Das grosse Abenteuer kommt näher
Bloéb und Moretti: Ein grosses Projekt
Die beiden österreichischen Schauspieler Tobias Moretti und Gregor Bloéb nehmen über den Jahreswechsel am Africa Race teil, diese Rallye führt auf der früheren Originalroute der Dakar-Rallye von Paris nach Dakar. Auf die riesige Herausforderung – die beiden Brüder waren noch vor einem Jahr totale Rallye-Anfänger – wurden sie von Offroad-Legende Heinz Kinigadner vorbereitet. Dass sie dem im Mai noch schier unmöglich scheinendem Unterfangen, auf knapp 6000 Kilometern mit dem Motorrad rennmässig von Paris nach Dakar zu fahren, körperlich und fahrtechnisch gewachsen sind, bestätigte nun Teamchef Kinigadner.
Wie man aus der beängstigenden Weite der Sahara herausfindet, wenn das Roadbook versagt und man nur einige wenige GPS-Punkte zur Orientierung hat: Das stand beim abschliessenden Training von Bloéb und Moretti in Tunesien unter realen Bedingungen auf dem Programm. «Beim Rallyefahren hast du im Roadbook zur Kontrolle immer die Cap-Angabe dabei. Das heisst, wenn Cap 185 da steht und dein GPS nicht 185 anzeigt, dann weisst du, dass du falsch bist. Ständig genau auf die Instrumente zu schauen ist für einen Motorradfahrer irre gefährlich, weil man dann schnell einen Stein oder ein Loch übersieht. Deswegen ist es wichtig zu wissen, wenn ich um die Mittagszeit Richtung Sonne fahre, dann fahre ich Cap 180. Die Grundrichtung erkenne ich anhand der Sonne», lautete die knappe Erklärung von Kinigadner vor der ersten Ausfahrt am Tor zur Sahara.
Komplett auf sich allein gestellt, ohne Roadbook und nur mit wenigen GPS-Punkten ausgestattet, wurden die Rallye-Apsiranten losgeschickt. Im östlichen Teil der Sahara präsentieren sich die Dünen nicht sehr hoch, dafür umso tückischer, weil sie weich und mit plötzlichen Löchern versehen sind. «Man kann gar nicht so schnell schauen und plötzlich ist man an einem Punkt, an dem nichts mehr ist ausser Stille», wurde Moretti die Ernsthaftigkeit bewusst. «Wenn man da kein GPS hätte, wäre man wirklich an den Rand seiner Existenz gebracht oder an einen Punkt, wo der Mensch von sich aus gar nicht überleben kann, ausser man stammt von hier.»
Der 53-Jährige sieht seinen grössten und auch wichtigsten Fortschritt darin, dass er nach der essentiellen Annäherungsphase an die massive KTM Rally 450 in Marokko mittlerweile «schon so reagiert, dass man im richtigen Moment instinktiv das Richtige macht. Wenn man sich auf den Instinkt verlassen kann, dann ist das schon auch eine coole Sache. Das Fahren macht nicht nur wahnsinnig Spass, sondern es gibt auch nur mehr kurze Momente der Irritation.»
Bloéb zeigte sich vom Trainingslager in Afrika ebenfalls begeistert: «Ich hatte kaum Schwierigkeiten. Nur einmal ein kleiner Sturz. Der Sand ist hier weicher und ich hätte mich etwas zurücklegen müssen. Ich habe sofort realisiert, was ich falsch gemacht habe. Und körperlich bin ich auch gut drauf, fühl mich wahnsinnig fit. Du fährst 150 km durch den Sand und du denkst dir eigentlich nur, ja, lass uns weiter machen.»
Die Anspannung und Nervosität ist einen Monat vor dem Start zu den mehr als fünfeinhalbtausend Kilometern des Africa Race im Fahrerlager des Kini KTM Rally Racing Teams spürbar.
Heinz Kinigadner hat aber keine schlaflosen Nächte, die beiden Rookies im Januar loszuschicken: «Die beiden haben verstanden, wie man fährt, sodass man in kurzen Abständen oder in wenig Zeit nicht extrem viel Energie verbrennt. Das ist die Hauptgefahr beim Rallyefahren, weil es ganz wichtig ist, sich die Kraft einzuteilen. Ich würde sagen, sie sind auf die Sache soweit vorbereitet, dass ich ihnen problemlos grünes Licht geben kann.»
Vom 27. Dezember bis am 9. Januar dauert dann der Ernstkampf. Auf Moretti und Bloéb warten 13 Tage Ausnahmezustand in der Wüste.