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Gigi Dall'Igna/Ducati: An den Piloten liegt es nicht

Von Paolo Scalera
Der neue Ducati-Rennchef Gigi Dall'Igna meint, die Ergebnisse in der Superbike-WM werden sich schneller bessern als in der MotoGP.

Nach dem Valencia-GP im November 2013 übernahm Gigi Dall’Igna bei Ducati Corse als neuer General Manager das Kommando. Ab 4. Februar findet die erste grosse Bewährungsprobe für Ducati statt – beim ersten Sepang-Test muss sich die Desmosedici GP14 bewähren.

Gigi, es wird demnächst auch um die Frage gehen, ob der 2014-Motor gut genug ist?

Es wäre nicht realistisch, wenn wir Schlüsse ziehen, wenn Yonny Hernandez in Sepang 1 mit der Open-Ducati und Andrea Dovizioso mit der Factory-GP14 testet. Alle Konstrukteure überprüfen die Klasse Open. Honda hat für diesen Zweck ein Motorrad gebaut. Yamaha bietet bei Forward Motoren an, die betreffenden Fahrwerke werden modifiziert.

Die Ducati-Fans sind uneinig: Lag die Schuld am Versagen bei den Motoren oder beim Fahrwerk?

Die Architektur des Motors entscheidet der Fahrwerksbauer. Ducati kann Rahmen bauen, ich habe sie gesehen und angefasst. Ich bin jedenfalls recht optimistisch, was die Herausforderung bei Ducati betrifft.
In Borgo Paginale habe ich in allen Sektoren hohe Kompetenz angetroffen. Das einzige Problem habe ich in der internen Organisation bei Ducati Corse bemerkt. Die Organisation, die es ermöglicht, gute oder schlechte Sachen zu machen, war ein Schwachpunkt in den letzten Jahren. Das Testteam wie auch das Rennteam müssen enger mit den Leuten im werk zusammen arbeiten.

Wie gross ist der Unterschied von der GP14 zum Prototyp, bei dem du mitgeholfen hast?

Nun, man kann nicht sagen, dass die GP14 ein Ergebnis meiner Erfahrungen ist. Ich habe einfach versucht, Änderungen anzubringen, die eine Verbesserung beziehungsweise Vorteile bringen sollten. Deshalb sind die zwei Tests Sepang zero und Sepang 1 so wichtig für uns. Wir müssen klären, ob es uns gelingt, den Abstand zu verkürzen. Die Tests und die ersten drei Rennen werden uns genügend Daten liefern für ein neues Projekt.

Das Testteam hat demzufolge einen Haufen Arbeit vor sich. Wie ist die Situation?

Nach meiner Erfahrung kann ein Testfahrer 60 bis 70 Prozent der Arbeit erledigen. Den Rest müssen die Piloten machen, die mit den Maschinen auch die Rennen bestreiten. Den Testfahrer mit Abstimmungen fahren lassen, die ihm nicht behagen, bringt nichts. Das sorgt nur für Konfusion und hilft somit nicht, das Motorrad zu verbessern. Ein Testfahrer wie Pirro reicht. Er hilft auch, zuerst an das Wichtigste zu denken, mehr den Kopf als die Hände zu gebrauchen.

Die Open-Variante wäre für 2014 von Vorteil, weil die Motorenentwicklung nicht eingefroren ist?

Klar. Aber auch die Option Factory wird von uns ausreichend probiert werden. Aber bei 18 oder 19 Grand Prix ist die Testzeit für die Werksfahrer limitiert.

Wird Michele Pirro auch die Superbike-Ducati testen?

Nein, ein Testfahrer sollte sich nur einer Maschine widmen und nur auf dieser sitzen. Mit einer völlig anderen Maschine zu fahren, bringt nichts. Pirro soll sich auf die MotoGP konzentrieren. In der Superbike werden wir wohl mit Baiocco als Testfahrer weitermachen.
Jedenfalls wird 2014 eine bessere Zusammenarbeit zwischen den beiden Projekten MotoGP und Superbike bestehen. Ich denke auch daran, Technologie von einer zur anderen Kategorie zu transferieren und umgekehrt. Es wird auch Versuche geben, die wir zuerst mit der Superbike-Maschine durchführen, die dann vielleicht auch in der MotoGP nützlich sind.

Dein Arbeitstag besteht also weiterhin aus 24 Stunden. In welcher Kategorie wirst du auf mehr Probleme stossen?

Die Superbike-WM ist für mich die jüngste Vergangenheit; ich habe sie ins Herz geschlossen. Bestimmt ist für Ducati momentan die MotoGP wichtiger. Superbike repräsentiert für sie jedoch Geschichte; ich werde sie nicht vernachlässigen. Ich werde bei allen MotoGP-Rennen anwesend sein und etwa bei 30 Prozent der Superbike-WM-Rennen.

In welcher Serie werden wir schneller bessere Ducati-Resultate sehen?

Ich muss sagen, dass ich positiv überrascht war von den letzten Superbike-Tests, sei dies von den Resultaten her oder von den Aussagen der Fahrer. Und ich rede von Piloten, die Top-Maschinen gefahren sind, deshalb waren ihre Aussagen für mich wichtig.
Ich möchte jetzt bis Ende Februar nichts behaupten oder vorhersagen. Aber ich gehe schon davon aus, dass wir in der Superbike-WM schneller zu Ergebnissen kommen werden.

Würdest du Battas Alstare-Team sofort mit seiner Bimota fahren lassen?

Ich glaube, die FIM sollte sie fahren lassen. Ein Hersteller mehr in der Superbike-WM, das schadet nicht. Dazu müssen aber die Stückzahl für die Homologation angepasst werden. Das wäre angebracht. Und als Fan wäre ich sowieso dafür.

2013 hat deine ART-Aprilia gegenüber der Ducati GP13 in der MotoGP ein paar ansehnliche Ergebnisse zustande gebracht. Wo lag der Vorteil?

Ich bin natürlich sehr erfreut gewesen über dieses Projekt. Die ART hatte einen Reifenvorteil, der aber nicht bei allen Rennen zum Tragen kam. Wir bekamen weichere Mischungen als die Werksmaschinen. Aber nicht immer hatten wir diesen Vorteil. Der fünfte Startplatz auf dem Sachsenring war sicher ein Highlight.

Du kennst Jorge Lorenzo aus dessen Aprilia-250-Zeit sehr gut. Es gab Gerüchte, dass er Kontakt zu euch hatte. Welcher Techniker würde ihn nicht seinem Team haben wollen?

Ich bin mit den Fahrern, die in diesem Jahr die Ducati GP14 steuern, zufrieden. Das Problem sind nicht die Fahrer. Ich werde mehr auf Weiterentwicklung setzen. Klar, Lorenzo und Márquez sind der Massstab. Aber es noch zu früh, um irgendwelche Prognosen abzugeben. Wir müssen uns auf das Motorrad konzentrieren. Das ist für uns das Wichtigste.

Antworte jetzt nicht als ehemaliger Dirigent von Aprilia. Hättest du Max Biaggi 2014 die Superbike-WM in Phillip Island fahren lassen – beim Saisonauftakt in diesem Jahr?

Max ist sicher ein ganz spezieller Fahrer, abgesehen davon, dass er zwei Superbike-Weltmeister war. Für ein Werk könnte es auch wichtig sein, einen Könner wie ihn sporadisch fahren zu lassen. Ich persönlich hätte ihn fahren lassen.

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