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Forward Racing: Die Zukunft sieht düster aus

Von Günther Wiesinger
In Brünn war das Forward-Team zurück im MotoGP-Paddock. Marco Curioni, Managing Director von Forward Racing, unternimmt derzeit alles, um die 40 Arbeitsplätze bei Forward zu sichern. Ein aussichtsloser Kampf?

Marco Curioni, Managing Director von Forward Racing, brachte seinen Rennstall in Brünn unter schwierigen Bedingungen wieder auf die Rennstrecke, und zwar in beiden Klassen. In der Moto2-WM fahren Corsi (er landete in Brünn auf Platz 11) und Baldassarri auf Kalex, in der MotoGP-WM Loris Baz (er gewann in Brünn die Open-Class und landete auf Platz 15) und Claudio Corti auf Forward-Yamaha.

Curioni absolvierte in Brünn ein Meeting nach dem andern, mit der Teamvereinigung IRTA, mit der Dorna, mit Kalex, Yamaha und so weiter.

Curioni unternimmt alles, um die 40 Arbeitsplätze bei Forward zu sichern, aber er ist sich bewusst, dass er gegen Windmühlen kämpft.
Bisher sind nach dem Brünn-GP nur noch die Rennen in Silverstone (30. August) und Misano gesichert.

Die interessierten Investoren wie Sito Pons und Leopard Racing kommen nicht mehr in Frage. Die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens hat Becca spätestens seit Samstag in Brünn eingesehen, als er sich zu einem Gespräch mit Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta traf.

«Becca weiss nicht, was er will. Er redet von Moto3 und Moto2, überlegt wegen der MotoGP, kann sich aber nicht entschliessen», war in Brünn zu hören.

Das Problem für Forward Racing: Der MotoGP-Vertrag mit der Dorna und IRTA läuft am Saisonende aus. Die Mannschaft bekam nach der Verhaftung von Teambesitzer Giovanni Cuzari eine Freistellung für zwei Rennen, in Indianapolis machte Forward von diesem Zugeständnis bereits Gebrauch. Sobald sie drei GP-Absenzen vorweisen, wird das als Vertragsbruch gewertet, dann erlöschen alle Ansprüche auf die beiden Teamplätze.

Das Hauptproblem: Yamaha wird für 2016 kein Material mehr liefern, solange Cuzari als mutmasslicher Geldwäscher unter Verdacht steht und keine Klarheit über die Zukunft des Teams herrscht. Und die anderen Hersteller haben «Full House», also keine Kapazitäten. Schon gar nicht für einen Rennstall, der arg in Verruf geraten ist.
Denn es bestehen bei Forward einige Altlasten bezüglich Fahrergagen, Bonuszahlungen, auch Öhlins sitzt auf unbezahlten Rechnungen, sogar Colin Edwards wartet noch auf einen schönen Batzen Geld.

«Wir möchten auch in Silverstone und Misano fahren», bestätigt Marco Curioni im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wir haben wieder etwas Geld bekommen. Im Grunde sind das existierende Sponsoren, die ihre Zahlungen wieder aufgenommen haben. Sie wollen aber in dieser Situation nicht, dass wir ihre Namen erwähnen, sie wollen auch nicht auf den Motorrädern in Erscheinung treten.»

Curioni muss jetzt die Suppe auslöffeln, die ihm sein Chef Cuzari eingebrockt hat. Er bemüht sich um Loyalität, seine Enttäuschung klingt aber deutlich durch. «Bei Giovanni müssen wir die Unschuldsvermutung gelten lassen, denn er ist bisher nicht angeklagt und nicht verurteilt. Aber es ist klar: Selbst wenn er in einem halben Jahr freigesprochen werden sollte, wird uns das nicht mehr viel nützen. Unser Ruf ist beschädigt, das wird so bleiben, befürchte ich. Der Vorwurf der Bestechung ist schon entkräftet worden. Deshalb ist der Tessiner Finanzbeamte Libero Galli wieder freigelassen worden.»

«Wir suchen Investoren, in erster Linie für unser MotoGP-Team. Wir wollen das Forward-Team nicht verkaufen, aber Partner und Sponsoren suchen. Das wäre unsere bevorzugte Option», erläuterte Curioni im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wir fokussieren unsere Energie auf das MotoGP-Team, es ist kostbarer als der Moto2-Rennstall. Dieses Moto2-Projekt müssen wir eventuell nach dem Misano-GP beenden. Aber wir bemühen uns nach Leibeskräften, die Saison mit der MotoGP-Truppe bis zum Ende der Saison fortführen zu können.»

Die Materialproblematik für 2016 ist Curioni inzwischen bewusst. Er träumt jedoch von einer Restchance bei Yamaha. «Klar, bei Honda und Ducati dürfen wir uns keine Hoffnungen machen. Bei Aprilia wohl auch nicht», bedauert Curioni. «Wir haben den Zeitpunkt verpasst, um bei Yamaha rechtzeitig eine Bestellung für 2016 deponieren zu können. Aber unser Ziel ist es, Yamaha so bald wie möglich ein tragfähiges Konzept für die Zukunft zu präsentieren. Das ist unsere dringlichste Aufgabe. Wenn uns das nicht gelingt, haben wir keine Zukunft.»

Während eine angebliche Fachzeitschrift vor zwei Wochen berichtete, Flavio Becca sei nie an Forward interessiert gewesen, bestätigte Marco Curioni in Brünn: «Becca ist immer noch einer der interessierten Investoren. Aber er kann momentan nichts Konkretes zusagen. Ein anderer Kandidat ist Sito Pons. Wir haben mit mehreren anderen Interessenten gesprochen.»

Aber Pons wollte nur einen der beiden Forward-MotoGP-Plätze, das liessen die Teamvereinigung IRTA und die Dorna nicht zu.

Giovanni Cuzari hofft trotzdem immer noch auf eine Fortführung des MotoGP-Teams für 2016. «Cuzari hat mir am Freitag per SMS gesagt, ich solle nirgends unterschreiben», erzählte Stefan Bradl. «Er will mir ein Angebot machen.»

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