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Marc Márquez: Der bodenständige Überflieger

Von Sharleena Wirsing
Marc Márquez krönte sich in Valencia mit nur 20 Jahren zum jüngsten Champion der Königklasse. Im Interview sprach der Spanier nun über Bodenständigkeit, seine neuen Mechaniker und Freizeitparks.

Marc Márquez gewann 2013 nicht nur den MotoGP-Titel sondern auch den BMW M Qualifyer Award, die Auszeichnung für den Rookie of the Year, den Tissot-Preis für die meisten Pole-Positions und Repsol Honda wurde als bestes Team ausgezeichnet. Zudem ist er der erste Rookie seit Kenny Roberts 1978, der den Titel der Königsklasse holte, und er löste Freddie Spencer als jüngsten Königsklasse-Champion aller Zeiten ab. Man könnte nun vermuten, dass die großen Erfolge und der damit einhergehende Ruhm den Überflieger abheben lassen, doch Márquez wird von seiner Familie stets auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Der MotoGP-Weltmeister verriet im Interview, dass er sein Kinderzimmer noch immer selbst aufräumen muss.

Marc, was war am Montagmorgen nach der Feier des WM-Titels dein erster Gedanke?

«Wir hatten eine Party, aber eine gemäßigte, weil wir am nächsten Tag unserem Testplan folgen mussten. Ich lag im Bett und dachte über meine erste Nacht als MotoGP-Weltmeister nach, aber am Ende bin ich noch immer derselbe. Es hat sich nicht viel verändert.»

Wie fühlt es sich an, wenn man sich auf dem Cover unzähliger nationaler und internationaler Zeitschriften sieht?

«Die Aufmerksamkeit der Medien ist sehr beeindruckend. Ich habe zudem via Twitter viele Glückwünsche von anderen Sportlern und Berühmtheiten erhalten und dabei bekommt man Gänsehaut. Vielleicht habe ich vorher nicht verstanden, wie wichtig es ist, der MotoGP-Weltmeister zu sein.»

Welche Nachrichten stachen aus dieser Masse besonders hervor?

«Die Glückwünsche meiner Familie und meiner Freunde, die immer an meiner Seite waren und mich unterstützt haben, waren für mich am wichtigsten, denn sie sind natürlicher und persönlicher. Aber ich freue mich über jedes Kompliment, das ich erhalte.»

Hast du mit HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto gesprochen, bevor du in das Rennen von Valencia gegangen bist?

«Vor dem Rennen hatten wir ein ernsthaftes Gespräch, man muss wissen, dass wir selten so ernsthaft miteinander sprechen, und er sagte mir: ‹Bitte benutze heute deinen Kopf.› Und ich dachte mir, wenn das der Boss zu mir sagt, dann hat das einen Grund (grinst verschmitzt).»

Bei wem war die Begeisterung am größten? Bei dir, deinen Eltern, deinem Bruder, deinen Großeltern oder deinen Freunden?

«Das ist schwierig zu sagen, aber ich denke, dass ich selbst von all dem am wenigsten beeindruckt war, weil ich damit schon immer gut umgehen konnte und meine Füße immer fest am Boden behalte. Wenn das einmal nicht mehr so sein sollte, dann haben die Menschen in meiner Umgebung die Erlaubnis, das für mich zu erledigen.»

Deine Mutter sagte, dass du Zuhause dein Zimmer aufräumen musst. Tust du das wirklich immer noch?

«Ja, ich muss aufräumen, mein Bett machen und so weiter, aber nur in meinem Zimmer. Ich decke auch den Essenstisch und mein Bruder Alex muss ihn abräumen, wenn wir fertig sind. Das war schon immer so.»

Was hast du zu deinen Eltern gesagt, die so viele Anstrengungen auf sich genommen haben, damit du Rennen fahren kannst, nachdem du nun den MotoGP-Titel gewonnen hast?

«Ich habe ihnen von ganzem Herzen gedankt. Ein Fahrer kann noch so gut sein, aber wenn man nicht ein Team und eine Familie hat, die eine gute Atmosphäre schaffen, dann ist es sehr schwer oder fast unmöglich, einen Titel zu gewinnen oder überhaupt ein professioneller Rennfahrer zu werden.»

Du hast in deiner ersten MotoGP-Saison sehr viel erreicht. Denkst du, dass du bereits alles gelernt hast, was es zu lernen gibt?

«Es gibt immer etwas zu lernen, aber man lernt mit der Zeit. Natürlich nimmt man anfangs die meisten Informationen auf, aber der Erfahrungsschatz wächst in jedem Jahr. Dani und Jorge eigenen sich ebenfalls in jeder Saison neues Wissen an, was bedeutet, dass es jedes Jahr schwieriger wird, sie zu schlagen.»

