Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Neues Quali-Format: Stefan Bradl muss umdenken

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl und Christophe Bourguignon

Stefan Bradl und Christophe Bourguignon

In diesem Jahr finden zwei MotoGP-Qualifyings statt. Die Fahrer müssen schon ab den freien Trainings Gas geben.

Das neue Qualifying-Format für die MotoGP-Weltmeisterschaft 2013 bedeutet für die Teams und Fahrer ein Umdenken. Christophe «Beefy» Bourguignon, Race-Engineer von Stefan Bradl bei LCR-Honda, hat sich längst seine Gedanken dazu gemacht.

«Es wird also nach den ersten drei freien Trainings Samstagvormittag ein Klassement geben, auf dessen Grundlage die ersten zehn für das finale Qualifying Q2 gesetzt sind. Es wird bei den Europa-Rennen von 14.35 bis 14.50 Uhr stattfinden, also nur noch 15 Minuten dauern», hält der Belgier fest. «Es wird wichtig sein, dass man in den letzten drei Minuten von FP3 nicht aus den Top-Ten fliegt. Ich gehe davon aus, dass Fahrer wie Bradley Smith, Andrea Iannone, Randy de Puniet oder Aleix Espargaró, die vielleicht auf der Kippe zu den ersten zehn stehen, am Schluss noch zwei oder drei weiche Hinterreifen verheizen, um den Sprung ins entscheidende Quali 2 zu schaffen. Ich habe keine Bedenken, dass Stefan Bradl normal diese Hürde schafft und nach den ersten drei freien Trainings unter den Top-Ten ist. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Claiming-Rule-Fahrer in diesem Jahr eine weichere Reifenmischung erhalten, die quasi einem Qualifyer entspricht. Es kann passieren, dass sie mit dieser Spezifikation auf manchen Pisten eine halbe Sekunde rausholen. Denn wir werden normalerweise in den drei freien Trainings keinen der drei weichen Hinterreifen opfern.»

Diese Strategie ist aber nicht in Stein gemeisselt. «Wenn Stefan aus irgendwelchen Gründen Gefahr läuft, in den letzten Minuten von FP3 wegen der harten Rennreifen aus den Top-Ten zu fliegen, werden wir ihn in den letzten drei Minuten mit einem weichen Hinterreifen losschicken», versichert Bourguignon. «Je nach Wettervorhersage, wenn zum Beispiel für Samstag Regen droht, müssen wir schon am Freitag sicherstellen, dass wir in den Top-Ten sind und bleiben und uns nicht in den letzten Minuten ein Gegner rausknallt, wie es in der Formel 1 immer wieder vorkommt. Es ist sehr, sehr wichtig, dass Stefan im Q2 um die vordersten Startplätze fahren kann.»

Quasi als Hoffnungslauf findet nach den freien Trainings das 15 Minuten dauernde Q1 (14.10 bis 14.25 Uhr) statt, in dem sich die besten zwei Fahrer für das Q2 qualifizieren, zusätzlich zu den Top-Ten aus FP1, FP2 und FP3.

Die MotoGP-Fahrer erhalten 2013 wieder elf Hinterreifen und neun Vorderreifen. Davon werden normalerweise drei weiche Hinterreifen fürs Qualifying ausgewählt. Bourguignon: «Es gibt aber Rennstrecken, auf denen der weiche Hinterreifen eine Option fürs Rennen ist. Bei solchen Grand Prix müssen wir also für Sonntag noch einen neuen weichen Hinterreifen aufbewahren. Das heisst: Dort hatten wir schon bisher nur zwei weiche Hinterreifen fürs Qualifying. Und die brauchen wir auch.»

Es wird erstmals auch ein viertes freies Training stattfinden, in Europa von 13.30 bis 14 Uhr. «Diese Session findet ungefähr zum Zeitpunkt des Rennbeginns statt, wir werden diese 30 Minuten also überwiegend für das Renn-set-up nützen, die Zeitnahme hat ja für die Startaufstellung keine Bedeutung», sagt Bourguignon.

Zur Erinnerung noch einmal der neue MotoGP-Quali-Modus: Es werden wie in den vergangenen Jahren drei freie 45-Minuten-Trainings (FP1, FP2 und FP3) stattfinden; zwei am Freitag, eines Samstagfrüh. Der Unterschied zu früher: Die in diesen Trainings erzielten Zeiten zählen in gewisser Hinsicht für das Qualifying, weil sie darüber entscheiden, ob ein Fahrer im Qualifying 1 (Q1) oder Q2 teilnehmen darf.

In Q1 (es dauert 15 Minuten) werden sich jene Piloten versammeln, die in der Gesamtzeit von FP1, FP2 und FP3 auf Platz 11 oder dahinter platziert sind. In dieser Viertelstunde haben die Teilnehmer die Chance, sich für Q2 zu qualifizieren, in das nur die zwei schnellsten Fahrer aus dieser Session aufsteigen.

Das bedeutet: Insgesamt zwölf Piloten nehmen am 15 Minuten dauernden Q2 teil, das den Abschluss des Zeittrainings bildet und endgültig über die ersten zwölf Plätze der Startaufstellung entscheidet.

Jene Fahrer, die in Q1 nicht auf den Plätzen 1 oder 2 landen, werden im Rennen die Startplätze 13 und nachfolgend einnehmen. Als Grundlage gilt das Ergebnis von Q1.

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