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KTM-Tech3 vor dem Verkauf? Poncharal spricht Klartext

Von Thomas Kuttruf
Im Fahrerlager der MotoGP überschlagen sich die Ereignisse. Bahnt sich die Übernahme des Tech3-Teams von Urgestein Hervé Poncharal durch den Südtiroler Günther Steiner an? SPEEDWEEK.com klärt auf.

Günther Steiner kauft Tech3 Racing. Eine spannende Aussage, die im Vorfeld des Aragon-GP erstmals zu hören war. Französische Motorsport-Medien berichteten, dass der Südtiroler und Ex-Hass-F1-Steuermann Günther Steiner die Regie beim französischen Rennstall Tech3 übernehmen könnte. Kosmopolit Steiner hatte sich im Januar 2024 nach einer Dekade vom US-Formel-1-Team Haas getrennt und war in der jüngeren Vergangenheit mehrfach im Zweirad-Fahrerlager zu Gast.

Nun soll der 60-Jährige eine neue Aufgabe in der MotoGP suchen – und mit Tech3 gefunden haben. Die Situation bei Tech3: Inhaber Hervé Poncharal, der das Team mit dem immer noch aktiven Techniker Guy Coulon vor 36 Jahren gegründet hatte, zählt zu den unabhängigen Urgesteinen des Fahrerlagers.

Neben seinem Engagement in allen GP-Klassen über Jahrzehnte stand Poncharal auch 20 Jahre der Teamvereinigung IRTA vor. Erst im vergangenen Monat – SPEEDWEEK.com berichtete – gab Poncharal das Amt an LCR-Teaminhaber Lucio Cecchinello weiter.

Poncharal gilt als Mann der Kontinuität. 20 Jahre lang kooperierte er eng mit Yamaha. Nach dem sensationellen Titelgewinn in der Viertelliter-WM mit Olivier Jaques im Jahr 2000 folgte der Aufstieg in die Königsklasse – mit Yamaha und dem Duo Jaques/Nakano.

Erst zur Saison 2019 wurde die Langzeitpartnerschaft mit den Japanern gelöst, KTM übernahm. Als eng verzahntes Satelliten-Team agiert die Mannschaft als Verstärkung des Projekts der Österreicher. 2024 wurde Super-Rookie Pedro Acosta ausgebildet und für 2025 konnte mit Maverick Vinales und Enea Bastianini eine außergewöhnlich starke Fahreraufstellung realisiert werden. Operativ schaltete Hervé Poncharal 2023 einen Gang herunter. Der langjährige Techniker und Crew-Chief Nicolas Goyon übernahm die Rolle des Teammanagers in der Königsklasse.

Mit 68 Jahren könnte sich Poncharal nun entschließen, den nächsten Schritt zu gehen und die Gesamtverantwortung abzugeben. Doch die Realität bleibt vorerst eine andere. Korrekt ist, dass der wie kaum ein anderer im Fahrerlager vernetzte Südfranzose mit dem rastlosen Günther Steiner Gespräche über eine Investition in das Team geführt hat. Von einer Gesamtübernahme des Rennstalls kann aber vorerst keine Rede sein.

Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com klärte Poncharal auf: «Seitdem es als sicher gilt, dass Liberty Media der Hauptanteilsnehmer der MotoGP sein wird, haben sich immer mehr Fäden zwischen dem Netzwerk der Formel 1 und der MotoGP gesponnen. Es ist naheliegend, denn hier werden zukünftige gemeinsame Interessen und geschäftliche Möglichkeiten aufsteigen. Es ist also normal, dass gesprochen wird, nicht nur mit mir. Im gesamten Fahrerlager ist das ein Thema.»

Poncharal weiter: «Es ist kein Geheimnis, dass ich auch mit Günther Steiner gesprochen habe. Es geht darum, ein gemeinsames Verständnis für die Zukunft aufzubauen – und es könnte für beide Seiten sinnvoll sein, sich zu verbinden. In solchen komplexen Situationen ist es nur normal, weiter nach vorne zu denken.»

Hervé Poncharal stellt klar: «Fakt ist, ich wurde angesprochen, nicht nur von Instanzen wie Günther Steiner, den ich im Übrigen sehr schätze für seine ausgesprochen gradlinige Art. Mir war es immer sehr wichtig, unabhängig zu sein und alleine entscheiden zu können. Das heißt aber nicht, dass man nicht offen sein kann für die Zukunft – und darüber haben wir gesprochen. Für das Team und mich gibt es mehrere Optionen. Was meine persönliche Zukunft angeht – ich bin fit und motiviert und weiter interessiert, eine Aufgabe zu haben. Ich bin nicht hier, um Kaffee zu trinken. Es geht darum, eine gewachsene Struktur mit unseren Mitarbeitern fit zu machen für eine neue Ära der MotoGP.»

Damit spricht Poncharal noch einmal die Übernahme durch Liberty Media an. Auch wenn die finale Transaktion noch aussteht, stehen alle Zeichen auf einer Umsetzung der neuen Eigentümerverhältnisse noch im Sommer 2025. Und wenn die Amerikaner das Steuerrad der MotoGP in den Händen halten, soll noch schärfer auf Erfolg gefahren werden. Die Anforderungen an Hersteller und Teams werden weiter steigen. Unabhängige Mannschaften wie Tech3 haben die Chance, mitzuwachsen – können dies aber möglicherweise nur mithilfe von starken und motorsportaffinen Partnern – Stichwort Günther Steiner.

Auch eine stabile Zusammenarbeit mit dem Fahrzeughersteller hat einen hohen Stellenwert. Poncharal: «Tech3 hat einen Vertrag mit KTM bis Ende 2026 und unsere Priorität ist es, die Zusammenarbeit fortzusetzen. Alles andere steht heute nicht zur Debatte. Es gibt keine Gespräche mit einem anderen Hersteller.»

Aufsteigende Gerüchte, Tech3 wäre bereits an MotoGP-Investor Günther Steiner verkauft, sind schlicht falsch. Sicher ist dagegen: Die MotoGP entwickelt sich in ihrer Komplexität mehr und mehr zu einem kommerziellen Supertanker und zwingt damit unabhängige Privatteams, wirtschaftlich mitzuziehen. Starke Partner und Investoren sind mehr denn je willkommen.

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