Gino Borsoi (Pramac): Wer die Fahrerwahl treffen wird

Was Gino Borsoi über Jack Miller und Miguel Oliveira denkt
Seit der Saison 2025 ist Pramac das Satellitenteam von Yamaha. Mit den erfahrenen MotoGP-Assen Jack Miller und Miguel Oliveira hilft die italienische Truppe dem japanischen Hersteller, zu alter Stärke zurückzufinden. Nächstes Jahr wird Superbike-Weltmeister Toprak Razgatlioglu für Pramac Yamaha an den Start gehen, was heißt, dass einer der beiden Routiniers seinen Platz im Team verlieren wird.
Teammanager Gino Borsoi erzählt im Gespräch mit SPEEDWEEK.com-Autor Manuel Pecino, was er über Oliveira und Miller denkt.
Gino, sprechen wir über deine Fahrer. Oliveira: Er hat sich in Argentinien verletzt und drei Grands Prix verpasst. Ich kann mir vorstellen, dass das in erster Linie ihm selbst geschadet hat, aber auch dem Team und Yamaha, oder?
Ja, in erster Linie hat es ihm selbst sehr geschadet, und dann natürlich auch dem Team und Yamaha. Denn Miguel ist nicht nur ein großartiger Profi und ein toller Mensch, ich arbeite auch sehr gerne mit ihm zusammen. Man kann offen über alles reden, er ist sehr höflich, weiß sich in der Box zu benehmen und kann mit den Technikern sprechen. Es gibt nicht viele Fahrer wie ihn. Und das sage ich nicht, weil er zum Team gehört, sondern weil ich es wirklich so meine.
Schade um den Sturz in Argentinien, der übrigens nicht seine Schuld war, denn dadurch konnte er seinen wahren Speed nicht zeigen und seine technische Erfahrung bei Yamaha nicht einbringen. Als Fahrer erklärt er sich technisch sehr gut, und er war einer der Fahrer, die Yamaha brauchte, um dieses Motorrad weiterzuentwickeln. Aber die Dinge sind für keine der beiden Seiten so gelaufen, wie wir es uns erhofft hatten.
Diese Arbeit konnte erst nach seiner Verletzung wieder aufgenommen werden. Miguels Anweisungen sind immer sehr klar und verständlich. Er wird immer schneller, hat wieder Rhythmus gefunden, aber leider erst zur Mitte der Saison.
Würdest du sagen, dass er ein Fahrer ist, der über die Probleme des Motorrads hinwegfährt, oder gehört er zu denen, die ein gut abgestimmtes Motorrad brauchen, um schnell zu sein?
Ich würde sagen, er braucht ein gut abgestimmtes Motorrad, um schnell zu sein.
Das heißt, er ist ein bisschen das Gegenteil von Miller.
Richtig, und genau wegen dieses unterschiedlichen Ansatzes wurden Oliveira und Miller als Fahrer für das Projekt ausgewählt. Denn wir suchen ein Motorrad, das jeder fahren kann.
Wenn man sich die Entwicklung von Ducati ansieht, war es anfangs ein etwas kritisches Motorrad, das nur wenige Piloten fahren konnten. Jetzt kann jeder, der auf dieses Motorrad steigt, schnell fahren. Das ist die Philosophie, die wir von Anfang an in diesem Projekt mit Yamaha umgesetzt haben.
Zwei völlig unterschiedliche Persönlichkeiten, die sich weder im Charakter noch in ihrer Fahrweise ähneln. Wenn beide schnell sein können, hat man am Ende ein Motorrad, mit dem jeder schnell fahren kann. Yin und Yang, so könnte man es nennen.
Mit der Ankunft von Toprak muss einer der beiden gehen. Bei Yamaha hat man mir gesagt, dass die Entscheidung bei euch liegt.
Im Moment ist es am einfachsten, sich gegenseitig den schwarzen Peter zuzuschieben. Ich sage, dass Yamaha entscheidet, und Yamaha sagt, dass Pramac entscheidet, und so spielen wir weiter.
Aber wer entscheidet dann?
Nun, es ist eine gemeinsame Entscheidung, wie es auch vorher war, aber es gibt Verträge. Derzeit gibt es Verträge mit unseren Fahrern und wir haben eine Frist, und bis diese Frist abgelaufen ist, können wir keine Entscheidungen treffen. Im Moment müssen wir abwarten und sehen, was passiert.
Im Gespräch mit jemandem von Yamaha erklärte mir dieser, dass Yamaha sehr an der Weiterbeschäftigung von Jack Miller interessiert sei, da Jack aufgrund seiner Art Fabio Quartararo dazu «zwingen» könne, in Situationen, in denen er sich nicht wohlfühlt, mehr aus sich herauszuholen, während Jack unter denselben Bedingungen immer sein Bestes gibt. Das ist ein sehr subjektives Kriterium.
Natürlich gibt es noch andere Kriterien. Aber ich glaube nicht, dass wir unsere Ideen und Bewertungen unserer Fahrer auf diese Weise erklären sollten. Das ist etwas, das intern geregelt werden muss. Aber ich wiederhole: Es gibt einen Vertrag, und daher entscheidet vor allem der Vertrag über die technische Bewertung. Denn wenn etwas unterschrieben ist, muss man sich natürlich daran halten und sich professionell verhalten.