Fabiano Sterlacchini über Martin: «Er ist ein Leader»
Anfang Oktober 2024 platzte in der MotoGP die Bombe, als bekannt wurde, dass Aprilia-Technik-Chef Romano Albesiano zu Honda wechselt. Albesiano ist der Ingenieur, der das Aprilia-Projekt seit der Rückkehr der Marke aus Noale in die MotoGP im Jahr 2015 geleitet hat. Aprilia Racing hat sich dafür die Dienste von Fabiano Sterlacchini gesichert, jenem Ingenieur, der in den letzten drei Jahren für das MotoGP-Projekt von KTM verantwortlich war und früher die rechte Hand von Gigi Dall'igna bei Ducati Corse war.
Neben Sterlacchini wird Aprilia mit vielen weiteren neuen Teammitgliedern und zwei neuen Fahrern in die kommende MotoGP-Saison starten. Weltmeister Jorge Martin und Marco Bezzecchi sind hoch motiviert, um im Jahr 2025 um Top-Positionen zu kämpfen.
Die RS-GP hatte in der Saison 2024 zwei große Schwachpunkte, wie von den Fahrern immer wieder betont wurde: Bremsen und Elektronik. «Die Elektronik ist ein wichtiger Bereich, an dem wir arbeiten. Vor allem die Bewegungen im Bike, die wir in Barcelona sahen, müssen wir verhindern. Bezüglich der Elektronik werden wir einiges für die nächsten Tests vorbereiten – die nächste Strecke (Sepang) eignet sich gut, um die Elektronik zu testen», erklärte Sterlacchini. «Hinsichtlich der Bremsen kann ich folgendes sagen: Als Konkurrent von Aprilia in der Vergangenheit, war ich mir über den Schwachpunkt dieses Bikes im Klaren – vor allem, als ich die Performance in Spielberg sah, die eine typische Stop-and-go-Strecke ist. Aber als wir den Test in Barcelona hatten, habe ich meine Meinung geändert. Die neuen Fahrer hatten sehr viel Vertrauen in die Front und auch die Performance, die Aleix Espargaro in Barcelona auf der Bremse zeigte, war gut – er hat bewiesen, dass das Bike Potenzial hat. Wir müssen verstehen, weshalb in der Vergangenheit das Bike oder das Paket generell bei harten Bremsmanövern oder speziell in Haarnadelkurven Probleme hatte. Wir müssen uns diesen Schwachpunkt ansehen.»
Ein weiterer Schwachpunkt war der Start: «Ja das stimmt, wir hatten bei den Starts Probleme. Aber ich denke, im letzten Teil der Saison war das Hauptproblem nicht der Start an sich, sondern wie wir in die erste Kurve kommen», räumte Sterlacchini ein. «In diesem Bereich können wir uns verbessern und wir arbeiten bereits daran. Ich bin zuversichtlich, dass wir am Beginn der Saison auf einem anderen Level sein werden. Hinsichtlich der Verringerung des Rückstands zu den anderen bei den Starts, werden wir zum Saisonbeginn bei 85 Prozent sein. Nach fünf oder sechs Rennen können wir vielleicht einen weiteren Schritt machen.»
2024 funktionierte die RS-GP auf manchen Strecken sehr gut, auf anderen wiederum weniger. Wie kann die Performance des Bikes konstanter gemacht werden? «Es ist ein laufender Job, diesen Aspekt zu verbessern. Um die Situation richtig einzuschätzen, müssen wir auf Daten zurückgreifen – das ist die Basis, ansonsten haben wir nur eine Meinung», so der Italiener. «Ducati hatte dafür in der letzten Saison acht Fahrer mit unterschiedlichen Fahrstilen zur Verfügung. In Austin hatten zum Beispiel Bagnaia und Martin beide eine schlechte Performance, aber Bastianini war da. In unserem Sport geht es sehr viel um Motivation und Überzeugung. Und wenn du in einem Rennen Probleme hast, wird der negative Effekt auf das nächste Rennen übertragen. Möglicherweise hast du im nächsten Rennen ein konkurrenzfähiges Paket, aber der Negativeffekt beeinträchtigt dich. Mehr Konstanz ist aber definitiv unser Ziel.»
Wie schätzt Sterlacchini Jorge Martin ein? Konnte er sich schon ein Bild von seinen Fähigkeiten auf dem Bike machen und ob er ein Teamleader sein kann? «Am Ende des Tests in Barcelona hat er beim technischen Meeting vor allen Leuten eine Ansprache gehalten und es ist erstaunlich, wie motiviert er ist – er ist bereits ein Leader. Möglicherweise hat er den letzten Schritt dafür am Sonntag in Barcelona gemacht.»