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Stefan Bradl: «Ich habe das beste Team»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl auf der LCR-Honda

Stefan Bradl auf der LCR-Honda

Stefan Bradl wurde vor den ersten Rennen bei LCR kritisch beäugt. Schuld daran war sein Vorgänger Toni Elias.

Nach dem fünften Platz beim Regen-GP in Le Mans (das vierte Rennen der Saison) bezeichnete Stefan Bradl das LCR-Honda-Team als bestes Team im Fahrerlager. Heute weiss er: In diesem Rennstall geht jeder für den andern durch dick und dünn.

«Aber das habe ich nicht gleich beim ersten Test oder Rennen herausgefunden. Denn am Anfang war eine Distanz zwischen der Truppe und mir zu spüren», schildert Bradl. «Diese Distanz war grösser, als ich sie bisher von anderen Teams gekannt habe. Es hat ein bisschen gedauert, bis wir uns besser kennenglernt haben und wir alle ein bisschen näher zusammengerückt sind. Danach ist alles spürbar einfacher geworden für mich. Danach ist mir eine grosse Last von den Schultern gefallen. Das Team war einfach sehr frustriert vom Jahr 2011. Durch die schlechten Ergebnisse vom Vorjahr haben sie mich als neuen Moto2-Weltmeister sehr kritisch beobachtet. Das war nicht förderlich für die Atmosphäre im Team. Aber sie haben bei den IRTA-Tests in Jerez und bei den ersten Rennen rasch gemerkt, dass bei mir Potenzial vorhanden ist. Ich habe einzelne gute Ergebnisse eingefahren, die Hoffnungen geweckt haben. Dadurch ist das Eis geschmolzen. Es hat dann relativ schnell funktioniert. Das gegenseitige Vertrauen ist gewachsen.»

Crew-Chief Christophe «Beefy» Bourguignon zeigt selten Emotionen. Lob kommt ihm nur selten von den Lippen. «Beefy war für mich anfangs schwer zu durchschauen», räumt Bradl ein. «Ich musste zuerst herausfinden, wie er sich in einer Erfolgssituation gibt und wie er sich verhält, wenn wir einen Fehler gemacht haben. Er ist immer ruhig geblieben, egal ob wir 14. waren wie nach dem Le-Mans-Qualifying oder Vierter nach dem Mugello-Rennen. Er wirkt immer gleich. Aber ich erkenne inzwischen an seinen Augen, ob er zufrieden ist oder nicht. Wir haben uns besser kennengelernt. Jetzt gibt es ein blindes Verständnis. Beefy ist ein Typ, der nicht aus sich herausgeht. Kein emotionaler Mensch. Sehr ruhig, sehr kritisch, zielorientiert.»

Bradl erzählt auch begeistert über die minutiös durchgeplanten Trainings und Qualifyings im LCR-Team. «Beefy hat immer einen genauen Plan. Das ist auf dem höchsten Niveau. Das habe ich bisher in dieser Weise nicht gekannt. Er macht sich daheim zwischen den Rennen pausenlos Gedanken, mailt mir wertvolle Informationen und Daten. Wir haben regelmässig Telefonkontakt. Es ist Wahnsinn, welche Gedanken er sich über alles macht. Für ihn ist das ein Fulltimejob. Er denkt 100 Prozent an den Rennsport und schaut einfach, dass wir unsere Performance verbessern können. Er versucht alles, damit wir nächstes Jahr mehrmals aufs Podium fahren können.»

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