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Tom Lüthi: Klappt es 2015 mit MotoGP-WM?

Von Günther Wiesinger
Wenn die Resultate stimmen und das nötige Geld aufgetrieben wird, fährt Tom Lüthi 2015 in der MotoGP-WM. Interview mit seinem Manager Dani Epp.

Der Schweizer Daniel M. Epp ist Besitzer des Interwetten Paddock- Teams mit Thomas Lüthi (Moto2) und Philipp Öttl (Moto3). Lüthi war 2005 Weltmeister in der 125-ccm-Klasse und geht in seine achte Saison in der mittleren Kategorie. Er fuhr 2007 bis 2009 in der 250er-WM, seit 2010 in der Moto2-Klasse.

Jetzt drängt es den 27-jährigen in die MotoGP-WM. Lüthi durfte 2005 in Valencia zehn Runden auf der MotoGP-Honda RC211V drehen, das war noch die Fünfzylinder-Maschine mit 990 ccm. Es war eine Belohnung für den Gewinn des WM-Titels.

Danach wurde Tom Lüthi von Schweizer Medien mit MotoGP-Plänen von Honda, BMW, Ilmor, Ducati, MarcVDS, Suzuki und Tech3 in Zusammenhang gebracht.

Aber Lüthi kam nicht einmal zum Zug, als sein persönlicher Manager Dani Epp für 2010 ein eigenes Interwetten-MotoGP-Team mit einer Honda RC212V einsetzte. Es wurde 250-ccm-Weltmeister Hiroshi Aoyama eingezogen.

Doch für 2015 gibt es keine Ausreden mehr. Tom Lüthi strebt nach einem Platz in der Königsklasse.

SPEEDWEEK.com hat Interwetten-Teamchef Dani Epp zu diesem Thema befragt.

Dani, kannst du dir vorstellen, dass Tom Lüthi bis zum Ende seiner Karriere in der Moto2 fährt? Oder ist es langsam höchste Zeit für eine neue Herausforderung?

(Er seufzt). Man muss nicht in die MotoGP aufsteigen. Aber es ist klar, dass es das Ziel von Tom und vielen anderen Fahrern ist, irgendwann in die MotoGP-Klasse raufzukommen, um sich dort mit den Allerbesten zu messen. Daran besteht kein Zweifel. Das peilen wir auch schon seit längerer Zeit an.
Anderseits gibt es keinen Grund, warum man nicht noch mehrere Jahre in der Moto2 fahren sollte.
Es kommt erstens auf eine tolle Saison in der Moto2 an, wo es ganz gut geht. Und zweitens auf die Möglichkeiten in der MotoGP. Wie viel Geld treiben wir auf? Welches Material bekommen wir dafür?
Diese Gedanken machen wir uns jedes Jahr. Nicht verkrampft, aber es bleibt ein Ziel.
Wenn es keine sinnvollen Aufstiegsmöglichkeiten gibt, dann spricht nichts dagegen, weiter in der Moto2 zu fahren.

Du hattest 2010 schon ein MotoGP-Team, du hast dich damals für Aoyama entschieden, weil du Tom Lüthi nicht für reif genug gehalten hast. Was muss passieren, damit Tom mit 180 GP-Einsätzen, sieben GP-Siegen und 33 Podestplätzen für reif genug erachtet wird?

2009 haben Tom, ich und HRC gemeinsam entschieden... Tom hatte damals keine sehr eindrucksvolle 250er-Saison hinter sich. Wir kamen zum Ergebnis, dass die Königsklasse zu früh käme für ihn.
Reif, das heisst für mich, dass Tom in der Moto2 ganz vorne mitfährt, ein bis zwei Jahre lang.

Heisst das, Tom müsste den Moto2-WM-Titel gewinnen wie Bradl, Márquez und Pol Espargaró? Oder würden auch vier, fünf Siege in einem Jahr reichen?

Es heisst das erste und das zweite. Tom müsste in der WM-Tabelle Erster, Zweiter oder Dritter werden.
Erstens damit er sich selber ausreichend vorbereitet fühlt; und zweitens für die Sponsorverhandlungen für die MotoGP.
Je besser die Ergebnisse sind, desto grösser ist die Nachfrage bei den Sponsoren. Desto grösser ist die Möglichkeit, ein Paket für die MotoGP schnüren zu können, bei dem die Technik und die Finanzen stimmen.
Was nützt es, wenn du aufsteigst, aber ohne konkurrenzfähiges Material?

