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Ducati: Und wo bleibt jetzt Andrea Iannone?

Von Günther Wiesinger
Andrea Iannone und Aleix Espargaró sind die MotoGP-Entdeckungen der Saison – und heisse Eisen auf dem Transfermarkt. Iannone fühlt sich von Ducati verschaukelt.

Andrea Iannone, mit 24 Jahren eine grosse Zukunftshoffnung von Ducati Corse, er war in Mugello im Pramac-Kundenteam Zweiter im Qualifying und Fünfter beim Sachsenring-GP, er trat gestern auch bei der World Ducati Week in in Misano in Erscheinung – wie Dovizioso und Crutchlow.

Dennoch ist Iannone stinksauer. Er fühlt sich von Ducati verschaukelt.

Andrea Iannone, sein Manager Carlo Pernat und Vater Regalino riefen deshalb gestern alle verfügbaren Teambesitzer und Teammanager an, um einen neuen Platz für den aktuellen WM-Achten zu finden.

Man kann sich ausmalen, wer die Ansprechpartner waren – Gresini-Honda, LCR-Honda, Tech3-Yamaha, Suzuki, Aprilia, Forward-Yamaha und so weiter.

Warum?

Carlo Pernat war beim Assen-GP überzeugt: «Andrea wird 2015 zu 99,9 Prozent im Ducati-Werksteam fahren.»

Doch das erwies sich als allzu optimistische Einschätzung. Denn es war immer klar: Wenn Cal Crutchlow nicht weggeht und Andrea Dovizioso einen neuen Vertrag unterschreibt (was auf der Hand lag), muss Andrea Iannone wie 2013 und 2014 mit einem Ducati-Werksvertrag weiter bei Pramac fahren.

Das hat unter anderem den Nachteil einer höchst überschaubaren Gage (es wird ein aktuelles Jahresgehalt von 300.000 Euro kolportiert), während Crutchlow 2,5 Millionen pro Saison kassiert – und von Andrea regelmässig gedemütigt wird.

Und das ist nicht alles, was Andrea ärgert.

Die ersten GP15-Prototypen für die kommende Saison werden wohl erst für den Valencia-Test fertig, das Pramac-Team weiss bisher nicht, ob und wann mit 2015-Material gerechnet werden kann.

Iannone fühlt sich hintergangen. Er hatte bisher keinen Plan B, das rächt sich.

Der Haken: Iannone hat einen wasserdichten Ducati-Vertrag für 2015 unterschrieben.

In so einer Situation wird und kann ihn wohl nicht so rasch ein Konkurrenz-Team engagieren...

Ducati äusserte sich gestern bei der Ducati-Pressekonferenz in Misano anlässlich der WDW sehr kryptisch zur Zukunft von Iannone.

Sportdirektor Paolo Ciabatti: «Iannone hat sogar besser abgeschnitten als erwartet. Und wir wollen, dass er bei uns bleibt. Wir wollen ihm besseren technischen Support anbieten. Nächste Woche sollten wir in der Lage sein zu beschliessen, wie wir das machen werden, wie der Vertrag und das Technik-Paket für ihn aussehen wird.»

Gigi Dall’Igna hat begrenzte Kapazitäten, Ducati ist nicht Honda, Gigi muss seine Ressourcen für das Werksteam bündeln. Pramac geniesst zweite Prioriät. Und: Die Geduld von Eigentümer Audi und Vorstand Dr. Ulrich Hackenberg ist begrenzt. 2015 müssen konstant Podestplätze her.

Das Dilemma für Ducati: Die Roten hatten keine vertragliche Möglichkeit, den enttäuschenden Crutchlow rauszuwerfen.

«Wir haben in diesem Jahr Fortschritte gemacht, aber sie sind nicht gross genug. Wir müssen in der zweiten Saisonhälfte noch fleissiger schuften. Wir werden demnächst eine neue Verkleidung bekommen. Und Ende September in Aragón werden wir ein neues Chassis haben. Wir möchten den Rückstand auf den Sieger bis zum Saisonende auf zehn Sekunden reduzieren. Das wird schwierig, ist aber nicht unmöglich.»

Bisher waren Rückstände bis 33 Sekunden keine Seltenheit.

Andrea Iannone äusserte sich in Misano nur zur zweiten Saisonhälfte – und liess die Zukunft offen. «Die Ergebnisse aus dem ersten Halbjahr helfen mir, noch mehr Motivation zu finden und noch fleissiger zu arbeiten. Ich bin im Moment ein Ducati-Fahrer. Und obwohl ich jung bin, möchte ich am liebsten für meine gesamte MotoGP-Karriere bei ihnen bleiben», sagte Andrea.

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