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Christophe Bourguignon: Was ihm an Bradl gefällt

Von Günther Wiesinger
Bradl, Bourguignon und Cecchinello

Bradl, Bourguignon und Cecchinello

Christophe Bourguignon erwartet als LCR-Cheftechniker von Stefan Bradl 2013 eine weitere Steigerung.

Der Belgier Christophe «Beefy» Bourguignon ist heute Technischer Leiter des LCR-Honda-Teams von Lucio Ceccinello und betreut dort Stefan Bradl. Er begann seine Karriere als Motocross-Rennfahrer – und rackerte sich von 1983 bis 1987 ab. Von 1989 bis 1992 betreute Beefy als Techniker die Motocross-Asse Eddy Seel, Axel Holvoet und Marnicq Bervoets auf Honda, Kawasaki und Yamaha in den WM-Klassen 125 und 250 ccm.

Von 1993 an agierte er in der Strasse-GP-Szene als Kayaba-Dämpfungsspezialist in allen drei Klassen für Fahrer wie Raudies, Gramigni, Casoli, Schwantz, Barros, Russell, Beattie, Ruggia, Gobert, Jacque, Costes, und Nakano. In dieser Phase betreute er für Kayaba auch das Motocross-Testteam (Fahrer: Everts, Vohland, Demaria, Bolley, Tortelli, Frétigne, Vuillemin und Peterhansel).

Im Jahr 2000 wechselte Bourguignon zum Konkurrenten Öhlins und betreute für diese schwedische Firma GP-Piloten wie Arnaud Vincent sowie das Red-Bull-Yamaha-Team mit McCoy und Laconi. 2002 übernahm Beefy bei Red Bull Yamaha die Aufgabe des Race Engineers für Garry McCoy. Danach war er von 2004 bis 2007 in dieser Position bei Kawasaki tätig – für Alex Hofmann und später Randy de Puniet.

Der heute 44-jährige Bourguignon war bei den Grünen 2006 und 2007 für de Puniet zuständig, er begleitete ihn 2008 zu LCR-Honda – und kümmerte sich dort drei weitere Jahre um den Franzosen. In dieser Zeit entstand eine enge Freundschaft.

Inzwischen hat Christophe Bourguignon auch Stefan Bradl schätzen gelernt, auch wenn er diese Wertschätzung nicht in überschäumende Worte kleidet. «An Stefan gefällt mir, dass er immer ruhig bleibt und bei allen Verhältnissen schnell ist – im Trockenen, im Nassen und bei halbnasser Fahrbahn», hält der erfahrene Renningenieur fest. «Mir gefällt Stefans Konstanz. Natürlich hätten wir in der zweiten Saisonhälfte gerne einen Podestplatz errungen. Das ist uns nicht gelungen, aber für mich ist das kein Desaster. Wir hatten eine sehr gute Rookie-Saison.»

Für 2013 werden einige Top-3-Plätze angestrebt, obwohl die Konkurrenz trotz des Rücktritts von Casey Stoner keineswegs schwächer sein wird. «Cal Crutchlow wird noch stärker sein als 2012», ist Bourguignon überzeugt. Marc Márquez wird vielleicht Zeit brauchen. Aber er hat viel Talent. Er wird vorne dabei sein. Dazu kommen Lorenzo, Rossi und Pedrosa. Ducati könnte auch stärker werden. Trotzdem rechne ich mit einem Top-Five-Endergebnis von Stefan. Und wir werden um Podestplätze kämpfen!»

Stefan Bradl war nach dem Brünn-GP WM-Sechster, rutschte aber schliesslich auf den achten WM-Rang ab. «Ich hätte keinen Cent darauf gewettet, dass Stefan als Rookie auf den sechsten WM-Rang vorstürmt», gibt der kräftige Crew-Chief zu. «Ich dachte, er kann in der WM vielleicht Siebter oder Achter werden. Aber ich habe nie erwartet, dass er in Misano 19 Runden lang an dritter Stelle rumfahren würde. Oder dass er in Mugello zwei Runden vor Schluss noch um Platz 3 kämpft. Und bis Aragón hat Stefan in 13 WM-Rennen nur einen Rennsturz verzeichnet!»

Bourguignon weiss genau, wo sich Stefan Bradl 2013 noch verbessern muss. «Bei der Schräglage sehen wir noch kleine Möglichkeiten zur Steigerung», sagt Bourguignon. «Manchmal muss Stefan das Motorrad früher aufrichten und schauen, wo der Hinterreifen bei unterschiedlichen Schräglagen den nötigen Grip hat. Und in den Rennen muss er versuchen, den Hinterreifen etwas länger am Leben zu halten. Wenn der Reifen neu ist, kannst du das Gas in Schräglage nicht voll aufdrehen. Nach zehn Rennrunden musst du das Motorrad ein bisschen aufrichten, bevor du richtig Vollgas gibst. Zehn Runden später kannst du das Gas erst richtig aufdrehen, wenn die Maschine aufrecht steht.»

Bei LCR-Honda herrscht die klare Übereinkunft, die Stürze des Fahrers nicht zu zählen und sie ihm auch nicht zum Vorwurf zu machen. «Es gab ein paar Stürze. Im Vergleich zu Elias war die Anzahl unbedeutend», sagte Christophe Bourguignon. «Ausserdem bleibt dir auf diesem Niveau nichts anderes übrig, als ans Limit zu gehen. Für ein Racing Team ist es nur frustrierend, wenn du an letzter Stelle bist und der Fahrer trotzdem stürzt. Wenn der Fahrer alles riskiert und im Qualifying oder Rennen seine bisherige Bestzeit unterbietet, können Stürze passieren...»

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