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MXoN 2014: Hubert Nagl: Das große Interview, Teil 3

Von Thoralf Abgarjan
Der deutsche Teamchef Hubert Nagl meint: Nations ist auch Idealismus

Der deutsche Teamchef Hubert Nagl meint: Nations ist auch Idealismus

Wie können sich die Fahrer im Team gegenseitig unterstützen? Wann und wo wird das Team Deutschland offiziell präsentiert? Spielen die 3 unterschiedlichen Teams eine Rolle? Wer ist der Favorit für die Chamberlain-Trophy?
Im Motocross zählt die individuelle Leistung. Wie können sich die Fahrer in einem dreiköpfigen Team beim Nationencross gegenseitig unterstützen?
 

«Das Problem bei dieser Ganzen Geschichte: Bis zu der Woche vor den Nations sind die Teammitglieder Gegner. Speziell Marcus und Dennis fighten in Teutschenthal noch um einen Titel. Das heißt bis eine Woche vorher respektieren sie sich, aber sie sind wahrscheinlich nicht die besten Freunde. Und innerhalb einer Woche sollen sie dann die besten Freunde sein und miteinander die Nations fahren. Darin liegt die Kunst und auch die Herausforderung an Leute wie mich, die Jungs einfach einzuschwören auf den so genannten Teamgedanken. Wir machen dann natürlich ein paar teambildende Dinge, die überhaupt nichts mit dem Fahren zu tun haben. Das geht mehr in den Freizeitbereich oder in den Relax-Bereich, einfach um die Jungs herunterzuholen auf einen normalen Level ohne Druck. Das spielt eine nicht unbedeutende Rolle. Das fahren muss ich denen nicht beibringen, das kann jeder von denen. Worauf es ankommt: Das sind die Team-Player. Wie wird die Startaufstellung gestaltet, wer geht als Erster ans Gatter, wie verhält man sich, wenn der eigene, schnellere Mann hinter einem ist. Auf solche Dinge muss man reagieren. Darin liegt meine Hauptaufgabe.»

Anfang September soll im Talkessel von Teutschenthal ein öffentliches Training der Nationalmannschaft stattfinden?

«Das ist eine Fehlinformation. Das wird nicht Anfang September sein, sondern am Freitag vor dem Masters-Rennen.»

Das ist dann der 19. September. Können Sie heute bereits terminliche Einzelheiten verraten?

«Wir klären das gerade noch ab. Die Strecke ist mit Sicherheit fertig. Aber es ist ja immer ein riesiger Aufwand, die ganze Bandenwerbung zu installieren. Und wenn die Leute dann noch auf der Strecke arbeiten, können wir nicht fahren. Mein Antrag läuft, dass wir um 14 Uhr auf die Strecke gehen können und die Organisatoren dann für 2 Stunden ihren Aufbauplan stoppen müssen. Ich möchte von 14 bis 16 Uhr mit den Jungs fahren, wobei dabei nicht das Rundenbolzen im Vordergrund steht, sondern dass die einfach miteinander auf der Strecke sind. Ich möchte bei diesem Auftritt auch die beiden jungen Fahrer dabei haben, also Brian Hsu und Henry Jacobi. Die beiden werden auch dabei sein, wenn wir nach Teutschenthal ein bis zwei Tage als Team verbringen.»

Max ist Honda-Werksfahrer, Dennis Ullrich fährt im KTM-Sarholz-Team und Marcus Schiffer soll Suzuki-Werksmaterial bekommen. 3 Fahrer auf 3 unterschiedlichen Marken, spielt das für den Teambildungsprozess eine Rolle? Die Franzosen haben 3 Kawasaki-Piloten unter einem Zelt am Start.

