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BMW und der nächste Schritt

Kolumne von Günther Wiesinger
Die BMW-Protagonisten Haslam, Gobmeier und Melandri (v. li.)

Die BMW-Protagonisten Haslam, Gobmeier und Melandri (v. li.)

Dieses Jahr holte BMW in der Superbike-WM die ersten Siege. Parallel laufen Projekte, die nur bei einem Einstieg in die MotoGP-WM Sinn machen. Jetzt braucht es grünes Licht vom Vorstand.

Bei BMW Motorrad in München wird im obersten Management seit Jahren über einen Einstieg in die MotoGP-Weltmeisterschaft nachgedacht. Zuerst wurde im Rahmen der europäischen GP-Rennen jahrelang der Boxer-Cup ausgetragen, um im Spitzensport Flagge zu zeigen. Dann folgte der Deal mit GP-Vermarkter Dorna mit den «Official Cars», die offiziellen Fahrzeuge für die Streckensicherung stammen aus München.

Parallel existierte bis 2007 ein geheimes 990-ccm-Dreizylinder-MotoGP-Projekt bei der italienischen Firma Oral Engineering.Doch dann bekam der BMW-Vorstand kalte Füsse. Statt sich den japanischen Giganten Honda, Yamaha, Kawasaki und Suzuki in der Königsklasse zu stellen, wählte BMW für 2010 den Nebenschauplatz Superbike-WM als Imageträger im Spitzensport.

Mit der BMW S 1000 RR haben die Weiss-Blauen ein überragendes Superbike gebaut, für den Rennsport war es anfangs jedoch nur bedingt tauglich. Dazu wurde das Projekt in der Anfangsphase durch merkwürdige personelle Fehlentscheidungen behindert.

Der Aufschwung trat 2011 mit dem neuen Motorsport-Direktor Bernhard Gobmeier ein. Er lotste MotoGP-Sieger Marco Melandri und dessen Crew-Chief Andrea Dosoli zu BMW, als das Yamaha-Werksteam aus Kostengründen zusperrte. Im letzten Mai sorgte Melandri für die beiden ersten Superbike-WM-Laufsiege von BMW.

Folgt jetzt der logische nächste Schritt?

«Bevor wir uns mit MotoGP befassen, möchten wir eine stattliche Anzahl von Superbike-WM-Rennen gewinnen», erklärte Hendrik von Kuenheim, Generaldirektor von BMW-Motorrad, in der Saison 2011.

Die MotoGP-Befürworter bei BMW werken seit Monaten im stillen Kämmerlein an einem Vierzylinder-Reihenmotor. Gleichzeitig bestreitet das italienische Forward-Team als Claiming-Rule-Mannschaft die MotoGP-WM mit einem Superbike-Rennmotor aus Bayern; die Schweizer Firma Suter Racing Technology hat ein Fahrwerk dafür gebaut, Bosch entwickelt seit eineinhalb Jahren gemeinsam mit den Spezialisten von 2D und Suter eine konkurrenzfähige Elektronik dazu.

Es fehlt nur noch das grüne Licht des Vorstands, dann rollt im Herbst der erste MotoGP-Prototyp von BMW auf die Rennstrecke. 2013 könnten erste Wildcard-Einsätze absolviert werden, 2014 die komplette WM. Mit Melandri und Leon Haslam hat BMW bereits Spitzenfahrer unter Vertrag. Auch Kandidaten wie Andrea Dovizioso, Ben Spies oder Dani Pedrosa wären gewiss interessiert. Mit Stefan Bradl hat Bernhard Gobmeister schon 2011 zwei Gespräche geführt.

Höchste Zeit, dass sich die BMW-Vorstände einen Ruck geben. Das Argument der hohen Kosten zieht nicht mehr. Denn die Dorna will den Werken eine Budgetobergrenze von 20 Millionen pro Saison vorschreiben. In der Superbike-WM gibt BMW nicht viel weniger aus.

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