Regeln lassen die MotoGP dumm aussehen

Karriere-Stillstand: Was wird aus Augusto Fernandez?

Von Thomas Kuttruf
Nach seinem Aus MotoGP-Pilot wurde Augusto Fernandez als Kandidat für einen Testfahrer-Job bei Yamaha gehandelt. Doch die Verhandlungen stocken – auch weil Altmeister Andrea Dovizioso parat steht.

Vor ziemlich genau zwei Jahren befand sich der damalige KTM-Ajo Pilot Augusto Fernandez in einem heißen Match um den Titelgewinn der Moto2-WM. Härtester Konkurrent war der aktuelle Tabellenführer Ai Ogura. Nach dem Japan-GP 2022 führte der Spanier die Rangliste mit nur zwei Punkten Vorsprung an.

Augusto Fernandez behielt die Nerven, holte den Titel in der mittleren Kategorie und unterschrieb beim gleichen Arbeitgeber einen verdienten MotoGP-Vertrag für zwei Jahre. KTM hielt Wort und ließ Fernandez im Sattel der Tech3-GASGAS Erfahrung in der Königsklasse sammeln.

Der Start in der MotoGP verlief alles andere als katastrophal. In den ersten vier Rennen 2023 holte Fernandez Punkte und beim fünften Event in Le Mans als Vierter nur knapp am Podest vorbei zu donnern. Mit dem frühen Erfolg stiegen die Erwartungen an den Moto2-Champ. Trotz etlichen konstanten Rennen blieb dem Spanier ein weiterer Höhepunkt versagt. Dennoch schlug sich «AF37» beim Debüt mit 71 Zählern und WM-Rang 17 ordentlich – vor allem aber auch besser als in der laufenden Saison (WM-Rang 21) Wie alle Piloten unter Österreich-Vertrag haderte auch Fernandez 2024 mit der neuen Basis.

Und dann war da noch Pedro Acosta. Der überrollte seinen Landsmann nach allen Regeln der Kunst. Noch vor Mitte des Jahres war die Beförderung des Sensations-Einsteigers genauso besiegelt wie das Vertragsende von Augusto Fernandez. Aufgrund der stagnierenden Ergebnisse – der GASGAS-Pilot raufte sich permanent mit den Piloten der technisch abgeschlagenen Konkurrenz aus Japan – wurde die Vereinbarung seitens KTM nicht verlängert.

Das traurige Ergebnis und die harte Realität des Rennsports: Wie der nicht talentierte Schulsportler blieb Fernandez beim Zusammenstellen der Teams für 2025 übrig. Ironie des Schicksals: Ai Ogura und Somkiat Chantra, beides geschlagene Ex-Kontrahenten, sägten als Aufsteiger indirekt mit am Karrierebein des Spaniers.

Als klar war, dass Augusto Fernandez in Zukunft zumindest in der Königsklasse keine Rennen als Stammpilot fahren wird, wurde der 27-Jährige als schlagkräftiger Testfahrer ins Gespräch gebracht. Die Gerüchteküche im Fahrerlager sah Fernandez bereits in fester Verbindung zur sich derzeit neu ausbildenden Yamaha-Struktur.

Mit der Verbindung zu Pramac Racing und vier offiziellen Werksmaschinen soll auch das Yamaha-Testteam für 2025 aufgewertet werden. Während Kontrahent Honda massiv aufrüstet und ab 2025 mit Aleix Espargaro, Stefan Bradl und Taka Nakagami gleich drei Profitester beschäftigen wird, ist die Yamaha-Struktur  chronisch unterbesetzt. Der nicht einsatzfähige Cal Crutchlow wurde zuletzt stets von Stammpiloten Fabio Quartararo und Alex Rins – und Veteran Andrea Dovizioso vertreten.

Letzterer könnte nun zum endgültigen Sargnagel der MotoGP-Karriere von Augusto Fernandez werden. Denn während der spanische GASGAS-Pilot bei den letzten acht Rennen keinen WM-Zähler mehr holte, schlug sich Dovizioso bei seinem Comeback auf einer MotoGP-Maschine mehr als beachtlich. Die Verhandlungen mit Fernandez als zukünftigem Spitzentestfahrer kamen ins Stocken.

Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com bestätigte Max Bartolini, technischer Direkter bei Yamaha-Racing, die beeindrucken Leistung seines Landsmanns: «Wenn wir bedenken, dass Andrea weit über ein Jahr kein MotoGP-Bike mehr gesteuert hat, war er auch vom Speed her eine Überraschung. Bei dem Test fehlten ihm nur rund 1,5 Sekunden auf die Spitzenpiloten. Dazu kommen seine sehr fundierten Aussagen und seine riesige Erfahrung.»

Bartolini machte keinen Hehl aus der Konsequenz des souveränen Dovizioso Auftritts: «Dovi wird für uns in Zukunft regelmäßig testen.»

Getäuscht haben sich damit alle, die erwartet hatten, Dovizioso, der zudem in diesem Frühjahr einen kapitalen Crash beim Motocross verdauen musste, wolle nur einmal einige Runden zum Vergnügen drehen. Die Wahrheit ist, die 38-jährige MotoGP-Legende aus Forli nimmt die Aufgabe sehr ernst und wird Yamaha bei dem Versuch wieder an die Spitze zurückzufinden fix unterstützen. Mit offensichtlich intakten Speed, Erfahrung mit mehreren Herstellern und Yamaha-Helfer-Syndrom hat Dovizioso beste Karten als Yamaha-Test-Ass.

Augusto Fernandez könnte zwar ebenfalls als Unterstützer aktiv werden, doch aktuell muss er weiter auf einen Arbeitsvertrag für 2025 warten. Sinnbildlich für seine Karrieresituation ging Augusto Fernandez beim letzten GP in Japan in Runde 6 zu Boden.

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