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Analyse Loket-GP: Hoch und Tief bei KTM

Von Adam Wheeler
Wie Jeffrey Herlings zum zweiten Mal MX2-Weltmeister wurde und warum Clément Desalle die MX1-Konkurrenz im Cairoli-Stil demontierte.

KTM-Werksfahrer Jeffrey Herlings hat seine Mitstreiter in der MX2-WM vom Warten erlöst und sicherte sich drei Runden vor dem Saisonende seinen zweiten WM-Titel. Der Niederländer holte in Loket zum zwölften Mal in dieser Saison einen Doppelsieg und gewann beim 14. Event der Saison zum 14. Mal die GP-Wertung. Herlings holte Nummer 14 in der heissen und kurz nassen Tschechischen Republik in gewohnter Manier, während in der MX1-Klasse Suzuki-Pilot Clément Desalle für einmal in den «Tony-Cairoli-Modus» schalten konnte und fehlerlos zweimal auf Rang 1 fuhr. Der KTM-Star aus Italien seinerseits machte in beiden Läufen grobe Fehler, worauf mit GP-Platz 5 seine 100-Prozent-Bilanz von Podestplätzen in dieser Saison endete.

Für diejenigen, die vor einer Woche den GP auf der Rennsportanlage des Lausitzrings einfallslos fanden, offerierte Loket – mit dem 2013er GP 40 Jahre alt geworden – die Antithese. Ob die Piste in irgendeiner Weise besser war als die in nur einer Woche gebaute Strecke auf dem EuroSpeedway war Gegenstand offener, hitziger Debatten. Das jährlicher Murren der Fahrer begann bereits früh am Samstag, als noch die Set-up-Arbeiten liefen, über die Reifenwahl gerätselt und sich gefragt wurde, an welcher Stelle wohl überholen möglich sein würde. Mit einem neuen Streckenabschnitt beim Ziel und einem versetzten Startgelände (damit verschwand eine der längsten und spektakulärsten Startgerade des Jahres) konnte niemand den Veranstaltern Untätigkeit unterstellen.

Fehler waren kaum gutzumachen

Die Änderungen konnten aber den Fakt nicht zunichte machen, dass das enge Layout Prozessionen und eine Menge an praktisch identischen Rundenzeiten produzierte. Das führte zu einer anderen Art von Motocross, eine Art, in der die Fahrer so lange wie möglich attackieren mussten im Wissen, dass jeder Fehler Sekunden kosten würde, die kaum mehr zurückzugewinnen sind.

Gleich fünf MX1-Stammfahrer fehlten in Loket wegen Krankheit oder Verletzungen, so dass lediglich 22 Fahrer gemeldet waren. Davide Guarneri und Jonathan Barragan verabschiedeten sich im Laufe des Wochenendes ebenfalls, Wildcardfahrer gab es ohnehin kaum, so dass nur 20 am Startgatter standen. Das kleine Startfeld wird auch in der neuen MXGP-Klasse für 2014 ein Hauptthema für die FIM und GP-Promoter Youthstream bleiben. Die europäischen Nachwuchsklassen EMX250 und EMX125 platzen aus allen Nähten. Es muss eine klare Priorität haben, solche gesunden Startfelder auch in der Hauptklasse hinzubekommen.

Herlings: Noch drei GP bis zum Rekord für die Ewigkeit

Herlings nahm an diesem Tag spielend die Schlagzeilen für sich ein. Flankiert von der Familie, Freunden, niederländischen Fans und vielen Medienvertretern holte er sich den zweiten Titel. Ausserdem ist er von aussergewöhnlichen Karrierezahlen umgeben, dies dank überwältigenden Leistungen in seiner erst vierjährigen Zeit im Grand-Prix-Sport. Seinen zweiten Titel erreichte er dank seines überragenden Speeds und seiner starken Form vorzeitig, aber 2013 eine ungeschlagene Saison hinzulegen, wäre ohne Zweifel ein Rekord für sehr lange Zeit. Herlings kann also in den verbleibenden Rennen Belgien, Grossbritannien und den Niederlanden nicht nachlassen, um den Rekord einer 100-prozentigen GP-Sieg-Erfolgsquote nicht zu gefährden.

