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Ben Spies: «Habe anderen Fahrstil als Lorenzo»

Von Michal Fialkowski
Ben Spies

Ben Spies

Ben Spies zählte 2012 zu den Titelanwärtern. Aber er musste nach einer Pechsträhne bei Yamaha für Rossi weichen.

Die Saison 2012 hat für Ben Spies einen albtraumhaften Verlauf genommen. Er erzählte uns, dass ihm das Yamaha-Team eingeredet habe, er soll die YZR-M1 so fahren wie Jorge Lorenzo. Aber dieser Fahrstil passte nicht zu ihm, er manövrierte sich in eine Sackgasse.

Spies hat drei US-Superbike-Titel (auf Suzuki) gewonnen und dazu auf Yamaha 2009 die Superbike-WM. Doch in der MotoGP-WM 2012 geriet er in eine endlose Pechsträhne. Defekte Elektronik, kaputter Rahmen, gebrochenes Helmvisier, Reifenprobleme in Silverstone und Assen, einige Ausritte und Stürze und zuletzt die Verletzung vom Sepang-GP, die ihn für die letzten zwei Rennen wegen einer Schulterverletzung ausser Gefecht setzte – die Liste ist endlos.

Schliesslich kam der Texaner in seiner dritten MotoGP-Saison über den zehnten Gesamtrang nicht hinaus. Spies schaffte keinen einzigen Podestplatz und heimste nur 88 Punkte ein. Damit war er halb so erfolgreich wie 2010 und 2011, als er jeweils 176 Punkte erbeutete und in der WM-Tabelle die Ränge 5 und 6 schaffte.

Kein Wunder, wenn Ben Spies (28) im Yamaha-Werksteam immer stärker unter Druck geriet. Als er merkte, dass Rossi zurückkehrt, gab er in Laguna Seca seinen Rückzug aus dem Yamaha-Team bekannt. Nach der Lebensmittelvergiftung von Mugello musste sich Ben Spies Vorwürfe der obersten Yamaha-Manager anhören. «Wenn du nicht bereit bist, 100 Prozent zu geben, bleib’ beim nächsten Rennen lieber daheim.»

Ben Spies ist bei den Gegnern durch seinen aggressiven Fahrstil und seine Spätbremser-Fähigkeiten bekannt. Spies erzählte, dass ihm Yamaha-Leute rieten, seinen Fahrstil zu ändern, um mehr aus dem Motorrad rauszuholen. «Mit der Art und Weise, wie ich am Saisonbeginn gefahren bin, habe ich mich einfach nicht komfortabel gefühlt» schilderte Spies. Man hatte ihm im Team eingeschärft, wie das Motorrad gesteuert werden müsse, um bessere Resultate zu erzielen. «Ich wollte auf diese Weise meine Rundenzeiten verbessern», blickt Spies zurück. «Ich wollte ja selber schneller werden. Aber nach einigen Wochen wurde mir bewusst, dass ich mit dieser Fahrweise meine Lockerheit verloren habe. Das war einfach nicht der Stil, der zu mir passte. Also habe ich für den Barcelona-GP entschieden: Okay, ich werde einfach das tun, was mich schnell macht. Das wird mein neuer Zugang sein. Und von da an ging es mit den Rundenzeiten wieder etwas vorwärts.»

Der Amerikaner hat einen völlig anderen Fahrstil als Weltmeister Jorge Lorenzo und Valentino Rossi. Sie haben die Yamaha YZR-M1 für ihren weichen, sanften Fahrstil entwickelt. Dieses Duo profitiert von seinem hohen Kurvenspeed. «Mein Stil beruht eher auf extrem harten Bremsmanövern», erläutert Spies. «Ich fahre mit etwas geringerem Kurvenspeed, dafür kann ich sehr hart rausbeschleunigen. Jorge fährt ganz anders. Der hohe Kurvenspeed ist sein grösster Pluspunkt. Eine Weile lang habe ich versucht, mir eine Mischung aus seiner und meiner Fahrweise anzueignen. Aber das hat nicht geklappt. Also bin ich zu meinem bewährten Fahrstil zurückgekehrt. Wenn man die Daten anschaut, dann bin ich ab Barcelona ganz anders gefahren als im Frühjahr. Meine Ergebnisse im Qualifying sind dadurch besser geworden.»

Spies versichert aber, es habe keinen Druck von Yamaha gegeben. «Man hat mir keine Vorschriften gemacht, wie ich fahren soll. Aber ich bekam Ratschläge. Und da ich mich selber auch steigern wollte, kam ich ziemlich aus dem Konzept. Mein Speed ist sichtbar besser geworden. Auch wenn die Pechsträhne nie abriss.»

Ben Spies sprach im Sommer von einer Rückkehr in die Superbike-WM. Mit BMW hatte er bereits einen Vorvertrag. Aber schliesslich unterschrieb er neben Andrea Iannone bei Pramac-Ducati. Erste Tests mit der Desmosedici: 5. bis 7. Februar 2013.

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