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Stefan Bradl: Wie er sich die Zukunft vorstellt

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl

Stefan Bradl

Stefan Bradl will in den nächsten Rennen möglichst nahe an die MotoGP-Topgruppe herankommen. Und er will sich für 2015 wieder eine Werks-Honda sichern.

Stefan Bradl (24) flog heute von München via London mit British Airways nach Austin/Texas und traf im Flugzeug auf seinen Kumpel Sandro Cortese.

Auf dem Circuit of the Americas (COTA) will der deutsche LCR-Honda-Pilot und Moto2-Weltmeister von 2011 wieder um einen Podestplatz fighten.

Aber die Fahrer mit den Vorzügen der Open-Teams machen den Factory-Fahrern zumindest in den freien Trainings und im Qualifying das Leben schwer.

Nur einen scheinen alle diese Diskussionen nicht zu beeinflussen: Marc Márquez. Der MotoGP-Weltmeister sicherte sich in Katar die Pole-Position, den Sieg und die WM-Führung. Er gilt deshalb in Texas als klarer Favorit. Auch für seinen Rivalen Stefan Bradl, der ihn als einziger Fahrer in den letzten vier Jahren (2011) an einem Titelgewinn hindern konnte.

Stefan, Márquez gilt als heisser WM-Favorit. Auch Valentino Rossi macht sich da keine Illusionen?

Ja, was soll man dazu sagen? Marc ist in starker Form. Ich glaube, der Titel führt über ihn. Lorenzo hat jetzt einen Nuller, er muss 25 Punkte aufholen und viel riskieren. Das wird nicht einfach, denn Márquez ist immer vorne dabei. Gut, die Saison dauert noch lange... Da kann viel passieren. Aber Márquez ist der klare WM-Tipp.

Du hast dir ursprünglich schon für 2013 fünf Podestplätze als Ziel gesetzt, einmal hat es geklappt. Es sieht so aus, als wäre die Konkurrenz jetzt noch stärker als 2012 und 2013?

Ja, es sieht so aus, als ob es schwieriger würde. Auch weil die Reglemente geändert worden sind. Es haben jetzt mehr Fahrer Chancen auf Podestplätze. Die mittlere Gruppe, zu der ich mich auch zähle, ist mit den Werks-Ducati noch enger zusammengerückt.
Wir müssen jetzt abwarten. Ich werde jedenfalls alles tun, um meine Ziele zu erreichen. Ich will die Weltmeisterschaft unter den ersten fünf beenden und bester Fahrer aus einem Satelliten-Team werden.

Ausserdem willst du dich von der mittleren Gruppe an die Topgruppe annähern, also zumindest an Rossi und Pedrosa aufschliessen?

Ja, und dann die Topgruppe dominieren... (Er lacht).

Pedrosa war im Katar-Quali nur 0,1 sec vor dir, Rossi war drei Plätze hinter dir. Es hapert noch mit der Umsetzung dieser Leistung in den Rennen?

Ja, ganz klar, im Rennen ist es am Wichtigsten. Ich bin nicht weit weg. Aber ich muss diesen Speed bis zum Ende durchfahren. Das ist schwierig, aber nicht unmöglich. Wir sind nicht mehr so weit weg. Die Abstände in den Trainings inklusive Tests waren noch nie so gering wie in diesem Jahr. Das heisst, dass wir von der Spitze nicht weit weg sind.

Du hast kürzlich einmal gesagt, du überlegst manchmal, was du in zehn Jahren machen wirst. Aber du willst zumindest inklusive 2014 noch vier MotoGP-Jahre fahren?

Ja, davon gehe ich aus.
Aber momentan lässt sich die MotoGP-WM schwer planen. Es ist alles ein grosses Fragezeichen. Ich weiss nicht, ob ich zum Beispiel eines Tages noch Lust hätte, mit einem Open-Bike zu fahren. Das ist alles schwierig zu sagen.
Man muss abwarten, wie es am Jahresende 2014 aussieht und welche Verträge sich für nächstes Jahr auftun.

Die Dorna will 2016 nur noch zwei echte Werksmaschinen pro Hersteller erlauben. Die Kunden-Motorräder sollen dann um maximal 1 Million Euro verleast werden. Ob HRC dann eine aktuelle RC213V um 1 Million statt um 3 Millionen verleast, ist höchst fraglich. Eventuell werden Teams wie Gresini und LCR Vorjahresmaschinen erhalten wie jetzt Forward von Yamaha?

Ja, dann müssen alle Nicht-Werksfahrer in der Open-Kategorie fahren...
Man braucht einfach konkurrenzfähiges Material. Da 2016 alle Fahrer die Einheits-ECU verwenden müssen, wird sich die Leistungsdichte zusammenschieben. Dann sind die Chancen für die guten Fahrer grösser. Dann geht es mehr und mehr in Richtung Moto2, dass also wirklich der Fahrer den grossen Unterschied ausmacht.
In diesem Jahr geht es bei mir darum, dass ich mir durch gute Ergebnisse wieder einen Honda-Prototyp für 2015 sichere.

Suzuki kommt 2015 als Werksteam zurück, Aprilia kommt 2016, Kawasaki wohl auch. Dann sind womöglich sechs Werke in der MotoGP-WM. Solange du da in der WM unter den ersten fünf, sechs oder sieben bist, wirst du also eine Werksmaschine erhalten?

Ja, da tun sich vielleicht wieder neue Möglichkeiten auf.
Aber ich bleibe dabei: Ich will in der MotoGP-WM so lange wie möglich einen Honda-Prototyp fahren.

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