Formel 1: Weshalb Leclerc in Kanada fehlte

Yamaha weiß: Vertrag mit Toprak hat eine Konsequenz

Von Ivo Schützbach
Seit 1. Januar 2025 ist Paolo Pavesio Geschäftsführer von Yamaha Motor Racing und verantwortlich für das MotoGP-Programm des japanischen Herstellers. Über die Verpflichtung von Toprak Razgatlioglu hat er viel zu erzählen

Die Superbike-WM in Misano an diesem Wochenende lassen sich auch die MotoGP-Verantwortlichen von Yamaha nicht entgehen. Neben Rennchef Paolo Pavesio waren am Freitag auch Technikchef Max Bartolini und Teamchef Massimo Meregalli vor Ort.

Mit der Verpflichtung des zweifachen Superbike-Champions Toprak Razgatlioglu hat Yamaha in den vergangenen Tagen für zahlreiche Schlagzeilen gesorgt, Pavesio stellte sich am Freitagabend in Misano in kleiner Runde den Fragen der internationalen Journalisten.

Paolo, mit der Verpflichtung eines Superbike-Fahrers sieht es so aus, als wären das MotoGP- und Superbike-Projekt durch deine Ankunft in dem Job jetzt stärker verzahnt?

Dass wir in diesem Moment einen Superbike-Fahrer verpflichteten, ist dem geschuldet, dass wir die Möglichkeit hatten, den richtigen Superbike-Fahrer unter Vertrag zu nehmen.

Was Yamaha aber auch tun möchte, ist enger zusammenzuarbeiten. Ich sammelte im Motocross-Sport und der Superbike-WM unterschiedliche Erfahrungen und bin seit 23 Jahren in der Firma. Ich verbrachte zehn Jahre bei Yamaha Italien, sie sind Türe an Türe mit der Rennabteilung, Meregalli kenne ich schon ewig. Ich möchte die Menschen etwas mehr vernetzen, das wird zusätzliche Werte schaffen, weil man immer voneinander lernen kann.

Toprak haben wir nicht verpflichtet, weil er ein Superbike-Pilot ist, sondern weil er der Richtige ist, dem wir die Möglichkeit geben wollen, in die MotoGP zu kommen. Und wir sind glücklich, dass er das mit uns macht.

Weshalb glaubst du, dass Toprak erfolgreicher sein kann als Jack Miller oder Miguel Oliveira? Einer der beiden jetzigen Pramac-Fahrer muss für ihn Platz machen.

Ich glaube, dass ein Fahrer wie Toprak die Möglichkeit verdient, sein Talent zu zeigen. Wir haben während der vier Jahre mit ihm in unserer Superbike-Box gesehen, wie er arbeitet und fährt und was er leisten kann. Deshalb wollten wir diese Möglichkeit weder ihm noch uns noch den Fans vorenthalten.

Ich möchte Toprak aber nicht mit Miguel oder Jack vergleichen. Wir wollen, dass es die Erfahrung, das Abenteuer, die Herausforderung mit Toprak gibt und das hat eine Konsequenz.

Miguel hatte einen schwierigen Saisonstart wegen seiner in Argentinien erlittenen Verletzung. Jack hat dem Projekt viel Energie eingeflößt, er hat aber Hochs und Tiefs, die passieren können – er ist neu auf der M1.

Wir werden demjenigen ein Angebot machen, von dem wir denken, dass er der beste Teamkollege sein kann.

Im Juni 2022 hat Toprak für Yamaha in Aragon einen MotoGP-Test absolviert, mit dem keine der beiden Seiten zufrieden war. Was fiel damals vor?

Der Test blieb hinter den Erwartungen von Toprak, zu diesem Zeitpunkt waren wir möglicherweise nicht bereit dafür. Es ist kein Geheimnis, dass 2022, 2023 und 2024 für uns herausfordernde Jahre in der MotoGP waren. Wenn du in Schwierigkeiten steckst, dann gibt es Gründe dafür.

Wir haben unsere Rennabteilung umstrukturiert, inklusive den Aktivitäten des Testteams. Toprak wollte in dem Test zeigen, was er leisten kann, für uns ging es mehr um das Verständnis. Wir fanden damals nicht zusammen, aber er verließ uns als Champion. Und heute kann ich sagen, dass es nie ein Zerwürfnis gab.

Manchmal sind Dinge herausfordernder, der Test lief nicht wie erwartet. Das stachelte Toprak an, sich nach einer neuen Herausforderung umzusehen. Wenn ich die Geschichte rückblickend betrachte, dann bin ich glücklich, dass er sich selbst beweisen konnte, dass er ein Motorrad verändern und damit erfolgreich sein kann. Das gibt mir für das nächste Kapitel zusätzliche Hoffnung und Vertrauen.

Für 2027 wird in der MotoGP der Hubraum von 1000 auf 850 ccm gesenkt, außerdem löst Pirelli Michelin als Einheitsreifenausrüster ab. Was erwartet Yamaha von Toprak für nächstes Jahr? Er muss sich zweimal auf ein neues Motorrad einstellen.

Er wird Dinge lernen, die aber nur für ein Jahr sind: die Reifen, das Bike, das höhenverstellbare Fahrwerk etc.

Wie man in der MotoGP arbeitet, wie das Fahrerlager funktioniert, wie der Rhythmus einer Saison mit den Rennen und den Tests und der Druck ist – all die Dinge muss er lernen – je früher, desto besser.

2027 ist dann für alle alles neu. Wenn er die anderen Dinge vorher lernt, wird er eine bessere Ausgangsposition haben.

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Dr. Helmut Marko: «Das waren viele bittere Pillen»

Von Dr. Helmut Marko
Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko blickt in seiner Kolumne für SPEEDWEEK.com noch einmal auf den Spanien-GP zurück und zieht nach den ersten neun Rennwochenenden der Saison eine Zwischenbilanz.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Sa. 14.06., 21:55, Schweiz 2
    Formel 1: Großer Preis von Kanada
  • Sa. 14.06., 21:55, Motorvision TV
    Tour European Rally Historic
  • Sa. 14.06., 22:00, ServusTV
    Formel 1: Großer Preis von Kanada
  • Sa. 14.06., 22:00, ORF Sport+
    Formel 1 Academy
  • Sa. 14.06., 22:25, Motorvision TV
    Rallye
  • Sa. 14.06., 23:00, Motorvision TV
    Rallye
  • Sa. 14.06., 23:00, ServusTV
    Formel 1: Großer Preis von Kanada
  • Sa. 14.06., 23:30, Sky Sport Austria
    Formel 1: Großer Preis von Kanada
  • Sa. 14.06., 23:30, Motorvision TV
    Rallye
  • So. 15.06., 00:15, Hamburg 1
    car port
» zum TV-Programm
6.913 20050706 C1406212012 | 11