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Stefan Bradl: «Mugello war mein bestes Rennen»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl war aus vielerlei Gründen erleichtert, als er in Mugello Platz 4 sicherstellte. «Aber ich war mit den zwei Ducati stark beschäftigt», versichert der LCR-Honda-Pilot.

Stefan Bradl schaffte in Mugello beim fünften Rennen in diesem Jahr die dritte Zielankunft, er verbesserte sich vom elften auf den neunten WM-Rang, der fünfte Rang (Dovizioso) liegt nur noch 20 Punkte entfernt, der LCR-Pilot wirkt erleichtert.

Stefan, du bist im Rennen in Mugello in den ersten Runden etwas behutsam ans Werk gegangen. Da hattest du den nicht geraden perfekten Saisonstart im Hinterkopf?

Ja, so etwas fährt immer ein bisschen im Kopf mit. Wenn ich dann merke, ich bin am Limit von Vorderreifen her, dann sage ich, dass ich nicht runterfallen möchte. Wenn ich in diesem Jahr bei allen Rennen ins Ziel gekommen wäre und einen guten Punktestand gehabt hätte, dann hätte ich ein anderes Selbstvertrauen gehabt.

Das Feeling für das Vorderrad, das für deinen Fahrstil so wichtig ist, kam in Le Mans durch die Rückkehr auf die Vier-Kolben-Bremszange von Nissin wieder zurück. Du warst dort im Qualifying nur 0,4 sec hinter der Spitze. War das Gefühl in Mugello noch besser?

Es hat schon in Le Mans im Vergleich zu Jerez im Trockenen gut geklappt. Dort gab es auch weniger Probleme mit dem Vorderreifen als in Jerez. Ich war mir sicher, dass es dort besser klappen würde als in Spanien. Auchin Mugello war das Feeling für den Vorderreifen ganz okay. Ich habe mich besser gefühlt, wenn ich ans Limit gekommen bin. Ich habe alles wieder besser einschätzen können. Es war nicht so wie in Doha und Jerez, wo ich gerutscht und im selben Moment an dagelegen bin. Das Vorderrad war in Mugello kalkulierbarer und besser zu kontrollieren.

Mugello war deine beste Vorstellung in diesem Jahr?

Ahh, okay, ja, denke ich schon. Den vierten Platz habe ich vielleicht geerbt durch den Márquez-Sturz. Aber mich hat es auch schon oft erwischt in diesem Jahr. Trotzdem: Ja, es war das beste Rennen. Austin war allerdings auch nicht schlecht – mit Rang 5.

Cal Crutchlow ist bisher stärker als erwartet. Er hätte Pedrosa fast noch erwischt.

Ja, aber ich glaube, dass Mugello auch eine Yamaha-Strecke war. Die haben schon einen deutlichen Vorsprung gehabt. Lorenzo hat Pedrosa um mehr als fünf Sekunden abgehängt. Vielleicht hat Yamaha besonders am Schluss noch Vorteile gehabt. Mir haben pro Runde drei bis vier Zehntel gefehlt, wenn ich an Crutchlow dranbleiben hätte wollen. Aber wir wissen, dass uns der dritte Sektor am meisten Zeit gekostet ist. Das ist der Sektor, wo das Vorderrad am meisten belastet ist. Dort wollte ich auch kein dummes Risiko eingehen. Ichwar so stark damit beschäftigt, die Ducati hinter mir zu halten, dass der Zug nach vorne relativ schnell abgefahren war.

Duwarst dir auch bewusst, dass Mugello ein sehr wichtiges Rennen für deinen italienischen Teamchef Lucio Cecchinello ist?

Ja, wenn ich bedenke, wie begeistert die mich bei der Rückkehr in der Boxengasse empfangen haben, inklusive Champagnerdusche, dann spürt man, wie wichtiger dieser Event für ihn ist. Das ganze Wochenende waren extrem viele Gäste hier. Auch für unseren italienischen Sponsor Linear war dieses Ergebnis wichtig. Diese Versicherungsfirma will eventuell grösser einsteigen. Lucio hat einen sehr erleichterten Eindruck gemacht. Ich bin natürlich froh, dass das geklappt hat.

Du hast dich in der WM um zwei Plätze verbessert. Spielt das momentan eine Rolle?

Es ist auf jeden Fall gut, dass wir ein paar Punkte aufgeholt haben. Ich weiss, dass ich Neunter bin. Ich habe mir die Tabelle noch nicht genau angeschaut. Es wird sicher nicht einfach, unter die ersten sechs vorzustossen. Die zwei Nuller von Doha und Jerez sind ärgerlich. Die müssen wir ausmerzen.

Jetzt kommt Barcelona, eine Strecke, die dir liegt?

Ich hoffe es. Mit der Moto2 habe ich dort 2011 gewonnen. Mit der MotoGP war ich letztes Jahr Achter. Wir haben aber einen anderen Hinterreifen genommen als die Gegner, das weiss ich noch. Ich bin gespannt auf Barcelona. Wenn wir so weitermachen können, wie wir in Mugello aufgehört haben, auch von den Zeitabständen her, sieht es gut aus. Le Mans war schon ein gutes Wochenende, vom Ausrutscher im Rennen abgesehen. Jetzt habe ich das Ding mal ins Ziel gebracht und Punkte mitgenommen.

Marc Márquez hat in Mugello ein paar Dämpfer erlitten. Vier Stürze in drei Tagen. Kann er das wegstecken?

Sieht man ja. Mit Sicherheit kann der das wegstecken. Wenn man den Sturz vom Freitag gesehen hat, wie er nach diesem 300-km/h-Sturz dagelegen war, da hat man kurzzeitig gemeint, das wird ihm das Kraut ausgeschöpft haben, wie man auf Bayerisch sagt. Aber ich glaube, den bringt nichts aus der Ruhe. Der setzt sich im nächsten Training drauf und hat bis dahin alles vergessen, was gewesen ist. Du wirst sehen, der macht so weiter.Vielleicht stürzt er mal an einem Wochenende weniger. Aber vom Speed her ist der unglaublich. Wenn du seine ersten Rennrunde gesehen hast, vom sechsten Startplatz, er war sofort wieder vorne dran. Es heisst schon lange, er werde irgendwann weniger aggressiv fahren. Aber er schüttelt sich nach jedem Sturz ab und fährt unbeirrt im selben Speed weiter.

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