Alberto Puig: Rückzug von vorderster MotoGP-Front?
Der Spanier Alberto Puig zählt zu den großen Instanzen des Fahrerlagers. Bereits als Rennfahrer schrieb Puig Geschichte. Nach seinem Aufstieg aus der Viertelliter- in die Halbliter-WM konnte sich der 1967 in Barcelona geborene Pilot lange Zeit auch erfolgreich mit den damaligen Dominatoren Kevin Schwantz und Mick Doohan anlegen.
Dank bester Kontakte zur spanischen Industrie gelang es Puig, auf eine der raren NSR 500-Werksmaschinen zu steigen. Der Katalane bedankte sich und gewann 1995 als erster Spanier in der Königsklasse überhaupt seinen Heim-Grand-Prix in Jerez.
Nur Wochen später zerschellte der Traum eines sogar möglichen Titelgewinns. Beim Frankreich-GP von Le Mans stürzte Alberto Puig mit über 270 km/h und verletzte sich schwer. Besonders übel erwischte es das linke Bein. Totalschaden.
Zwar kehrte Puig noch einmal in den Rennzirkus zurück, doch an konkurrenzfähiges Gasgeben war nicht mehr zu denken. 1997 erklärte der 30-Jährige seinen Rücktritt und machte sich fortan mit dem gleichen Biss einen Ruf als Talentsucher und Manager.
2018 dann die Krönung. Die Honda-Rennabteilung HRC beförderte Puig zum Teammanager bei Repsol Honda. Der Einstieg kam zum perfekten Zeitpunkt. Mit Marc Marquez und Dani Pedrosa war die HRC-Einheit unschlagbar. 2018 und 2019 gingen unter der Führung von Puig alle möglichen WM-Titel an HRC.
Als Alberto Puig die ersten drei MotoGP-Events 2025 auslassen musste, bestätigte Puig verschärfte gesundheitliche Probleme. Nach über 20 Operationen an Puigs linkem Bein leidet der Honda-Manager auch dreißig Jahre nach seinem Unfall massiv unter den Folgen.
Aus gut unterrichteter Quelle war nun zu erfahren, dass Alberto Puig gemeinsam mit Honda an einer Nachfolgelösung arbeitet. Die Belastung hat einen Grad erreicht, den Puig in dieser Form nach fast vierzig Jahren im GP-Paddock so nicht mehr leisten kann. Über die genaue berufliche Veränderung der Fahrerlager-Legende ist nichts bekannt, aber alles deutet darauf hin, dass sich die Stellenbeschreibung von Puig schon in Bälde ändern könnte. Eine Management-Rolle am Stützpunkt des Teams in Barcelona ist naheliegend.
Honda macht sich dazu bereits Gedanken über einen Nachfolger als Teammanager während der Rennsaison. Ein Name, der zuletzt als möglicher Wunschkandidat die Runde machte: Francesco Guidotti.
Der Italiener blickt wie Puig auf Jahrzehnte im Fahrerlager zurück, war in der MotoGP zuletzt für KTM, davor für Pramac Racing aktiv. Die Trennung von den Österreichern erfolgte Ende 2024 in beiderseitigem Einverständnis.
Seitdem Aki Ajo die Rolle des Teammanagers bei Red Bull KTM Factory Racing übernommen hat, ist Guidotti ohne feste Aufgabe im GP-Sport, wurde aber sowohl in Jerez als auch in Le Mans im Fahrerlager gesichtet. Der zweifache Familienvater, der in der Nähe von Misano lebt, ist nicht der einzige Guidotti im MotoGP-Geschäft. Bruder Giacomo, letztes Jahr noch bei Honda als Crew-Chief von Luca Marini beschäftigt, kümmert sich nun bei Pramac um Jack Miller.
Gut möglich, dass mit Francesco Guidotti ein sehr erfahrener Manager bei Honda antritt und damit auch Entlastung schafft für den angeschlagenen Veteran Alberto Puig.