Wenn du auf die Saison zurückblickst, denkst du dann, dass du die Kategorie aus ihren Angeln gehoben hast?

«Wenn du mir vor einem Jahr erzählt hättest, dass ich in dieser Situation sein werde, dann hätte ich und wahrscheinlich auch jeder andere gesagt, dass du verrückt bist. Aber wir haben gearbeitet, wie wir es immer getan haben und wie ich es immer versuchen werde, solange ich die Motivation habe, hundert Prozent zu geben und ans Limit zu gehen. Wir haben immer für das gekämpft, was wir wollten und hatten dabei eine klare Absicht.»

Denkst du, dass dein Aufstieg in die MotoGP-Klasse den Beginn eines Machtwechsels markiert?

«Wir haben den Titel gewonnen, aber der Beginn einer neuen Ära hängt von mehr als nur einem Fahrer ab. In diesem Jahr bin ich aufgestiegen und nun tuen es mir Pol Espargaró und Scott Redding gleich. Es gibt immer junge Talente, die aufsteigen. Als ich den Sprung machte, wollte ich meinen Wert unter Beweis stellen und mir einen Namen machen. Das Alter ist dabei relativ. Als Dani Pedrosa und später Jorge Lorenzo in die MotoGP-Klasse kamen, hatten sie ebenfalls eine sehr gute erste Saison. Es ist schwierig zu sagen, ob das nun eine neue Ära ist, denn die beiden sind auch noch sehr jung.»

Wie verlief der erste Test für die Saison 2014?

«Ich denke, es war insgesamt ein sehr positiver Test, besonders für Honda, denn wir haben sehr viel abgearbeitet und konnten unterschiedliche Einstellungen prüfen. Am Dienstag hatten wir zwei Prototypen, die sich leicht unterschieden, daher haben wir uns am Mittwoch auf das Bike konzentriert, das besser arbeitete. Wir testeten unterschiedliche Elektronik Konfigurationen und verschiedene Abstimmungen. Ich denke, wir haben einen guten Job gemacht und Punkte gefunden, die wir verbessern können. Das ist unsere Basis für den Sepang-Test, aber HRC hat eine klare Entwicklungsrichtung und ich bin mir sicher, dass sie uns verbesserte Updates liefern werden.»

Am Montag hast du ein schönes Geschenk erhalten, als deine neuen Mechaniker in der Repsol-Honda-Teamkleidung erschienen.

«Ja, ich bin sehr froh, dass ich dasselbe Team haben werde wie vor dieser Saison. Einige von ihnen arbeiten mit mir seit ich elf Jahre alt bin und es ist wie ein Traum, dass sie nun zu mir zurückkommen. Ich muss dem Repsol Honda Team dafür danken. Nun müssen wir beweisen, dass wir ein gutes Team sind.»

Wie erging es ihnen an ihrem ersten Arbeitstag?

«Man konnte ihnen ansehen, dass sie viel angespannter waren als üblich. Ich war sehr vorsichtig, denn sie hatten viel Arbeit vor sich und mussten viel lernen. Man konnte zwischen dem ersten und dritten Tag jedoch bereits eine Steigerung erkennen und sie lernten das Bike immer besser kennen. Wichtig ist, dass sie in diesem Winter nach Japan reisen und einen Intensivkurs absolvieren. Nach diesem werden sie das Motorrad, wie jeder gute Mechaniker, blind kennen.»

Themenwechsel: Wann warst du das letzte Mal in einem Freizeitpark?

«Das ist lange her und nun kann ich nicht gehen. Früher habe ich es zumindest zwei Mal pro Sommer in einen Wasserpark geschafft und es sehr genossen.»

Stimmt es, dass du das Meer nicht magst?

«Ich gehe so wenig wie möglich ins Meer. Wenn es ein Mädchen gibt, dass ich begleiten muss, dann gehe ich aber hinein.»

Doch du warst Jet Ski fahren…

«Ja, das stimmt, aber ich habe es vermieden herunterzufallen. Wenn ich ins Wasser falle, dann bin ich schneller als jeder andere wieder auf meinem Jet Ski, selbst wenn ich gegen Michael Phelps schwimmen müsste.»

Weißt du schon, was du in deinem Urlaub machen wirst?

«Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, aber ich werde sicherlich etwas Zeit finden, um mich zu entspannen.»

Der nächste Job steht schon am Samstagnachmittag auf dem Programm…

«Ja, ich weiß, dass mein Fanclub eine große Party plant, mit einer Parade durch die Straßen von Cervera. Dort können wir den Titel feiern ohne daran denken zu müssen, dass ich am nächsten Tag einen Test habe, also anders als am letzten Sonntag.»

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