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Jorge Lorenzo: «Ich kann Marc Márquez verzeihen»

Von Matthew Birt
Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo

Mit etwas Abstand zu den Ereignissen vom Sonntag sprach Lorenzo erstmals über die Kollision mit Márquez. Er gab einen verbalen Warnschuss ab – und zeigte sich versöhnlich.

Jorge Lorenzo hat jetzt sein Schweigen gebrochen und sich erstmals zum Vorfall in der Zielkurve von Jerez geäussert. Der Weltmeister hatte bei einer von Marc Márquez ausgelösten Kollision den zweiten Platz an den Honda-Werkspilot verloren.

Das Drama begann in der letzten Runde in Kurve 6, als Márquez eine Attacke auf Lorenzo verpatzte. Márquez musste einen Umweg fahren, Lorenzo dachte danach, er habe genug Vorsprung und verzichtete in der Zielkurve auf eine Kampflinie. Ein folgenschwerer Irrtum.  

Inzwischen hatte Lorenzo genug Zeit, die TV-Aufnahmen zu studieren und sich Gedanken zu machen. Er gibt jetzt zu, dass er aus dem Überholmanöver von Rossi in der Zielkurve in Barcelona 2009 offenbar nicht genug gelernt hat.

Lorenzo, jetzt in der WM auf Platz 3 zurückgefallen: «Ich habe am Sonntag Platz 2 verloren, damit muss ich mich abfinden. Die Race-Direction hat entschieden, nicht einzugreifen. Das muss ich hinnehmen. Wir sind nicht gestürzt, das ist wichtig.  Ich habe aber auch vier Punkte und die WM-Führung eingebüsst.»

«Es war aber wieder eine wichtige Lektion, die ich gelernt habe», ergänzte Lorenzo. «Eigentlich dachte ich nach Barcelona 2009, ich hätte jetzt verstanden, wie man sich in der letzten Kurve eines Rennens verhält... Aber diesmal war es anders. In Montmeló wusste ich, dass Valentino an meinem Hinterrad ist. In Jerez vermutete ich, Márquez sei nach seinem Fehler weiter zurück. Ich habe deshalb meine Linie nicht verteidigt. Das ist ein Fehler gewesen, ich werde das in Zukunft berücksichtigen. Man darf sich nie zu sicher sein, wie gross der Rückstand eines Gegners ist.»

Hätte die Race-Direction Márquez bestrafen oder verwarnen sollen? Lorenzo: «Was ich denke, das spielt dabei keine Rolle. Ich treffe diese Entscheidungen nicht. Lasst uns abwarten, wie es in Zukunft weitergeht. Vielleicht werde ich jetzt als Fahrer noch stärker. Vielleicht muss ich wieder so aggressiv fahren wie früher mit der 250er. Ich weiss nicht, wie ich künftig auf dem Motorrad agieren werde. Manchmal legt man auf dem Motorrad eine Aggressivität an den Tag, die man abseits vom Motorrad nie zeigen würde...»

Das hört sich wie ein unüberhörbarer Warnschuss Richtung Marc Márquez an.

«Ich bin froh, dass dieser Zwischenfall passiert ist», fuhr der Yamaha-Star fort. «Er wird dazu beitragen, dass ich ein besserer Fahrer werde. Ich werde mich nicht nur besser verteidigen, sondern ich werde auch angriffslustiger auftreten. In letzter Zeit war ich kein Spätbremser. Das werde ich ändern.»

Lorenzo gab zu, er habe nur wegen seiner riesigen Enttäuschung zweimal den Handschlag von Márquez verweigert. Das sei eine natürliche menschliche Reaktion gewesen. «Es war alles hitzig in dieser Phase. Drei Minuten vor meinem Erscheinen im Parc Fermé habe ich Platz 2 verloren. Und die WM-Führung. Und das nach einem sehr schwierigen Rennen, in dem ich arg mit meinem Motorrad zu kämpfen hatte. Wenn ich jetzt kritisiert werde, weil ich die Entschuldigung von Marc nicht angenommen habe,  muss ich sagen: Die meisten andern hätten es genau so gemacht, wenn sie in meiner Situation gewesen wären. Ich war zornig und habe seine Hand nicht genommen, weil mir nicht danach zumute war. Wäre ich cool und entspannt gewesen, hätte ich vielleicht anders reagiert. Ich kann ihm verzeihen.

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