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Marc Márquez (Sturz): «Fahre weiter mit viel Risiko»

Von Günther Wiesinger
Marc Márquez

Marc Márquez

Nach drei Rennstürzen in sieben Rennen liegt Weltmeister Marc Márquez schon 69 Punkte hinter WM-Leader Rossi. Aber er hat nicht im Sinn, seine riskante Fahrweise zu ändern.

Nur zwei Runden. Dann war der Auftritt von Weltmeister Mac Márquez beim Catalunya-GP schon wieder vorbei.

Schien der Superstar in den Jahren 2013 und 2014 das Glück gepachtet zu haben, so geht momentan für ihn alles schief.

In den ersten zwei MotoGP-Jahren kam Márquez selbst bei den ungestümsten Attacken ungeschoren davon. Er schüttelte 2013 den 338-km/h-Crash in Mugello ab wie eine lästige Fliege, er fuhr in Silverstone ein paar Stunden nach einem wilden Crash samt Schulterluxation auf Platz 2, er rempelte sich damals in Jerez gegen Lorenzo auf Platz 1, er überholte Rossi in Laguna Seca weit abseits der Piste im Dreck, er krachte in Aragón gegen die Honda von Pedrosa und zerstörte sein Kabel für die Traction-Control, Danis Sturz war unausweichlich.

Man darf es Rossi, Lorenzo und Pedrosa jetzt nicht verübeln, wenn sie die haarsträubenden und teilweise von Verzweiflung geprägten Manöver von Márquez heute mit sichtlicher Schadenfreude kommentieren.

«Marc ist eine sehr freundliche Person, deshalb wll er immer in deiner Nähe sein, manchal möchte er sogar mit dir auf deinem Motorrad mitfahren»?, machte sich Rossi heute nach dem zweiten Platz über den Weltmeister lustig.

Und Marc Márquez erkennt auch nach drei Rennstürzen in sieben Rennen nichts Falsches an seinem Tun.

Die beiden Yamaha-Stars lachen sich ins Fäustchen: Rossi liegt in der WM schon 69 Punkte vor Márquez, Lorenzo 68.

Das ist uneinholbar.

Selbst für einen Márquez, falls er morgen wieder zur Traumform von 2014 zurückfände, als er 13 von 18 Rennen gewann.

Marc Márquez hatte sich zwar brav vorgenommen, das Rennen in Barcelona bis zum Ende durchzustehen. Aber er liess sein lobenswertes Vorhaben bald ausser acht.

«Natürlich, natürlich, mein Ziel war es, das Rennen zu beenden. Aber ich habe gespürt, dass ich näher an der Pace von Valentino und Lorenzo dran bin. Als das Rennen begann, fühlte ich mich in den ersten zwei Runden hinter Jorge stark. Der Punkt ist, dass wir beim Reinfahren in die Kurven immer noch Probleme haben. Wir sind zwar an diesem Wochenende in diesem Bereich besser geworden, aber das Problem existiert immer noch. Ausserdem ist es etwas anderes, ob du im Training allein rumfährst oder dann im Rennen in Tuchfühlung mit einem Gegner. Wenn ich allein bin, kann ich notfalls mal enger oder weiter um eine Kurve biegen. Dann verliere ich im schlimmsten Fall ein Zehntel. Bei diesem Duell gegen Lorenzo hatte ich heute zwar alles unter Kontrolle. Doch dann passierte dieser Slide beim Einlenken; es fiel mir deshalb sehr schwer, das Motorrad abzubremsen. Ich sah Lorenzo dicht vor mir und musste entscheiden, ob ich noch einlenken oder geradeaus fahren sollte. Ich entschied mich für die zweite Möglichkeit. Ich sah ein, dass es für uns beide zu gefährlich sein würde, wenn ich einlenke. Ich entschied mich fürs Geradeausfahren, sah aber, dass die Mauer sehr rasch auf mich zukam, als habe ich die Maschine im Kies umgelegt. Als ich in den Kies gefahren bin, war ich einfach zu schnell... Ich wollte nachher weiterfahren, es sah alles perfekt aus am Motorrad. Aber ich konnte nicht mehr hochschalten, der Hebel war gebrochen.»

«Klar, das war eine Enttäuschung. Denn wir haben viele Punkte verspielt. Anderseits bin ich erleichtert, weil wir uns ein bisschen gesteigert haben. ich kann das Bike jetzt besser stoppen und die Slides beim Einlenken besser kontrollieren. Trotzdem haben wir hier morgen beim Montag-Test viel Arbeit vor uns. Denn das Problem ist noch nicht ganz verschwunden. Auch im Bereich Traktion haben wir uns verbessert, ein bisschen zumindest. In den ersten zwei Runden habe ich mich heute gut gefühlt. Aber unsere wahren Probleme beginnen erst, wenn die Reifen nachlassen. Und so weit bin ich heute gar nicht gekommen.»

«Natürlich fragt mich jetzt jeder, warum ich nicht mehr Wert darauf gelegt habe, ins Ziel zu kommen. Ich habe etwas riskiert... Klar, ich hätte 20 Sekunden hinter den Gegner ins Ziel fahren können. Aber ihr wisst, das ist nicht mein Stil. Ich habe mir gesagt: Wenn ich diese Meisterschaft noch gewinnen will, muss ich heute dieses Risiko auf mich nehmen. Gleichzeitig war mir klar, dass ich mir keinen weiteren Ausfall leisten konnte. Jetzt habe ich trotzdem wieder einen Nuller... Es wird also doppelt schwierig, jetzt noch den Titel zu holen. Aber mein nächstes Ziel ist, auf ein besseres Niveau zu kommen und so dicht wie möglich an die beiden Yamaha-Fahrer ranzukommen.»

Hofft Marc jetzt auf ein Regenrennen in Assen? «Gut, im Nassen wären unsere Erfolgsaussichten momentan vielleicht besser», sagt er. «Ich weiss es nicht genau. Aber ich würde drei trockene Tage in Assen bevorzugen, weil wir nur dann wirklich Fortschritte mit dem Motorrad erzielen können. Wir brauchen Informationen für unsere japanischen Ingenieure, besonders für 2016. Wir brauchen für die nächste Saison ein wirklich gutes Motorrad. Beim Montag-Test werden wir ein paar neue mit den alten Komponenten vergleichen. Vielleicht kommen wir so einen Schritt weiter.»

Marc Márquez weigert sich, künftig mit weniger Entschlossenheit zu agieren, er will bei seiner Risikofreudigkeit keine Abstriche machen. «Meine Einstellung wird die gleiche bleiben», betont er. «Ich habe jetzt in der WM nichts mehr zu verlieren. Mein Ziel ist es, so bald wie möglich wieder auf den Top-Level zu kommen. Klar, wir müssen jetzt hart arbeiten. Ich bedanke mich bei meinem Team, denn sie haben in den letzten Tagen oft bis Mitternacht geschuftet. Es tut mir leid, dass ich mich heute nicht mit einem Spitzenergebnis bedanken konnte.»

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