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Pit Beirer nominiert absolute Welt-Elite für das SMX

Kolumne von Thoralf Abgarjan
Pit Beirer und Ryan Dungey sind seit Jahren ein 'Dream-Team'

Pit Beirer und Ryan Dungey sind seit Jahren ein 'Dream-Team'

Mit den in Frauenfeld bekanntgegebenen Nominierungen für die KTM- und Husqvarna-Werksteams beim SMX Riders' Cup hat KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer den Handschuh in den Ring geworfen.

Hier zeigt sich wieder, was Pit Beirer für ein Charakter ist: Es wird nicht lange taktiert, lamentiert, tiefenpsychologisch orakelt, ob die US-Piloten vielleicht doch mit ihren vielen Rennen überanstrengt sind, die Pause zu lang, die Vertragsverhandlungen zu kurz, das Jetlag zu tief, oder gar die imaginären 'Visumsprobleme' zu schwer wiegen und zu lebenslanger politischer Verfolgung führen - wo doch jetzt mit diesen ganzen Auswanderern und so ...., ja Sie wissen schon...

Nein: In einem einzigen knappem Satz haut Beirer in Frauenfeld eine Liste seiner US-Stars heraus, die am 8. Oktober beim SMX-Cup in Deutschland starten werden!

In einem Satz, vier (!) an der Zahl, wenn man den französischen US-Starter Marvin Musquin mitrechnet!

Ryan Dungey (KTM), Jason Anderson (Husqvarna), Zach Osborne (Husqvarna) und Marvin Musquin (KTM).

Bravo, Pit!

Pit Beirer ist ein Mann der Tat und ein Mann mit wahrem Sportsgeist, der so handelt, wie es sich für einen echten Motocrosser gehört: Keine vorgeschobenen Entschuldigungen, kein Palaver, kein 'Wenn' und kein 'Aber'.

Vermeintliche Niederlagen in Erfolge ummünzen
Selbst in einer vermeintlichen Defensiv-Position, als Ken Roczen Ende 2014 gegen den Willen Beirers von KTM zu Suzuki wechselte, wandelte er das in einen noch viel größereren Coup für KTM um: Denn 2015 gewann KTM – ohne Roczen – die Supercross-WM und die US-Outdoors. Und KTM gewann 2016 erneut die Supercross-WM mit Ryan Dungey überlegen gegen Roczen auf Suzuki.

Nun wird der Thüringer Ken Roczen zwar auf Suzuki die US-Nationals gewinnen, aber im Vergleich zur Supercross-WM sind die Nationals von zweitrangiger Bedeutung.

Roczen seinerseits tut zur gleichen Zeit alles, um sein derzeitiges Arbeitsgerät in den Siegerinterviews mit Worten zu demontieren. Ein wirklich seltsames Marketing. Da bezahlt ein Team den teuersten Fahrer des Planeten, der zwar gewinnt, aber kein Podiums-Interview auslässt, zu erklären, wie kaputt seine Luftgabel ist. Hätten sie ihm eine Feder in sein Moped gesteckt, wäre das kaum jemandem überhaupt nur aufgefallen! So kriegt es wirklich noch der letzte Depp im TV mit, dass die Luftgabel seiner Suzuki nicht funktioniert, wenn er das vor laufenden Kameras gebetsmühlenartig wiederholt!

Dass es technische Probleme gibt, ist in diesem Sport aber nichts wirklich Neues. Das konnte man in diesem Jahr auch bei KTM sehen, namentlich bei Antonio Cairoli. Noch nie zuvor hat es den Italiener in den Bremswellen so ausgehebelt, noch nie war sein Heck so unruhig wie zu Saisonbeginn. Die KTM-Truppe um Pit Beirer hat sich aber deswegen nicht öffentlich zerlegt, sie hat genau das getan, was zu tun ist: Hart daran gearbeitet, um wieder konkurrenzfähig zu werden. Und das Ergebnis konnte man in den letzten Rennen bereits sehen: Cairoli ist wieder auf dem Sprung nach ganz oben!

Pit Beirer bewies schon als Aktiver enormen Sportsgeist und er zeigt ihn heute als KTM-Motorsport-Direktor noch immer. Nie im Leben hätte er sich beim wichtigsten Rennen des Jahres, dem MXoN, verleugnen lassen, wie wir das erlebt haben und erleben.

Aber aus dem Holz eines Pit Beirers sind heute nur noch sehr wenige Manager geschnitzt.

Aus Thüringen zog Roczen aus, um der «beste Motocrosser aller Zeiten» zu werden. Um das zu sein, muss er aber logischerweise gegen die Besten seiner Zunft antreten. Diese tummeln sich derzeit überwiegend in der WM, nicht in der nationalen Landesmeisterschaft der USA.

Tim Gajser wird in diesem Jahr voraussichtlich MXGP-Weltmeister. Diesen Titel hat Ken Roczen nicht. Roczen selbst antwortete kürzlich auf die Frage, ob er sich eine Rückkehr nach Europa vorstellen könne: «Nein, denn ich habe hier in den Staaten noch einige Ziele zu erreichen.»

Damit hat er zweifellos Recht. Besonders das Ziel «Supercross-Weltmeister» dürfte ganz oben auf seiner Wunschliste stehen.

Aber auch dieser Titel ersetzt eine MXGP-Weltmeisterschaft nicht.

Tim Gajser ist auf dem Wege, sportlich alles richtig zu machen. Nach dem MX2-Titel 2015 folgt nun mit aller Wahrscheinlichkeit der MXGP-Titel. Sein Auftritt beim SMX Riders' Cup und dem «Monster-Energy-Cup» in den USA wird maßgeblich darüber entscheiden, ob er nach seinem zu erwartenden MXGP-Titelgewinn 2016 nächstes Jahr in die USA wechselt oder nicht.

Aber der Mythos der US-Nationals als die «beste Liga der Welt» bröckelt seit 2012 gewaltig.

Seit vier Jahren haben die USA das MXoN nicht mehr gewinnen können.

Roczen selbst hat seinen Anteil dazu beigetragen, diesen Mythos im belgischen Sand von Lommel zu Grabe zu tragen.

Nun sitzt er irgendwie in der Klemme.

Wenn Roczen zum MXoN 2016 wieder nicht antritt, tut er sich absolut keinen Gefallen, denn die Gajsers dieser Welt warten nur darauf, ihm die Butter vom Brot zu nehmen.

Wenn Roczen nicht aufpasst, werden sie in Kürze all das erreichen, was «K-Roc» immer schaffen wollte.

Typen wie Pit Beirer haben sich immer jeder Herausforderung gestellt. Damals wie heute. In seiner aktiven Zeit trat Beirer gegen den bislang besten Crosser aller Zeiten an: Stefan Everts. Aber um der Beste zu sein, musst du nun einmal gegen jeden Gegner gewinnen können. 

Genau das ist der Grund, warum Persönlichkeien wie Pit Beirer so erfolgreich waren und sind, selbst wenn es um scheinbar unerreichbare Ziele wie das Moto-GP-Projekt geht: Keine Ausreden, kein Palaver, kein «Wenn» und kein «Aber» – ein echter Crosser eben, einer wie er sprichwörtlich im Buche steht!

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