Pol Espargaros sportliche Zukunft liegt auf der Hand

Pol Espargaro und KTM werden gemeinsam weitermachen
Spätestens seit den beiden fulminanten Auftritten als Ersatz für den angeschlagenen Red-Bull-KTM-Tech3-Piloten Maverick Vinales – in Brünn sauste der KTM-Ersatzfahrer auf Platz 9, in Ungarn ging es mit Position 8 noch weiter nach vorne – ist Pol Espargaro wieder in aller Munde.
Zwar gibt es für den 34-jährigen Katalanen aus Granollers keine Option auf einen Stammplatz in einem der elf MotoGP-Teams, doch im Fahrerlager der Superbike-Weltmeisterschaft herrscht gesteigertes Interesse am jüngeren Bruder von HRC-Testfahrer Aleix Espargaro. Das liegt auch am Piloten selbst. Denn der hatte nach seinen beeindruckenden Auftritten mit der KTM RC16 mit glänzenden Augen berichtet: «Es wäre schön, wieder mehr Rennen zu fahren – auch wenn eine permanente Saison nicht infrage kommt. Rennen als Ersatzfahrer sind nicht ideal, es wäre perfekt, eine Reihe von Wildcards fahren zu können.»
Das rief einige Superbike-Mannschaften auf den Plan. Denn mit 34 zählt man im SBK-Paddock noch lange nicht zum Alteisen. Manager Albert Valera, der sich auch um die Belange von Noch-Weltmeister Jorge Martin und Pedro Acosta kümmert, filterte einige Möglichkeiten heraus, um zu verstehen, ob es eine realistische und attraktive Chance für eine Wiederaufnahme der Rennfahrerkarriere im Superbike-Fahrerlager geben könnte.
Die Superbike-Werksteams von BMW, Yamaha und Honda bestätigten gegenüber SPEEDWEEK.com, dass es Gespräche mit Valera über Pol Espargaro gab. Inzwischen ist klar: Bei BMW wird er nicht unterkommen, denn dort ersetzt Miguel Oliveira den scheidenden Niederländer Michael van der Mark. Und bei Honda wird Somkiat Chantra nach dem Verlust seines MotoGP-Platzes bei LCR Honda an Diogo Moreira ins SBK-Fahrerlager überstellt. Yamaha hätte Pol gerne als Nachfolger des sechsfachen Weltmeisters Jonathan Rea, der seine herausragende Karriere nach dieser Saison beendet.
Doch das Abscannen des Markts zählt zum Tagesgeschäft des Profisports und hat nur bedingt mit der tatsächlichen Situation zu tun. Denn Pol Espargaro ist bei KTM gefordert wie nie und essenzieller Teil des Entwicklungsprogramms der Österreicher. Gemeinsam mit Dani Pedrosa wurde jene Grundlage erarbeitet, die es den Stammfahrern nun ermöglicht, sich in nachvollziehbaren Schritten Ducati anzunähern. Diese Aufgabe ist mit einer großen Wertschätzung verbunden – und sie ermöglicht Pol Espargaro auch, den Job des spanischen TV-Experten im Sinne einer langfristigen Job-Option aufrechtzuerhalten.
Aus Sicht der Familie Espargaro dürfte die gegenwärtige Situation mit einem solide dotierten Testvertrag, der Chance auf vereinzelte Renneinsätze und der Freiheit eines zweiten Standbeins dem Ideal entsprechen. Dass es Pol Espargaro in den Fingern juckt, ist nachvollziehbar – doch sämtliche Äußerungen auf beiden Seiten deuten darauf hin, dass sich der Spanier mit KTM auf eine Fortsetzung des aktuellen Vertrags einigt.
Zäh könnten lediglich die Gespräche in Sachen Wildcard-Einsätze werden. Zwar stehen KTM als Hersteller im Concession-Rang C pro Jahr bis zu sechs zusätzliche Gaststarts zu, doch vor dem Hintergrund der neuen MotoGP-Ära 2027 mit grundlegend anderen technischen Regeln sind Wildcard-Einsätze 2026 aus Sicht der Entwicklung nur sehr bedingt wertvoll. Auch aus Kostengründen sind sechs Wildcards unrealistisch. Einigen sich KTM und Espargaro auf einen Mittelweg, werden die Superbike-Optionen schnell in der Schublade verschwinden.