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Stefan Bradl (Forward): «Ränge 8 bis 10 sind möglich»

Von Günther Wiesinger
Die Konkurrenz in der MotoGP-WM rückt dichter zusammen. Hinter den sechs Werkspiloten von Honda, Yamaha und Ducati geht es eng zu. Mitten im Getümmel – Stefan Bradl.

Stefan Bradl (25) beendete den ersten Sepang-Test im Februar an achter Stelle, beim zweiten Kräftemessen in Malaysia von 23. bis 25. Februar musste er mit Platz 15 vorliebnehmen.

Bei schlechteren Gripverhältnissen wurde drei Tage lang kein ideales Set-up gefunden, der Forward-Yamaha-Pilot fuhr 0,391 Sekunden langsamer als beim ersten Test.

Zum Vergleich: Marc Márquez war 0,248 Sekunden langsamer als beim Sepang-1-Test (3. bis 5. Februar).

Ab 14. Februar wird Forward Racing in Katar testen, dann wird bereits der neue Hauptsponsor «Athina Eyewear» in Erscheinung treten, der NGM Mobile ablöst.

SPEEDWEEK.com hat sich mit Stefan Bradl über die bisherigen Erkenntnisse von den Wintertests unterhalten.

Stefan, liegt dein wahres Potenzial 2015 irgendwo in der Mitte zwischen Platz 8 und Platz 15? Oder war Sepang2-Test eher ein Ausrutscher?

Das ist schwierig zu sagen. Ich war fast 0,4 Sekunden langsamer als beim ersten Test. Einige Fahrer haben sich hingegen verbessert, zum Beispiel Crutchlow, andere sind langsamer gefahren als Anfang Februar. Es war schwierig, die Zeiten von Sepang 1 zu erreichen. Pol Espargaró war zum Beispiel sogar 0,6 Sekunden langsamer als beim ersten Test. Er war diesmal nicht viel schneller als ich, knapp 0,2 Sekunden.
Es ist schwer einzuschätzen, wie die Kräfteverhältnisse wirklich aussehen.
Es ist gut, dass wir ab 14. März in Katar noch einen dritten Wintertest haben. Dort werden die Karten noch einmal neu auf den Tisch gelegt. Andere Strecke, andere Verhältnisse, alles neu.
Ob bei mir die Wahrheit in der Mitte zwischen 8 und 15 liegt, ist schwierig zu sagen, weil wir diesmal einiges verkehrt gemacht haben.
Wir haben extrem schnell auf die geänderten Gripverhältnisse reagiert, aber leider haben wir in die falsche Richtung gearbeitet. Wir haben dann ziemlich lang gebraucht, bis wir mit dem Fahrwerk und mit allen Elektronik-Komponenten wieder auf einen grünen Zweig gekommen sind.
Am dritten und letzten Tag war das Set-up nicht mehr so schlecht, aber bis dahin ist uns zu viel Zeit verloren gegangen.

Also wird sich eher bestätigen, dass du dich zwischen 8 und 10 einreihen kannst, so wie du es nach den November-Tests erhofft hast?

Ja, das wäre angepeilt. Das ist meine heimliche Zielsetzung. Ich möchte schon unter den ersten zehn dabei sein. Aber mir wäre lieber, wenn die Tendenz eher wieder Richtung Sepang 1 gehen würde, also Richtung Platz 8.
Es ist aber ganz gut gewesen, dass wir jetzt einmal mit diesen Problemen konfrontiert waren. Lieber beim Testen als dann beim ersten Grand Prix.
Wir haben am Motorrad ziemlich hin und her gebastelt, um entsprechend zu reagieren. Lieber bei einem Test etwas ausprobieren als dann an einem Rennwochenende.

?Wie war die Stimmung im Team, als es nicht so erfreulich lief?

Ach, die Stimmung hat deshalb nicht gelitten. Sicher war die Euphorie beim ersten Test sehr gross. Aber jeder weiss, dass man irgendwann in Probleme reingeraten kann. Es wird nicht permanent so gut laufen wie beim ersten Sepang-Test.
Aber mein Team kann sehr genau einschätzen, was Sache ist. Davon bin ich überzeugt.

Wie stark warst du von Suzuki überrascht, als Aleix Espargaró auf Platz 9 fuhr und dich Rookie Maverick Vinales ganz am Schluss noch auf Platz 15 verdrängt hat?

Ich war nicht so grossartig überrascht. Vinales hat sich extrem gesteigert, Aleix ist schon beim ersten Test eine gute Rundenzeit gefahren. Man wird jetzt in einer Woche in Katar sehen, wie stark sie dort sind. In Sepang waren sie schon 2014 beim Testen, die waren auf diese Strecke komplett eingeschossen.
Man sah, wie eng auf der Zeitenliste alle Fahrer zusammenlagen. Ich gehe davon aus, dass sich die Zeiten in Katar mehr auseinander ziehen werden. Dort treffen wir auf andere Bedingungen; neue Strecke, neue Verhältnisse.

Héctor Barbera schaffte diesmal als bester Open-Pilot mit der Avintia-Ducati die achtbeste Zeit. Wird er sich als dein härtester Rivale in der Open-Class entpuppen? Oder werden auch die Honda-Fahrer Hayden, Miller, Abraham und Eugene Laverty mitmischen?

Barbera ist sicher nicht zu unterschätzen. Aber wenn man ihn ein bisschen kennt... Er zählt unter uns Fahrern zu den unbeliebtesten, weil er zu 99 Prozent der Zeit auf der Suche nach einem schnellen Hinterrad ist, bei dem er sich dann anhängt. dafür ist er berüchtigt, das wird er auch in Malaysia vorexerziert haben.
Ich will da keine Ausreden suchen. Das sind einfach Fakten. Deshalb ist die Performance von Barbera nicht allzu beunruhigend für mich.

Denn in den GP-Qualifyings wird Barbera niemanden finden, der ihm dauernd Windschatten spendet?

Nein, weil das auf die Dauer nicht gut gehen kann, wenn man immer nur auf der Suche nach Fahrern ist, die einen mitziehen. Ich gehe davon aus, dass Barbera manchmal sehr gute Ergebnisse erzielen kann. Aber er wird nicht immer einen W?indschatten finden, wenn er einen braucht.
Es gibt einige Fahrer unter uns, die ziemlich schnell den ?Mund aufmachen, Crutchlow ist zum Beispiel so einer, der sich in solchen Fällen rasch beschwert. Bei ihm steht Barbera auf der roten Liste. Genau so wie Abraham, habe ich mitgekriegt.

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