«Die Jungs sind ja jedes Wochenende mit ihren Teams unterwegs und es ist ja so, dass bei den Nations, bedingt, dass ausschliesslich alle Werksfahrer vor Ort sind, natürlich auch die Teams vor Ort sind. Wir haben schon irgendwann einmal den Wunschgedanken gehabt, dass wir vielleicht als Team zusammenstehen. Die Zeiten sind aber vorbei, das lässt sich nicht mehr realisieren, weil die Teams ihre Fahrer auch bei den Nations entsprechend platzieren und präsentieren wollen. Wir haben in diesem Jahr einen eigenen Team-Truck dabei, der uns aber lediglich für Catering und als Rückzugsort dient. Dort werden wir abends zusammensitzen oder Tagsüber eine Autogrammstunde veranstalten. Ansonsten stehen die Jungs alle bei ihren Teams. Zu den Franzosen muss man sagen: Das ist Zufall. Die momentan Besten sitzen eben momentan auf der Kawasaki und das ist auch das ganze Jahr schon so. Die Franzosen sind übrigens das einzige Team, es gibt kein zweites.»

Die Auswahl von Ferrandis war schon eine Überraschung. Tixier kämpft um die Weltmeisterschaft, Romain Febvre ist auf Rang 3.

«Das sind oft auch Entscheidungen, die kann ich nicht begründen, weil ich die Hintergründe nicht kenne.»

Kommen wir noch einmal zur deutschen Mannschaft: Was sind die Ziele für das Nations 2014?

«Ganz klar: Top 5 setzen wir uns auf die Fahne und Top 5 ist mit diesen Jungs definitiv machbar.»

Wer ist Ihr persönlicher Favorit für die Chamberlain-Trophy 2014?

«Die Franzosen sind sehr stark. Die Belgier sind nicht zu unterschätzen. Voraussetzung ist immer, dass die Teams auch in der Besetzung antreten. Man muss wirklich bis zum letzten Tag warten. So lange irgendwo noch irgendeiner auf dem Moped sitzt, muss man immer Angst haben, dass sich ein Fahrer verletzt und er dann nicht fahren kann. Aber es werden die gleichen Verdächtigen sein wie letztes Jahr: Belgien, Frankreich, die Australier haben in Teutschenthal fast die Elite geschockt, wie die losgedüst sind, aber wie gesagt: Die Nations haben eigene Gesetze. Im Rennen läuft dann doch einiges anders. Ein einstelliges Ergebnis werden wir wohl, hoffe ich, in jedem Falle fahren.»

Es betrifft sie natürlich nicht unmittelbar, aber wir sind hier nicht weit weg von unseren österreichischen Nachbarn. Was sagen Sie zur Nicht-Teilnahme Österreichs?

«Nations ist auch ein bisschen Idealismus. Ohne unseren Nachbarn auf die Füße zu treten: Die Fahrer sind nicht schnell genug. Bei den Österreichern besteht auch das Risiko, dass sie sich nicht für das A-Finale qualifizieren. Lettland liegt jetzt nicht um die Hausecke. Das heißt: Lettland war organisatorisch sehr, sehr schwer, es war eine richtige Hängepartie. Wir sind da in einem Land, welches zwar sehr, sehr schön ist, aber wo eben nicht hinter jeder Ecke 5 Hotels stehen. Ich denke, dass das alles Gründe waren, die bei den Österreichern eine Rolle gespielt haben. Ich bin sicher, wenn das nächstes Jahr irgendwo in der Nähe ist, dann sind die wieder dabei. Aber die Organisation: Das geht bei der Fähre los: Das ist schier ein Alptraum, da gingen nur noch eine oder zwei Fähren, die man nutzen kann. Das Landweg ist mittlerweile machbar. Es gibt zwar keine Schlaglöcher mehr, aber man ist doch eine Weile unterwegs und wenn man dann einfach den finanziellen Aufwand gegenrechnet, um überhaupt da zu sein, dann denke ich, muss man auch so eine Entscheidung respektieren. Ich habe so etwas auch schon gemacht mit der EM, wo ich gesagt habe, das macht einfach keinen Sinn, irgendwo in die Ukraine oder wer weiß wohin zu fahren, so schade eine Nicht-Teilnahme immer ist. Aber manchmal zwingen einen die Umstände dazu. Ich respektiere auch das. Es ist nicht so, dass die Österreicher keine Lust haben, sondern da spielen mit Sicherheit viele andere Gründe eine Rolle. Bei der österreichischen Föderation wird es nicht viel anders zugehen, als bei uns und sie sind mit Sicherheit auch nicht mit Millionen überschüttet.»

Das Interview im Video:

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