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Stefan Bradl (Aprilia): «Muss Fans um Geduld bitten»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl will für den Katar-GP noch keine Prognosen abgeben, zu neu und unausgereift ist die neue Aprilia-Werksmaschine.

Die ersten Abenteuer hat Stefan Bradl bereits hinter sich, denn seine Anreise zum Katar-GP verlief nämlich einigermassen turbulent.

Eigentlich hätte er mit Papa Helmut von München Dienstagnacht in Doha eintreffen sollen. «Aber der Flieger von Qatar Airways war defekt. Wir standen nach dem Enteisen drei Stunden auf dem Rollfeld in München, denn beim Flugzeug hat sich die Parkbremse nicht mehr lösen lassen», schilderte Bradl. «Irgendwann haben sie uns dann gesagt, dass der Flug gecancelled werden muss. Da war's abends um halb acht. Meine Cousine hat uns wieder abgeholt und zurück nach Zahling gebracht. Am Flughafen herrschte ein Grande Casino. Unser Flug wurde dann umgebucht für Mittwochfrüh; da sind wir dann mit Emirates über Dubai nach Doha geflogen.»

Aber auch dieser Trip verlief nicht ohne Zwischenfälle. «In Dubai haben wir beim Wegfliegen mehr als dei Stunden verloren, weil ein Passagier Kreislaufprobleme gekriegt hat und zum Terminal zurück gebracht werden musste, wo auch sein Gepäck ausgeladen wurde. Wir sind dann erst Mittwoch 3 Uhr früh ins Hotel in Doha gekommen.»

Diese Verspätung hatte eine höchst ärgerliche Nebenwirkung. Bradl: «Wir konnten den 4:2-Sieg von Bayern München im Champions-League-Match gegen Juventus Turin leider nicht live im Fernsehen verfolgen.»

Richtig ausschlafen konnte Stefan Bradl auch nicht. Um 10.30h musste er bereits an der Strecke sein – wegen Filmaufnahmen für die Dorna.

Vor dem ersten freien MotoGP-Training auf dem Losail Circuit beantwortete Stefan Bradl ein paar Fragen für SPEEDWEEK.com.

Stefan, du gehst mit einem ziemlich neuen MotoGP-Motorrad in die neue Saison. Die Aprilia RS-GP 16 hat erst sechs Testtage in Doha hinter sich.

Ja, und wenn man von sechs Testtagen redet, ist das ein bisschen übertrieben. Es stimmt, wir waren sechs Tage hier. Aber wir sind mal mehr und mal weniger gefahren mit dem neuen Moped.
Wir brauchen keine grossen Erwartungen zu haben. Ich als Fahrer kann nicht so gut einschätzen, was wir hier erreichen können beim ersten Rennen mit diesem Motorrad. Ich kann das schlechter einschätzen als die Techniker im Team.
Ich mach den Job, der mir aufgetragen wird, im Sinne von Runden abspulen. Und es ist kein Geheimnis, dass die ersten drei Rennen eine Art Testphase sein werden für uns.

In welchem Bereich erwartet dich die meiste Arbeit? Muss man ein Basis-Set-up finden? Oder geht’s bereits um Feintuning?

Wichtig wird sein, dass wir ohne Bedenken Runden fahren können. Das ist sicher ein Thema, bei dem wir noch geduldig sein müssen.
Das Ziel für den ersten Abend wird sein, dass wir Runden fahren und uns an die Bedingungen anpassen. Da wird man noch nicht viel Zeit zum Reifentesten und für andere Sachen haben.

Es kann also passieren, dass du irgendwie um Platz 18 herum landest?

Wenn man realistisch ist, und das bin ich normalerweise, muss man davon ausgehen, ja. Wir werden hier sicher einen der letzten Plätze einnehmen.
Aber deswegen müssen wir keine Bedenken haben. Das ist einfach die Realität. Wir haben übrigens schon einiges Lob von den Japanern gekriegt, dass das Motorradl in so kurzer Zeit fertig wurde und jetzt auf der Strecke fährt. Das ist keine schlechte Leistung.
Fakt ist aber auch, dass wir nicht so weit sind, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir denken deshalb auch noch nicht an das Rennen vom Sonntag, sondern wir denken jetzt von Training zu Training. Wir schauen, dass wir uns täglich verbessern und schneller werden.

So ein völlig neues MotoGP-Motorrad als Werksfahrer entwickeln zu dürfen, das begeistert dich sichtlich?

Ja, wie ich schon immer gesagt habe: Das ist für mich eine neue Herausforderung, die auch viel Spass macht, weil man als Fahrer gefordert wird. Denn bis dato waren die Honda und die Forward-Yamaha ausgereifte Motorräder. Bei Aprilia haben wir jetzt eine Werksmaschine, die von Grund auf neu ist. Ich denke, dass ich auch ein einigermassen gutes technisches Verständnis habe. Und ich lerne auch wieder einiges dazu.
Aber am Ende des Tages brauchen wir Resultate. Das ist das, was zählt, was die Sponsoren erwarten, was die Fans von mir erwarten und was die Leute sehen wollen.
Aber ich muss die Fans noch ein bisschen um Geduld bitten.

Du hast gesagt, die neue Aprilia sei jetzt ein richtiges MotoGP-Motorrad. Kannst du das genauer beschreiben?

Ja, letztes Jahr hatten wir ein Laboratory Bike, das war schwerfälliger. Da sprechen wir in erster Linie vom Gewicht, das jetzt deutlich geringer geworden ist. Das neue Motorrad ist kompakter und handlicher zu fahren.
Wir sind aber noch blutige Anfänger bei diesem Motorrad, das alte war schon ausgereizt. Trotzdem haben wir mit der letztjährigen Aprilia das eine oder andere akzeptable Resultat einfahren können. Das wird mit dem neuen Bike auch früher oder später der Fall sein.

Du hast in den letzten drei Jahren in Doha nie gepunktet. 2013 und 2014 bist du gestürzt, 2015 hast du in der letzten Runde einen Top-15 verspielt. Ein Punkt am Sonntag wäre also schon ein kleiner Erfolg?

Bringen wir zuerst den Donnerstag hinter uns. Dann reden wir über den Freitag...

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