KTM bekräftigt MotoGP-Teilnahme 2025

Stefan Bradl: Welche Zukunftsstrategie wählt Honda?

Von Ivo Schützbach
Honda-Testfahrer Stefan Bradl

Honda-Testfahrer Stefan Bradl

Ab 2027 gibt es in der MotoGP-WM neue technische Vorschriften. Die Hersteller müssen sich genau überlegen, wie sie in der Zeit bis dahin ihre Ressourcen einsetzen. Das sieht auch Honda-Testfahrer Stefan Bradl so.

Die technischen Eckpfeiler für das neue MotoGP-Regelwerk ab der Saison 2027 stehen: Der Hubraum wird auf 850 ccm reduziert, elektronisch gesteuerte Systeme zur Regelung der Fahrzeughöhe (statisch und dynamisch) werden verboten und aerodynamisch wirkende Bauteile eingedämmt.

Unklarheit herrscht darüber, wie es in den Übergangsjahren 2025 und 2026 laufen soll. Denn kein Hersteller hat die finanziellen und personellen Ressourcen, um bis zum letzten Tag des derzeitigen Reglements die Entwicklung Vollgas voranzutreiben und sich gleichzeitig technisch bestmöglich für die Zukunft aufzustellen.

KTM fordert deshalb, dass die Motorenentwicklung für 2025 und 2026 eingefroren wird. Dies soll so geschehen, dass es sich mit den Concessions-Regeln verträgt. Hersteller, welche die maximalen Zugeständnisse bekommen, derzeit sind das Honda und Yamaha, dürfen bis zum Erreichen der Konkurrenzfähigkeit auch weiterhin neue Motorausbaustufen bringen. Kommt es innerhalb der Herstellervereinigung MSMA diesbezüglich zu einer Einigung, würde für alle anderen Werke gelten, dass die 1000er-Spezifikation, welche im März 2025 beim Saisonstart in Thailand verwendet wird, bis zum Saisonfinale 2026 zum Einsatz kommen muss.

Honda-Testfahrer Stefan Bradl hat in den vergangenen Monaten stets betont, wie sehr sich Honda engagiert, um das Trauerspiel zu beenden und technisch endlich wieder den Anschluss zu schaffen.

Um das zu erreichen, wird es auch logistisch gravierende Änderungen geben: Die Honda Racing Corporation, zuständig für alle Werksauftritte des größten Motorradherstellers, zieht einen neuen Standort für das Rennteam in Mailand in Norditalien auf. Bislang gibt es zwar eine Basis in Barcelona, sämtliche neuen Teile und Innovationen kommen aber aus Japan. Das soll sich ändern, damit die Wege verkürzt und Entwicklungszeiten verringert werden.

«Aus Firmensicht muss man sich gut überlegen, was man in diesen zwei Jahren macht», sagte Bradl gegenüber SPEEDWEEK.com. «Danach werden die Karten neu gemischt. Ich kann mir vorstellen, dass es Hersteller geben wird, die ihren Fokus voll darauf legen und dass das keine schlechte Strategie ist. Es lässt sich schwer vorhersagen, ob ein Hersteller jetzt noch etwas reißen will oder seine gesamten Ressourcen auf die Entwicklung für die Zukunft verwendet.»

Bradl bekommt im Testteam zukünftig Unterstützung von Aleix Espargaro, der seine aktive Karriere nach dieser Saison beenden wird und neben seiner Erfahrung auch Personal von Aprilia zu Honda mitbringt. Im Hintergrund in Japan wird zudem Takaaki Nakagami mithelfen, der 2024 ebenfalls seine letzte MotoGP-Saison fährt.

«Wenn bei Honda eine Entscheidung getroffen, eine richtige Ansage gemacht wird und alle Vollgas geben, dann passiert da richtig was und es geht schnell vorwärts», ist Bradl überzeugt. «Honda ist nach wie vor der erfolgreichste Hersteller in der MotoGP, deshalb gebe ich die Hoffnung nicht auf. Okay, die Flaute ist gerade da. Honda ist ein Riesenladen und ein schwerfälliger Tanker. Aber es ist ja nicht so, dass die Flaute seit über zehn Jahren da ist. Ducati hat 15 Jahre gebraucht, um nach Stoner 2007 wieder einen Fahrertitel zu holen. Das hat sich peu à peu angedeutet mit Dovizioso, bis der Durchbruch da war. Der hält jetzt an, das ist immer ein Prozess, der nicht über ein Jahr geht. Es wird noch ein bisschen dauern, bis Honda in die Erfolgsspur zurückkommt. Ob das noch vor der Reglementsänderung passiert oder dann mit ihr – ich weiß es nicht. Als Rennfahrer hoffst du immer, dass es besser wird. Das ist ein sehr kurzfristiges Denken. Du hältst die Motivation hoch, in dem du dir sagst, dass es schon wird und wir sind kurz davor. Als Firma hast du andere Gedanken, die sind weitläufiger – sie müssen viel mehr Faktoren berücksichtigen.»


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