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Jack Miller: «MotoGP ist sicher nicht einfach»

Von Günther Wiesinger
Jack Miller büsste beim Sepang-Test auf der Open-Honda des LCR-Teams 3 Sekunden auf die Bestzeit ein. Der MotoGP-Neuling steht vor einer Mammutaufgabe.

Der australische Moto3-Vizeweltmeister Jack Miller (19) zählt zu den neuen Attraktionen der MotoGP-WM 2015.

Noch nie ist ein Fahrer aus der kleinsten GP-Klasse (250 ccm-Einzylinder mit 55 PS) direkt in die grösste Viertakt-Klasse mit 1000 ccm und 260 PS aufgestiegen.

Einen ähnlichen Weitsprung hat Landsmann Garry McCoy 1997/1998 gewagt, von der 125er auf die 500er, er fuhr allerdings nur eine V2-Honda, er musste deshalb wohl nur 120 zusätzliche PS bändigen.

Miller hingegen freut sich über einen HRC-Vertrag für zwei Jahre, er geniesst jetzt bei Honda jene Unterstützung, die Stefan Bradl von 2012 bis 2014 genoss, er soll für die Nach-Dani-Pedrosa-Arä bei Repsol aufgebaut werden.

Miller hat inzwischen acht Testtage (zwei in Valencia und sechs in Sepang) hinter sich. Er schloss den ersten Test dieser Saison an 20. Position ab, büsste mit der Open-Honda des CWM-LCR-Teams von Lucio Cecchinello 3,028 sec auf Marc Márquez ein und 1,601 Sekunden zur besten Open-Class-Maschine (Stefan Bradl, Forward-Yamaha).

Miller drehte am Freitag in Sepang bereits in der dritten Runde seine persönliche Bestzeit (2:01,895 min), insgesamt spulte er an diesem tag 50 Runden ab.

Am Mittwoch war ihm eine Zeit von 2:03,083 min gelungen, am Donnerstag 2:02,807 min.

Es sind also Steigerungen zu erkennen, aber vor dem sechsfache Moto3-GP-Sieger liegen keine Nasenbohrer. Baz, Redding, Pirro, Barbera, Aoyama, Petrucci, Vinales, Crutchlow und Aleix Espargaró sind jene Fahrer, die Miller übertrumpfen muss, wenn er Richtung Top-Ten marschieren will.

Miller reiste nach dem Test nach Barcelona, wo er in Sitges sein gemietetes Haus wieder in Schwung bringt, das dem Grossvater des ehemaligen KTM-Testfahrers Joan Olivé gehört.

Jack Miller: «Die Elektronik killt nur die Power»

«Wir haben uns zwar am dritten Tag um eine Sekunde gesteigert, aber alle andern sind auch schnell geworden», lautete die Bilanz von Jack Miller. «Doch wir haben in den letzten drei Runs weitere Fortschritte gemacht. Wir haben begonnen, die Traction-Control vermehrt einzusetzen und die Anti-Wheelie-Control. Beim nächsten Test in zwei Wochen werden wir diese Systeme noch mehr nützen, dann sollte es einfacher sein, die Zeiten zu verbesssern. Aber es war ein positiver Test. Ich habe über die Bridgestone-Reifen viel dazu gelernt. Ende Februar werden wir uns weiter steigern.»

Miller fuhr zwei unterschiedlich abgestimmte Motorräder. «Eines tanzt beim Beschleunigungen ein bisschen mehr als das andere. Ich habe noch alle Hände voll zu tun... Ich bin ständig auf der Suche nach den richtigen Bremspunkten. Ausserdem muss ich lernen, das Motorrad sideways zu stellen und dadurch schneller einlenken zu können, wie es Marc Márquez vorexerziert. Und ich muss mehr Schräglage fahren. Es dauert ein bisschen, bis ich verstehe, wie sich das alles bewerkstelligen lässt. Klar, ich war im November schon drei Tage hier, das half bei mir beim Lernen der Piste, aber die Verhältnisse waren damals ganz anders. Ausserdem war ich im Herbst sozusagen allein auf der Piste. Ich konnte keine Anhaltspunkte finden. Ich war jetzt hier am ersten Tag schon schneller als im November. Wir sind nicht weit weg, aber wir sind gleichzeitig nicht so nahe dran, wie ich mir das wünschen würde.»

