Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Jorge Lorenzo: «Márquez bringt viel Energie mit»

Von Günther Wiesinger
Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo will 2013 den dritten MotoGP-WM-Titel gewinnen. Aber die Konkurrenz ist stärker als je zuvor.

Jorge Lorenzo (25) hat die Moto2-WM 2010 und 2012 gewonnen und sieht jetzt einer dreifachen Herausforderung entgegen: Er soll erstmals seinen Titel erfolgreich verteidigen, sich zweitens gegen seine starken Landsleute Dani Pedrosa und Marc Márquez durchsetzen und drittens seinen wieder erstarkten Teamkollegen Valentino Rossi in Zaum halten.
 


Jorge, die Wintertests sind vorbei. In einer Woche jetzt geht es in Katar um Punkte. Bist du mit dem Material zufrieden?

Ja, die Yamaha-Ingenieure haben gute Arbeit geleistet. Besonders das neue Chassis stellt eine klare Verbesserung dar. Es erlaubt mir, die Maschine am Kurvenausgang leichter und rascher aufzurichten. Jetzt müssen wir uns noch um den Motor kümmern. Das ist unser Hauptziel. Wenn wir da noch etwas finden, können wir noch schneller fahren.

Was fehlt deiner M1 noch zum perfekten Motorrad?

Der Motor ist momentan wahrscheinlich die Schwachstelle. Schritt für Schritt probieren wir neue Teile aus, die uns hoffentlich ermöglichen, beim Speed zu Honda aufzuschliessen. Da geht es in erster Linie um die Beschleunigung. Beim Rausfahren aus den Ecken verlieren wir auf die Konkurrenz. Aber im Vergleich zu 2011, als ich erstmals meinen Titel verteidigt habe, stehen wir viel besser da.

Es sieht so aus, als würde die kommende MotoGP-Saison die härteste werden, die du bisher erlebt hast. Stimmst du zu? Wie beurteilst du Rossi, Pedrosa und Márquez?

Das sind drei wirklich starke Fahrer mit viel Erfahrung. Sie haben zusammen eine Menge WM-Titel gewonnen. Besonders Valentino – er hat neun Titel und mehr als 100 GP-Siege in der Tasche. Er ist ein kompletter Rennfahrer. Ich bewundere, wie rasch er in einem Rennen seine Strategie ändern kann. Pedrosa ist sehr schnell, nicht nur für eine einzige Runde. Er kann den Speed über die ganze Renndistanz hochhalten. Márquez bringt von der Moto2 jede Menge Energie mit. Er ist sehr aggressiv und hat alles, was man braucht, um in der MotoGP-Klasse vom ersten Rennen an konkurrenzfähig zu sein. Das habe ich ja schon mehrmals erwähnt.

 
Letztes Jahr waren zweite Plätze deine schlechtesten Ergebnisse. Diese Konstanz war das Geheimnis deines Erfolgs?
Wenn du die Weltmeisterschaft gewinnen willst, musst du beständig sein. Wenn du oft stürzt, ist es unmöglich, die WM zu gewinnen. Ein Schlüssel zum Erfolg ist es, alle Rennen zu beenden. Das muss das Ziel sein. Im Vorjahr haben wir alle Rennen auf dem Podest beendet, nur in Assen und Valencia nicht, wo ich bereits als Weltmeister feststand. In meiner ersten MotoGP-Saison, das war 2008, war ich alles andere als ein konstanter Fahrer. Nach diesen vielen Stürzen und Verletzungen habe ich kapiert, dass ich meine Strategie ändern muss.

Wie unterscheidet sich der Jorge Lorenzo von heute vom Jorge Lorenzo am Saisonende 2010, als Rossi wegging und du den ersten Titel gewonnen hast?

Gut, es sind seither nur zwei Jahre vergangen. Das ist nicht sooo viel Zeit. Ein Mensch ändert sich in einer so kurzen Zeitspanne nicht gravierend. Aber ich strebe immer nach Verbesserungen. Als Fahrer ist mir 2010 fast die perfekte Saison gelungen. Ich habe damals einen neuen Punkterekord erzielt. Mein Motorrad gab mir einen grossen Vorteil gegenüber den anderen Fahrern. Dieser Vorteil war letztes Jahr nicht vorhanden. Die Saison 2012 war sicher mühsamer als 2010. Zum Glück bin ich kühl geblieben und habe auch in schwierigen Phasen starke Leistungen gezeigt.

Ist die Rückkehr von Valentino Rossi ein Ärgernis für dich? Oder spornt sie dich an?

Unser Verhältnis ist besser als vor drei Jahren. Wir sind älter, gereifter, besonders ich. Ich war erst 20, als ich in der MotoGP debütiert habe. Wir müssen keine Freunde sein. Der Motorradsport ist nicht Fussball oder Basketball. Aber wenn wir gut miteinander auskommen, ist das viel besser für uns und für das Team.
Wir werden versuchen, die Ruhe zu bewahren und gemeinsam am einem Strang zu ziehen.

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