Tom Lüthi wurde bereits oft mit MotoGP-Teams in Zusammenhang gebracht. Bei Suzuki gab es Chancen für 2012, bei Tech3-Yamaha war er im Gespräch, bei MarcVDS für ein Ducati-Junior-Team für 2013, alles hat sich zerschlagen. Gab es jemals ein konkretes Angebot? Oder waren das nur Vorgeplänkel?

Es ist nie ein ganz konkretes Angebot dabei gewesen. Sonst hätten wir ja ganz konkret darüber nachgedacht und den Aufstieg versucht. Aber die Gelegenheit hat sich bisher nicht erheben. Sonst hätten wir sie wahrgenommen.
Die Variante, zu Honda zu gehen und zu sagen, wir hätten gerne eine Factory-Honda und zu versuchen, sie mit Sponsoren aus der Schweiz zu finanzieren und die Leasingraten normal zu bezahlen, das ist einfach nicht möglich.
Es ist grundsätzlich möglich, so ein Werksmotorrad zu bekommen, wie LCR für Stefan Bradl einsetzt. Aber es scheitert an der Finanzierung. Wir sind von den erforderlichen Summen viel zu weit weg. Deshalb denke ich über so ein Projekt gar nicht nach.

Tom ist seit drei Jahren in der Schweiz BMW-Botschafter. Eine Zeit lang sah es so aus, als würde BMW in die MotoGP kommen. Wurde damit spekuliert?

Nein, das ist ein guter Deal für Tom und BMW Schweiz. Natürlich hat man sich einmal mit BMW über MotoGP unterhalten. Es gab Gespräche, aber es ist nie konkret geworden. Darauf haben uns nicht verlassen. Ich habe eigentlich nicht daran geglaubt.
Wenn BMW eingestiegen wäre, hätte auch niemand die Gewissheit gehabt, dass sie konkurrenzfähig gewesen wäre. Momentan ist es für alle Europäer schwer in der MotoGP.

In den letzten Jahren wäre Tom höchstens für eine Claiming-Rule-Maschine in Betracht gekommen. Aber jetzt gibt es Production-Racer von Honda, Forward hat Yamaha-Werksmotoren. Brauchbares Material wäre also für 2015 verfügbar?

Ganz genau. Wir haben vor, uns die Situation genau anzuschauen. Wenn das Material konkurrenzfähig ist und so eine MotoGP-Saison finanzierbar ist, dann werden wir sicher drüber nachdenken. Ich rede da nicht von einem eigenen Team. Die Frage ist, ob wir ein Team finden, das so ein Paket für Tom bereitstellt – und zu welchen Kosten.
Momentan sind wir bei den erforderlichen Summen noch weit weg.

Wie viel Geld würde so eine MotoGPSaison mit einem Production-Racer von Honda oder Yamaha kosten? Die Honda kostet 1,2 Millionen Euro.

Man müsste noch ein gute Million Euro dazulegen. Man braucht also mindestens eine Million mehr als in der Moto2. In dieser Klasse sind wir anständig und sauber aufgestellt, mit Sponsoren, die am Schweizer Markt Interesse haben. Das funktioniert gut, sie erhalten einen guten Gegenwert.
Aber ich wüsste momentan nicht, wie wir die zusätzliche Million finanzieren sollten. Doch vielleicht gibt es ein Team, das an Tom interessiert wäre und einen Teil des Bugdets bestreiten könnte.

LCR-Honda wollte für 2014 ein zweiten Fahrer und einen Production-Racer für Nicky Hayden einsetzen. Einen Teil des Budgets hätten existierende Sponsoren beigesteuert. Wäre LCR ein möglicher Ansprechpartner?

Mit Lucio Cecchinello habe ich ein gutes Verhältnis. Ich kann jederzeit mit ihm reden. Aber es muss sich eine bestimmte Nachfrage ergeben; es muss also auch bei ihm Interesse vorhanden sein. Das würde die Situation vereinfachen.

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