Laguna Seca: Dritte Welt – auch 2013 noch
Eigentlich sollte ich es ja verschweigen. Ich war 1978 zum ersten Mal als Journalist in Monterey, damals habe ich Kenny Roberts zum 750-ccm-Weltmeisterschaftslauf in Laguna Seca begleitet.
Damals wohnte ich mit dem Yamaha-USA-Werksteam im Hyatt Hotel. Jetzt bin ich wieder dort abgestiegen, zum ersten Mal seit 35 Jahren.
Und was hat sich geändert? Laguna Seca ist eine unvergleichliche Rennstrecke geblieben, die Corkscrew (Korkenzieher-Kurve) ist ihr Wahrzeichen, die Küstenstadt Monterey ist reizvoll, es gibt dort das «Aquarium», es liegen Walrosse zu Hunderten am Pier, im nahen Carmel war Clint Eastwood Bürgermeister. Der 17-Miles-Drive beherbergt mit Pebble Beach einen der schönsten Golfplätze auf der Welt.
Mit einem Wort: Es gibt nichts hier, mit dem Hohenstein-Ernstthal und Oberlungwitz nicht mithalten könnten.
1988 fand in Laguna Seca erstmals ein Grand Prix statt. Unvergesslich, wie hinterwäldlerisch es damals zuging. Die Ergebnislisten waren handgeschrieben (!). Da hiess es dann zum Beispiel: 3. # 19 (112,723 mph).
Es wurde kein Fahrername erwähnt, kein Fabrikat, kein Team, keine Rundenzeit, nur der Schnitt in mph (miles per hour).
Toni Mang: «Waren sie wirklich auf dem Mond?»
Toni Mang traute seinen Augen nicht. «Ist es nachgewiesen, dass die Amerikaner als erste Nationen zum Mond geflogen sind? Oder war das ein gefälschtes Video?», wunderte sich der fünffache Weltmeister.
Nach etlichen schweren Unfällen hatte Laguna Seca bald wieder als GP-Schauplatz ausgedient, überall standen Betonmauern im Weg.
Erst 2005 kam die MotoGP-Klasse zurück, auf die 125er und 25er wurde verzichtet. In Amerika interessiert sich niemand für diese Mopedfahrer.
Ich fragte den dreifache 500-ccm-Weltmeister Kenny Roberts senior damals, was sich an der Strecke geändert habe. «Nichts», entgegnete er. «Vielleicht ist jetzt ein bisschen mehr Wasser im See.»
Das war natürlich untertrieben. Die Rennstreckenbetreiber hatten viel investiert. Red Bull stieg als Namenssponsor ein. So konnte langfristig geplant werden.
Wie in der Dritten Welt
Trotzdem fühlt man sich zwischendurch wie in der Dritten Welt. Als ich Im Media Centre am Donnerstag den Computer anschliessen wollte, fehlte an etlichen Tischen der Strom. Die Toilette war zugesperrt, irgendwie funktioniert das Wasser nicht. Bei der Pressekonferenz blieb zweimal das Mikrofon von Marc Márquez stumm.
Der Parkplatz für die Teams befindet sich an einem steilen Hang, er besteht aus verdörrtem Gras und Sand und Staub, die Schläglöcher sind bis 30 cm tief.
Die Strecke heisst «Mazda Raceway Laguna Seca». Da steht am grossen Turm, auf etlichen Schildern bei der Einfahrt. Die «Official Cars» von Mazda werden aber in einer Ecke des Paddocks versteckt. Die Mazda-Schlitten der Streckenmanager ebenfalls.
Der Grund für dieses Versteckspiel: In der MotoGP-WM bringt die Dorna die «Official Cars» von BMW mit zu den Rennen, Medical Car, Safety Car und so weiter.