Yamaha-Pilot Christophe Charlier hatte Ex-Weltmeister Mickael Pichon nach Loket geholt, um ihn zu unterstützen. Dem Korsen hatte es zuvor nicht an Tempo gemangelt, nur effektive Starts waren Mangelware gewesen. Diese Schwäche hatte Charlier nun bei einem der trickreichsten Startgelände wettgemacht, er sicherte sich den GP-Rang 2. Dritter auf dem Podest war Aleksandr Tonkov auf seiner privat eingesetzten Honda, es war das erste GP-Podest seiner Karriere und Teil 1 eines russischen Doppelschlags an diesem Tag, denn bei der MX1-Klasse stand auch Evgeny Bobryshev auf dem Treppchen. Tonkov zeigte klar sein Potential auf, seine Unterschrift mit dem Husqvarna-Werksteam für 2014 bedeutet, dass wir sein «Babyface» nächstes Jahr noch mehr im Fokus sehen werden.

MX1: Glanztag für Suzuki

In der MX1 zeigte Desalle seine Affinität zur Strecke. Der Belgier fühlt sich in Loket wohl, der aktuelle WM-Zweite gewann 2009 und 2011, also kam er zuversichtlich her und wollte sein fünftes Podest in Folge erreichen. Und so kam es. Weil Gautier Paulin (Kawasaki) nach der Gehirnerschütterung vom Lausitzring-GP erneut fehlte, konnte Desalle in der WM einiges an Boden gewinnen. «Ich konnte ein paar coole Linien und schnelle Rundenzeiten fahren. Das hat mir erlaubt, in beiden Läufen einen Vosprung herauszuholen», sagte er. «Der Abstand erlaubte es mir, mich zu entspannen. Ich konnte es bis zum Schluss kontrollieren. Es war ein sehr starker Tag für mich.»

Das war es für Suzuki in der Tat. Das belgische Duo mit Desalle (Ränge 1 und 1) und Kevin Strijbos (Ränge 2 und 4) war überragend, Strijbos verdient sich die vermutete Vertragsverlängerung mit seinem dritten GP-Pokal in diesem Jahr. Auf der dritten Position landete Bobryshev, der nach seinem desaströsen Hitze-GP in Deutschland sieben Tage zuvor mit über dem Helm ausgekippten Eimer kalten Wassers herausfand, dass Champagner deutlich süsser schmeckt. Mit einem schnörkellosen Auftritt auf der exotischen CRF450R sicherte der Russe Honda den zweiten Podestplatz in dieser Saison.

Cairoli landete hinter KTM-Teamkollege Ken de Dycker – der Belgier war im zweiten Lauf erschöpft und nahe an einem Sturz, deshalb liess er sich auf kein Risiko mehr ein. Der Italiener würgte seine Maschine ab und verlor im zweiten Lauf das Vorderrad aus der Kontrolle, als er an Kawasaki-Rookie Jeremy van Horebeek vorbeiwollte, ein Tag zum Vergessen. Der Weltmeister deutete mit einem kleinen Finger auf die Strecke und seine Probleme damit, aber er erwähnte ebenso seine eigene schwache Performance. Er hat aber weiterhin 90 Punkte Vorsprung über Desalle, was bedeutet, dass er seine fünfte MX1-Krone in Serie schon bald holen kann.

Van Horebeek war in ausgezeichneter Form. Der bisherige Rookie of the Year war im ersten Lauf nach einem Sturz und defekter Bremse untröstlich, aber mir Rang 2 im zweiten Durchgang holte er sein bisher bestes MX1-Resultat.

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