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Jeremy Seewer (Kawasaki): «Es ist schon mein Bike»

Von Nora Lantschner
Jeremy Seewer feierte am Sonntag seinen ersten Sieg in Grün. Im Interview verrät der Schweizer MXGP-Hoffnungsträger, wie wohl er sich auf der Kawasaki schon fühlt und wie er die WM-Saison 2024 angehen wird.

In seinem zweiten Vorsaison-Rennen feierte Jeremy Seewer beim «International de Sommières» seinen ersten Sieg als Kawasaki-Werksfahrer. Nach der Bestzeit in der Superpole gewann der 29-jährige Bülacher dabei zwei von drei Läufen, im Superfinale musste er nur seinem Teamkollegen und letztjährigen Vizeweltmeister Romain Febvre den Vortritt lassen.

SPEEDWEEK.com traf den Schweizer nach dem Rennen im Süden Frankreichs zum Interview.

Jeremy, dein Teamchef Antti Pyrhönen hat uns schon vorab versichert, dass du in Grün gut aussehen würdest. Mama Anita findet auch, dass es gut passt. Wie sieht es bei dir aus, ist Grün schon deine neue Lieblingsfarbe?

Ich denke schon. (Er schmunzelt.) Ich kann es schlecht beurteilen, weil ich mich selber auf der Strecke – außer auf den Videos – ja nicht sehe, aber alle sagen, Grün steht mir. Das ist schon positiv.

Fühlt sich die KX450-SR schon wie dein Motorrad an oder würdest du sagen, du befindest dich noch in dem Anpassungsprozess?

Es ist nach wie vor ein kleiner Prozess, wir sind aber schon sehr weit. Es hat viel Arbeit gebraucht, das ist logisch. Auf dem Level, wo wir uns bewegen, gehört so viel dazu. Auf 90 Prozent ist man schnell, an Tag 1. Dann auf die 100 Prozent zu kommen, braucht Wochen und Monate. Aber: Ich habe am Sonntag gemerkt, dass wir doch schon gute Arbeit geleistet haben. Das Motorrad ist auf jeden Fall schon meins, auch wenn wir noch nicht ganz perfekt sind. Das ist okay so.

Wie würdest du es einschätzen, wo stehst du im Moment? Bei 95 Prozent?

Es ist nach wie vor ein bisschen abhängig von den Strecken. Auf der Yamaha hatte ich fünf Jahre Erfahrung, ich wusste also genau: Da ist es so und dort ist es so. Jetzt komme ich manchmal auf Strecken und ich habe kein Gefühl für diese Strecke mit diesem Motorrad – was normal ist. Bei 95 Prozent bin ich aber auf jeden Fall.

Und das Ziel ist, in knapp drei Wochen beim WM-Auftakt in Argentinien bei 100 Prozent zu sein?

Nicht unbedingt. Wenn ich bei 98 Prozent bin – und es sind ja 20 Grands Prix, die Saison ist sehr lang – und dann hoffentlich ab Grand Prix 3 oder 4 komplett da bin, dann kann es losgehen.

Ist das vielleicht eine etwas andere Herangehensweise als bisher? Im Vorjahr warst du ja in der Vorsaison schon in Topform.

Im Vorjahr war die Vorsaison top, ja, jetzt gebe ich mir ein bisschen Zeit und nehme es ein bisschen lockerer, weil ich einfach weiß, wie lange es dauert. Aber trotzdem: Ich will in Argentinien natürlich nicht um den zehnten Platz kämpfen, gewinnen muss man aber nicht direkt. Im Vorjahr habe ich wegen dem Sturz mehr verloren… Wäre ich da zweimal Fünfter geworden, wäre die Welt in Ordnung gewesen. Das ist ein bisschen das Ziel, das ich anpeile: Ein solider Start und dann von da aufwärts.

Wie fühlst du dich im neuen Umfeld mit der Kawasaki-Werksmannschaft? Du hast mit Ryan Hawkridge ja auch einen neuen Mechaniker.

Ja, ich habe teamintern ein neues Umfeld, aber es geht sehr gut. Wir verstehen uns gut, ich habe zwei super Mechaniker, mit denen ich super-happy bin. Im Hintergrund habe ich aber trotzdem ein bisschen meine Leute behalten: Physio, Kondi-Trainer, Fahrtrainer – dieses Team ist gleich, dann habe ich eine Basis, die bestehen bleibt. Das ist auf jeden Fall wichtig, damit ich nicht alles komplett über den Haufen schmeiße. Bis jetzt ist es ein super Gefühl.

Dazu hast du mit Romain Febvre den letztjährigen Vizeweltmeister als Teamkollegen, wie zuletzt 2019 bei Yamaha. Kann man sich mit zwei Top-Fahrern im Team vielleicht ein bisschen etwas vom jeweils anderen abschauen und zusammenarbeiten oder macht jeder sein eigenes Ding?

Es macht eher jeder sein eigenes Ding. Wir sind beide alt genug und auf einem Level, wo wir wissen, was wir brauchen. Romain braucht etwas ganz anderes als ich, um schnell zu sein. Klar, vom Motorrad her ist das Grundprinzip gleich. Ich arbeite aber ein bisschen in die Richtung und er in die. Ich denke, das funktioniert nicht für beide, weil der Fahrstil da einfach zu unterschiedlich ist. Wie gesagt: Wir haben Respekt genug, dass wir nicht voneinander abschauen müssen. Aus dem Alter sind wir raus. Wir verstehen uns, wir respektieren uns und wir können auch mal zusammen am gleichen Tisch sitzen. Auf der Strecke sind wir dann aber Gegner, egal ob wir auf Grün, Blau, Rot oder Gelb unterwegs sind.

Eigentlich heißt es im Rennsport ja immer, dass der Teamkollege der erste Gegner ist.

Ja, logisch, aber auf dem Level… Ich muss mich niemandem mehr beweisen. Wenn man jünger ist, ist das schon wichtiger, dass man sagt: ‚Ich muss der Beste im Team sein.‘ Wir sind jetzt aber beide auf so einem Level, wir wechseln uns manchmal ab und das wird auch in der Saison so sein. Das ist völlig normal. Und für mich ist es eigentlich egal, ob ich ihn letztes Jahr mit Yamaha oder jetzt mit dem gleichen Motorrad bekämpfe.

Die Voraussetzungen für eine umkämpfte und spannende Saison sind auf jeden Fall gegeben, wenn unter anderen Tim Gajser und Jeffrey Herlings wieder fit sind. Wie schätzt du die Ausgangslage im MXGP-Titelkampf 2024 ein?

Das Fahrerfeld ist stark. Die letzten drei bis fünf Jahre wurde es mehr, mehr und mehr. Das ist gut für den Sport. Wir sehen ja auch, dass verschiedene Marken in unseren Sport kommen. Das ist alles nur positiv, mehr Aufmerksamkeit, mehr Medien – so soll es sein. Es wird auf jeden Fall spannend zum Zuschauen. Prado, Herlings, Gajser scheinen alle fit zu sein. Dann schauen wir, aber wie gesagt, es ist eine lange Saison.

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