die Zuschauer von ihren Sitzen. In der Moto2 entschied Celestino Vietti seinen Sieg bereits vorzeitig, doch auch um die weiteren Podestplätze wurde intensiv gerangelt. Verantwortlich hierfür ist auch, dass es in beiden Klassen keine vergleichbare Dominanz eines Herstellers oder Teams gibt.

Der heiß ersehnte Höhepunkt in der MotoGP-Königsklasse blieb dann aus. Nur der Start trieb den Puls bei den Zusehern in die Höhe. In den folgenden drei Runden boten die beiden Spitzenreiter noch ein sehenswertes Unterhaltungsprogramm. Doch in den folgenden 25 Runden blieb der MotoGP-Community dieses Mal das große Showprogramm versagt.

Wäre da nicht die sehenswerte Aufholjagd von Marc Márquez gewesen – die #93 arbeitete sich von Platz auf 14 nach vorne – manch ein Fan wäre in der Sommerhitze auf der Tribüne eingenickt. Einfach zu klar verteilt waren die MotoGP-Kräfte beim elften GP des Jahres. Zu verdanken war der fade Rennverlauf Ducati Corse. In Spielberg unterstrich die Rennabteilung aus Bologna endgültig die technologische Vormachtstellung.

Die Überlegenheit des Materials bestätigen die Zahlen. Während Ducati mit Beginn der zweiten Saisonhälfte 2023 starke 150 Zähler Vorsprung in der Konstrukteurs-WM auf KTM hatte, führt man die Tabelle aktuell mit erdrückenden 181 Zählern Vorsprung auf Aprilia an.

Noch aussagekräftiger ist die Reihung der Teams. Die Überlegenheit der Desmosesdici hat sich auf den aktuellen GP24-Werksrenner konzentriert.  Ducati Lenovo ist dank eines deutlich erfolgreicheren Enea Bastianini auch in der Mannschaftswertung erste Kraft. Interessant: 2023 lag die Werksmannschaft nach dem Österreich-GP nur an dritter Stelle der WM. Denn vor 12 Monaten waren hinter WM-Spitzenreiter Pramac Racing auch noch zwei Vorjahres-Ducati mit Bezzecchi und Marini für VR46 vor der Werkseinheit positioniert.

Aktuell liegt Ducati Lenovo 146 Punkte vor Pramac. Die VR46-Mannschaft ist liegt mit frappierenden 312 Zähler Rückstand nur noch Fünfter – liegt aber immer noch vor der besten KTM-Mannschaft.

Ohne Frage hat Ducati mit der Entwicklung der GP24 die Distanz zum Vorjahresmodell vergrößert. Auch Marc Márquez war bis dato nicht in der Lage auf Sieg zu fahren. Auch in Spielberg betonte der erfolgreichste MotoGP-Pilot des letzten Jahrzehnts: «Pecco und Jorge sind einen Schritt vorne. Das Podest ist möglich, ein Sieg nicht.»

Die Aussage des Spaniers vom Donnerstag bestätigte sich in den Rennen mit großer Klarheit. In Spielberg war für jeden gut erkennen, dass Pecco Bagnaia und Jorge Martin in einer eigenen Liga fuhren. Auch unter den beiden gab es eine Rangordnung. Doch die Erfolge des Weltmeisters in Österreich sind offensichtlich nicht in der Technik begründet. Der Italiener war am Red Bull Ring unter viel Risiko in der Lage Leistung und Ausdauer des Reifenpakets besser zu verstehen.

Der Vorsprung gegenüber den Ducati-GP23-Piloten und des gesamten Felds, ist dagegen nicht nur an den Piloten festzumachen. Innerhalb des komplexen mechanischen und elektronischen MotoGP-Baukastens gelang es Ducati, die Feinheiten zur Adaption an die jüngste Michelin-Reifengeneration am besten zu interpretieren.

Wie großartig das Verständnis für die Aufgabenstellung in der Mannschaft um Gigi Dall’Igna ist, zeigt sich auch in der Tatsache, dass Ducati Corse die GP über das Jahr trotz strenger Limitierung bei Tests und mit nur einem Entwicklungspiloten weiter optimiert hat.

Fazit des Spielberg-GP: Der beste Pilot sitzt auf dem besten Motorrad. Was Zufriedenheit im Lager der Roten brachte, sorgte dagegen für fast vergessene Langeweile bei allen Fans des Sports. Dabei handelt es sich um eine Momentaufnahme aus Österreich. Das System MotoGP lässt auch weiterhin Überraschungen zu. Und mit einem Abstand von fünf Punkten nach 22 Rennen lässt sich der Meisterschaft die Spannung bis auf Weiteres nicht absprechen.

WM-Stand nach 22 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 275 Punkte. 2. Martin 270. 3. Bastianini 214. 4. Marc Marquez 192. 5. Vinales 139. 6. Binder 128. 7. Acosta 125. 8. Aleix Espargaro 113. 9. Di Giannantonio 104. 10. Alex Marquez 98. 11. Bezzecchi 73. 12. Morbidelli 73. 13. Oliveira 55. 14. Quartararo 49. 15. Miller 47. 16. Raul Fernandez 46. 17. Augusto Fernandez 16. 18. Zarco 14. 19. Mir 13. 20. Nakagami 13. 21. Rins 8. 22. Pedrosa 7. 23. Pol Espargaro 6. 24. Marini 1.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 389 Punkte. 2. Aprilia 208. 3. KTM 194. 4. Yamaha 53. 5. Honda 28.

Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 489 Punkte. 2. Prima Pramac Racing 343. 3. Gresini Racing MotoGP 290. 4. Aprilia Racing 252. 5. Pertamina Enduro VR46 Racing Team 177. 6. Red Bull KTM Factory Racing 175. 7. Red Bull GASGAS Tech3 141. 8. Trackhouse Racing 101. 9. Monster Energy Yamaha MotoGP 57. 10. LCR Honda 27. 11. Repsol Honda 14.

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