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GP-Sieger Kassner mit 78 bei der Sachsenring Classic

Von Thorsten Horn
Helmut Kassner mit seiner Suzuki RG 500

Helmut Kassner mit seiner Suzuki RG 500

Bei der jüngsten ADAC Sachsenring Classic gab es ein Wiedersehen mit Helmut Kassner. Er ist einer jener deutschen Ex-Rennfahrer, die sich beim Boykott-GP 1974 auf dem Nürburgring in die Siegerlisten eintragen konnten.

Als beim Großen Preis von Deutschland am 24. April 1974 auf dem Nürburgring die Top-Fahrer sämtlicher Klassen angesichts der für Motorräder zu gefährlichen Nordschleife die Rennen boykottierten, kamen die Deutschen Ingo Emmerich (50 ccm), Fritz Reitmeier (125 ccm), Edmund Czihak (500 ccm) und Schwärzel/Kleis (Seitenwagen) unverhofft und glücklich zu Grand-Prix-Siegen. In den Klassen bis 250 und 350 ccm gewann Helmut Kassner.

Bei der am vergangenen Wochenende stattgefundenen ADAC Sachsenring Classic schwang sich der mittlerweile 78-jährige Bayer aus Feldmoching mal wieder in den Sattel einer seiner Suzuki RG 500 der 1970er-Jahre. SPEEDWEEK.com traf sich mit dem damaligen Doppelsieger, um die alte Geschichte mal wieder aufzuwärmen.

«Ich bin damals die 250-, 350- und mit meiner 354er-Yamaha die 500-ccm-Klasse gefahren. Am Nürburgring wollte ich mir ein paar neue Michelin-Reifen leisten. Da haben mich die hohen Herren vom Renndienst schief angeschaut und gemeint, ich solle mir vom Haufen mit den abgefahrenen Reifen welche aussuchen. So wurde der Privatfahrer damals behandelt», blickte Helmut Kassner zunächst auf den unsäglichen Grand Prix zurück.

Zum Boykott, vielmehr zu seinen Starts erklärte er: «Klar war der Nürburgring gefährlich und als es hieß, dass die Werksfahrer nicht starten würden, hat mich das nicht interessiert, denn ich war ja auf das Startgeld angewiesen, um diesen Sport betreiben zu können. Deshalb bin ich auch alle drei Klassen gefahren.»

Die 250er und die 350er gewann er mit 50 bzw. 30 Sekunden Vorsprung vor den jeweils zweitplatzierten Horst Lahfeld bzw. Wolfgang Stephan. In der Halbliterklasse, in der nur vier Fahrer ins Ziel kamen, musste er Edmund Czihak den Vortritt lassen, und das mit einem Rückstand von fast zwei Minuten. «Mein Freund Edi ist damals ziemlich schlecht gefahren, so wie ich heute auf dem Sachsenring», schmunzelte Kassner. «Ich habe damals für ihn den Blindenhund gespielt und so von den Verfolgern weggezogen. In der letzten oder vorletzten Runde sind mir die Auspuffhalterung und daraufhin der Auspufftopf abgefallen. An der Box hat mein Bruder mit Sicherungsdraht den Auspuff wieder angebunden, doch den Edi habe ich nicht mehr eingeholt.»

Das Startgeld war allein schon Grund genug, anzutreten. Doch mit dem deutlich höheren Preisgeld war der Trip zum Nürburgring eine absolut lohnenswerte Geschichte. Makabererweise hatte Helmut Kassner ja obendrein bei den Reifen gespart.

Das Jahr 1974 war dann auch jenes, in welchem er in der 500-ccm-Klasse seinen ersten DM-Titel feierte. So auch 1975, 1976 und 1977, also vier Mal in Folge. Dazu auch 1975 bei den 350ern.

Dabei hat Helmut Kassner relativ spät mit dem Rennsport angefangen. Da er beim Rüstungsunternehmen MTU in München arbeitete, wurde er ein ums andere Mal vom Grundwehrdienst zurückgestellt. Mit 22 Jahren wollte der passionierte Skibob- und Radrennfahrer die Bundeswehr dann doch hinter sich bringen. Als er seinen neun Jahre älteren Bruder Horst, seines Zeichens vierfacher Deutscher Meister in der 250- bzw. 350-ccm-Klasse, 1967 zu einem Rennen nach Hockenheim begleitete, äußerte er lapidar den Wunsch, auch mal ein Motorradrennen bestreiten zu wollen.

Im Herbst des gleichen Jahres hatte Helmut Kassner wieder ein paar Tage Bundeswehr-Urlaub und als er heimkam, stand in der Waschhalle von Horst Kassners Tankstelle eine für ihn bestimmte nagelneue Rennmaschine, eine wassergekühlte Einzylinder-Bultaco. «Die habe ich dir gekauft, hat mein Bruder zu mir gesagt. Da war ich so klein», erinnerte sich Helmut Kassner in Verbindung mit dem entsprechenden Zwei-Finger-Zeichen an seine Initialzündung.

Ohne jegliche Motorrad-Vorkenntnisse ging es zu den ersten OMK-Pokal-Rennen, bei denen er «grottenschlecht» fuhr. Nach drei Rennen wurde es besser und nach einer längeren Verletzungspause durfte Kassner 1971 auch international fahren.
Sein Talent erkannte offensichtlich auch der damalige deutsche Yamaha-Importeur Mitsui, der ihm 1972 eine 250er zur Verfügung stellte.

Seine schönsten Erinnerungen an seine aktive Zeit hat er allerdings an die Isle of Man und in diesem Zusammenhang an 1974, als er im Rennen der 500-ccm-Klasse (Senior TT) Sechster wurde. «Das ist für mich das Größte. Das ist größer, als die Nürburgring-Siege, denn auf der Isle of Man auf dem Siegerpodest zu stehen (damals wurde bis Platz 6 geehrt, Anm. d. A.), das hat mir gutgetan.»

Bei der TT fuhr Kassner danach noch zwei Mal in die Top-10. So wurde er 1975 Achter in der Lightweight-250-ccm-Klasse sowie Neunter in der Senior TT (500 ccm).

Als es 1977 auf dem Salzburgring erneut zu einem Boykott kam, sammelte Helmut Kassner wieder ordentlich WM-Punkte (und auch Preisgeld). Im Rennen der Klasse bis 350 ccm kam es in der exorbitant schnellen Fahrerlagerkurve zu einem Massencrash, bei dem der Schweizer Hans Stadelmann sein Leben verlor. Daraufhin traten die 500er-Stars zu ihrem Rennen der Halbliterklasse nicht an, was dem Australier Jack Findlay zum Grand-Prix-Sieg, dem Österreicher Max Wiener und dem Briten Alex George zu einem Platz auf dem Podest sowie Helmut Kassner zu Platz vier verhalf.

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