Miller hatte nichts dagegen, dass ihn sein Team tagelang ohne maximale Unterstützung der elektronischen Fahrhilfen auf die Piste schickte. «Die Elektroniksysteme machen ja nichts anders, als die Power des Motorrads zu killen», bemerkte der LCR-Honda-Rookie. «Je weniger Elektronik wir nützen, umso besser wird sich das auf lange Sicht auswirken. Die dauernden Wheelies bekämpfen wir, indem wir den Schwerpunkt der Maschine absenken. Das musst du aber auch tun, wenn das Anti-Wheelie-System aktiviert ist. Klar, ich gewöhne mich jeden Tag besser an das Bike, an die Bremsen, an die Power und so weiter. Ich bin mehr als 1,5 Sekunden schneller gefahren als im November. Es ist gut, das zu sehen. Wir haben die Wand noch nicht erreicht, bei der es nicht mehr schneller geht. Auf diese Wand warten wir noch. Die Jungs in der Box bringen mir so viel bei, wie sie wissen. Und ich nehme jeweils so viel auf, wie ich an einem Tag lernen kann. Wir haben bis zum Katar-GP noch sechs weitere Testtage. Ich hoffe, dass wir bis dahin schöne Fortschritte machen können.»

«Mein grösstes Problem im Moment ist das zu heftig durchdrehende Hinterrad. Sobald die Piste wärmer wird, lässt sich das Hinterrad kaum mehr bändigen. Beim nächsten Test werden wir uns vermehrt mit der Einheits-ECU von Magneti Marelli befassen. Momentan habe ich noch alle Hände voll damit zu tun, das MotoGP-Fahren zu begreifen. Ich muss meinen Fahrstil weiter ändern. Im Long-run haben mich die Kräfte in den Armen verlassen. Ich habe alle Anstrengungen aufbieten müssen, um mich im Sattel zu halten. Ich habe zwar meinen Fahrstil schon geändert, aber es gibt noch viel zu tun. Ich muss das Bike nach den Kurven früher aufrichten und weniger auf der Reifenkante fahren, damit ich früher Vollgas geben kann. Ich habe in jeder Runde ein paar Schrecksekunden, da ich auf der Suche nach dem Limit des Vorderreifens bin. Er haftet, er haftet – plötzlich droht der Grip abzureissen, obwohl die Auflagefläche im Vergleich zum Moto3-Reifen viel grösser ist. Der Reifen verhält sich ganz anders als alles andere, was ich bisher gefahren habe. Wenn der Vorderreifen wegrutscht, ist es wahnsinnig schwierig, das Bike noch abzufangen. Diese Honda ist kein 80 kg leichtes Moto3-Motorrad, sie wiegt doppelt so viel. Das MotoGP-Fahren ist nicht einfach. Das ist sicher.»

Miller hat mit Cristian Gabbarini den langjährigen Crew-Chief von Casey Stoner in der Box. «Aber meine Jungs schwatzen mir nicht den Kopf voll. Sie sagen mir nicht: Du musst das so machen und das so machen. Sie überlassen es mir, meinen eigenen Weg zu finden. Ich muss mich wohl fühlen beim Fahren und bei dem, was ich mache. Manchmal geben sie mir Richtlinien, wenn ich eine falsche Linie wähle. Ich muss mir den runden Moto3-Stil abgewöhnen und eher wie mit einem Motocross-Bike fahren, schnurstracks von Punkt A zu Punkt B, dann blitzartig umlegen, möglichst früh wieder aufrichten und heftig beschleunigen. HRC unterstützt uns nach Leibeskräften.»

Am Dienstag vor dem Teststart liess sich auch Casey Stoner im Paddock sehen. Hat sich Jack beim zweifachen MotoGP-Weltmeister Ratschläge geholt?

Miller grinsend: «Wir haben nicht über Motorräder gesprochen, nur übers Fischen.»

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