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Dirk Debus: «Bradl in Texas fünf Plätze weiter vorn»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl wehrte sich im Finish vergeblich gegen Héctor Barbera (8) und Suzuki-Pilot Maverick Vinales

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Platz 18 im Qualifying,. Platz 16 im Rennen – der Katar-GP war für Stefan Bradl ein Reinfall. Doch Elektronik-Ingenieur Dirk Debus hat einleuchtende Erklärungen für die Schlappe in der Wüste.

Mit allem hat das Athina-Forward-Team beim Saisonauftakt in Katar gerechnet, nur nicht mit einem 16. Platz von Stefan Bradl beim ersten MotoGP-Rennen in dieser Saison.
Zur Erinnerung: Vor einem Jahr hatte Aleix Espargaró die Open-Yamaha im sturzreichen Rennen noch auf den vierten Platz gesteuert.

Doch Bradl hatte schon den Test verpatzt, im Qualifying reichte es nur für Platz 18, im Warm-up gar nur für die 24. und vorletzte Position.

Dirk Debus, der Elektronik-Spezialist im Forward-Team, zieht im Gespräch mit SPEEDWEEK.com die Bilanz des ersten GP-Weekends mit Stefan Bradl.

Dirk, kann es in dieser Saison noch schlimmer kommen? Oder ist in Katar bereits alles schiefgegangen, was schiefgehen kann?

Ich habe zu Stefan gesagt, eigentlich kann es nicht mehr schlimmer kommen.
Dass wir die drei Testtage vor zwei Wochen verloren haben, das war das Schlimmste, was uns passieren konnte. Dort hatte Stefan am ersten Tag das Magen-Darm-Problem, am zweiten Tag ist er auf den Kopf gefallen, am dritten Tag hat es geregnet.
Am GP-Wochenende war die Problematik, dass wir bisher nur in Malaysia richtig testen konnten. Die Piste in Sepang ist aber vom Kurvenstil her ganz anders als die Piste in Doha.
In Malaysia bremst du ziemlich lang gerade aus, du legst dann das Motorrad kurz um und gibst wieder Gas. In Katar fährst du hingegen relativ lange in Schräglage in die Kurve hinein.
Das grösste Problem bei Stefan ist nicht Grip beim Beschleunigen oder beim Geradeaus-Bremsen, sondern wenn er beim Reinfahren am Hinterrad keinen Grip hat, wenn er Angst hat, dass ihn das Hinterrad überholt.
Deshalb war der St?urz das Schlimmste, was passieren konnte, weil das Hinterrad ihn beim Katar-Test überholt hat. Deswegen war er danach ein bisschen vorsichtig. Und in Zusammenhang mit den kühlen Temperaturen hatte er jetzt am Wochenende beim ?Reinfahren in die Kuven keinen Grip. Er hat dann relativ fest geradeaus gebremst und beim Beschleunigen um so mehr Gas gegeben, nur hast du dann umso weniger Grip beim Beschleunigen.
Um das zu ändern, muss man viel probieren und viel fahren. Umso stärker fehlten uns die drei Testtage... Wir mussten also beim Elektronik-Setting im GP-Training einiges probieren. Dazu kam dann der Motorschaden beim Warmlaufen vor dem FP4 am Samstag, wir hatten also am Samstag kein Nr.-1-Bike, am Ersatzmotorrad funktionierten ausserdem die Sensoren der Traction-Control nicht.

Die Fans müssen sich also keine Sorgen machen, dass Stefan Bradl das ganze Jahr hindurch auf Plätzen zwischen 14 und 18 herumdümpelt? Bei regulären Bedingungen kann man ihn eher auf den Plätzen 10 bis 12 erwarten?

Ich bin immer noch der Meinung, dass wir problemlos einige Top-Ten-Plätze erreichen können.
In Katar wurde unsere Situation erschwert, weil wir am Donnerstag nur ein Training hatten und die beiden Freitag-Trainings zu sehr unterschiedlichen Uhrzeiten stattfanden. Eines war bei warmen Wetter und eines bei kaltem. Das heisst: Das Setting vom ersten Freitag-Trainings nütz?te im zweiten nichts mehr, weil zuerst die Belagstemperatur bei 45 Grad lag, nachher am Abend unter 30 Grad. Es ging dann schlagartig schnell weiter runter.
Wenn es um 18 Uhr noch warm ist, haben diese Daten für 21 Uhr überhaupt keine Aussagekraft mehr. Am Sonntag hatten wir dann ein Warm-up bei Tageslicht und ein Rennen um 21 Uhr, die Temperaturen waren wieder genau so unterschiedlich...
Deshalb ist es eigentlich nicht sinnvoll, Katar als erstes Rennen im Jahr zu haben.

Die Werksteams werden aber mit diesen wechselhaften Bedingungen auch fertig?

Alle Werke haben viel Erfahrung, ?sie können auf die Daten von vier Fahrern zurückgreifen. ?Sie wissen, wie das Motorrad funktioniert. ?Sie haben zehn Leute, die sich die Daten anschauen. ?Sie sind einfach besser und haben mehr Plan.
Wir sind noch dabei, das Motorrad auf den Stefan umzubauen. Und er sagt selber, die letzte halbe Sekunde bei der Umstellung seines Fahrstils von der Honda auf die Yamaha, die fällt ihm ein bisschen schwerer als gedacht. Deshalb hat er im Rennen bis zur Rennhälfte gebraucht, bis er so richtig Vertrauen hatte.
Das sahen wir bei den Rundenzeiten. Alle andern sind in der zweiten Rennhälfte deutlich langsamer geworden. Stefan hat seine Rundenzeiten im Finish ziemlich gut gehalten, weil er am Schluss einfach besser zurecht gekommen ist.
Wenn er von Anfang an genug Vertrauen gehabt hätte, wäre er weiter vorne gelandet.

Du rechnest also bei den nächsten Rennen mit deutlich besseren Ergebnissen?

Ich rechne eigentlich in Austin und in Argentinien mit Top-Ten-Plätzen. Da bin ich mir relativ sicher. Ich weiss, dass ich mich da ein bisschen weit aus dem Fenster lehne.
Stefan muss noch ein bisschen Strom zulegen. Aber rein fahrerisch ist noch Potenzial vorhanden. Wenn wir mehr zum Fahren kommen, wird die Performance automatisch besser.

Aber Top-Ten ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit bei sechs offiziellen Werksfahrern, den beiden Tech3-Yamaha, den beiden Pramac-Ducati und Crutchlow.

Ich weiss. Ich weiss. Diesen Zähl-Algorithmus habe ich irgendwann mal gelernt.
Die neue Verkleidung hat sich gut bewährt, wir sind im Top-Speed voll dabei. Das Material ist sehr gut, wir sind nicht schlechter als Tech3, abgesehen vom Seamless-Getriebe und von der Software, wir haben nur viel, viel mehr Arbeit.
Wir wollen Stefan in Austin fünf Plätze weiter vorne sehen, also im Rennen zwischen Platz 9 und 11. Lass' uns in Texas Elfter werden, dann sind wir zufrieden.

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