Hermann Neubauer gewinnt chaotischen Auftakt
Auftaktsieger Hermann Neubauer
Die Rallye «Red Stag Rallye Extreme» begann sehr ruhig - die erste Sonderprüfung Tiefental - Kalte Kuchl bot einige organisatorische Schwierigkeiten mit der Positionierung der Feuerwehr. Am Ende wurde darauf verzichtet, die SP 1 zu starten und der tatsächliche Bewerb begann direkt mit der streckengleichen SP2. Möglicherweise erwirkte der lange Lockdown ein gewisses Einrosten von Mechanismen im großen Rallye-Rad.
Danach ging es jedoch sofort zur Sache: Das erwartete Duell Hermann Neubauer gegen Simon Wagner begann. Anfangs mit 2,1 Sekunden Vorsprung zugunsten des amtierenden Staatsmeisters Neubauer. Dahinter gab es mit P3 für Philipp Kreisel eine echte Überraschung - so stark hätten den Neo-Benzinbruder wohl nur Wenige bei seiner erst zweiten ORM-Veranstaltung und ersten Schotterrallye gesehen. Spektakulär verlief ein Abflug von Markus Stockinger im Mazda GTR. Nach einer vierfachen Rolle blieb vom Fahrzeug praktisch kein Teil heil, zumindest aber die Crew überstand den Crash glimpflich.
In der folgenden Sonderprüfung 3 «Kalte Kuchl – Tiefental» schlug der Herausforderer Simon Wagner zu: Er distanzierte Hermann Neubauer um 1,2 Sekunden, der Abstand im Gesamtklassement zwischen den beiden betrug damit unter einer Sekunde. Philipp Kreisel konnte die starke Beginn-Zeit bestätigen und Platz 3 festigen. Eine Enttäuschung brachte der Vormittag für Johannes Keferböck: Sein «Ersatzwagen» lag ihm so gar nicht, die Zeiten waren nicht konkurrenzfähig.
Am Nachmittag stand bei der Red Stag Rallye Extreme allerdings der Rhythmusbruch an: Statt dem relativ einfachen Geläuf auf öffentlichen Straßen wechselte die Oberfläche in unglaublich rauen Schotter im Gebirge, es ging ans Herz der Rallye. Dieses konnte Simon Wagner erobern, er setzte die erste Bestzeit in der SP 5. 0,8 Sekunden dahinter der Staatsmeister, es fiel keine Vorentscheidung. Anders hingegen Philipp Kreisel, der zweimal einen Fehlstart fabrizierte und insgesamt 1:10 Minuten Strafzeit aufgebrummt bekam. Damit war der Weg für Kris Rosenberger und Gerwald Grössing im Kampf auf den letzten Podestplatz frei, über eine Minute hinter Neubauer und Wagner. Gerald Rigler hatte als Fünfter das Nachsehen. Johannes Keferböck hatte inzwischen mit einer Setup-Umstellung wieder in eine gute Form gefunden und begann sich langsam vorzuarbeiten.
Bevor SP 5 aber abgeschlossen werden konnte, entdeckten aufmerksame Streckenposten die Entstehung eines Flächenbrandes, der offensichtlich durch ein glühendes Teil eines Rallyeautos ausgelöst wurde. Bei ebenso glühender Außentemperatur fing ein Holzstoß Feuer. Die einfahrende Feuerwehr konnte rasch “Brand-Aus” geben, was der Rallye aber (mit einiger Verspätung) den Start der SP 6 auf gleicher Strecke ermöglichte.
Nach diesem ersten Zwischenfall packte Hermann Neubauer eine Fabelzeit in der Folgeprüfung aus, er war 15 Sekunden schneller als im ersten Durchgang. Simon Wagner hielt ebenfalls mit einer Zeitverbesserung gegen, war aber insgesamt drei Sekunden langsamer als sein Gegner.
Vor Sonderprüfung 7, der ersten Königs-Prüfung «Rundkurs Haraseben» mit über 24 km in abgelegenstem Gelände folgte ein weiterer Zwischenfall: Ein Rettungseinsatz bei einem Wanderer löste noch eine größere Verspätung aus, die Positionierung der Streckenposten konnte aufgrund der blockierten Strecke nicht entsprechend schnell durchgeführt werden. Angesichts der bereits beträchtlichen Startverzögerung wurde entschieden, SP 7 abzusagen und stattdessen gleich wieder im Zeitplan die Abschluss-Sonderprüfung 8 unter die Räder zu nehmen.
Hier begann das Drama der Rallye: Durch die diversen Verzögerungen (Waldbrand, Rettungseinsatz) war die Streckenposten-Truppe sehr unwillig den weiteren Ablauf der Rallye ordentlich zu begleiten. Obwohl der Rallyeleiter-Stellvertreter einen durchdachten Plan ausgearbeitet hatte, die Rallye weiterhin sportlich ordentlich durchzuführen, entschied der SP-Leiter eigenmächtig das Feld völlig unkontrolliert zu starten.
Hermann Neubauer ging in die Prüfung, Simon Wagner wurde als zweites Auto gestartet. Als drittes Fahrzeug hätte Gerald Riegler die Sonderprüfung in Angriff nehmen sollen. Aufgrund eines Kommunikationsversagens zwischen dem SP-Leiter und einem seiner Mitarbeiter wurde Gerald Rigler jedoch nicht wie geplant im Zwei-Minuten-Abstand in die Prüfung eingelassen, sondern weitere sechs Minuten am Start angehalten. Als Hermann Neubauer bereits im Anflug war. ließ man Gerald Rigler keine 30 Sekunden vor ihm in die Prüfung einfahren und somit begann das Drama.
Die Verhältnisse waren in der Sekunde völlig irregulär, es wurde in weiterer Folge in Panik auch noch Hausherr Gerwald Grössing auf die Reise geschickt. Die Sichtverhältnisse waren dadurch gleich Null, was das Befahren der Prüfung mit teilweise 170 km/h zu einem lebensgefährlichen Akt verkommen ließ. Dies führte letztlich zum Abbruch der SP7 und gleichzeitig auch zum Abbruch der Rallye, weil der Sonderprüfungsleiter schon im Vorfeld des SP-Starts seinen Unmut darüber geäußert hatte, dass es ihm und seiner Truppe nicht zumutbar wäre, einen derartig langen «Arbeitstag» zu absolvieren. Man hätte nämlich langsam Hunger.…
Gerwald Grössing, Organisator dieses Schotterspektakels, war nach dem Abbruch völlig fassungslos und gab zu Protokoll: «Diese Truppe hat mit einem Schlag die Arbeit von sechs Monaten zunichte gemacht und den Start zur Österreichischen Rallye Staatsmeisterschaft zu einer Lachnummer degradiert. Mein Herz brennt für den Motorsport und jeder der mich kennt weiß, dass ich nicht den Kopf in den Sand stecke und daher auch über eine Weiterführung dieser Rallye ernsthaft nachdenke. Jedoch bin ich es gewohnt mit Profis zu arbeiten und wir müssen bei einer kritischen Nachbetrachtung Voraussetzungen schaffen, die einer Staatsmeisterschaft würdig sind. Es tut mir für die teilnehmenden Teams außerordentlich leid, wie unwürdig dieser tolle Tag zu Ende ging und so möchte ich mich bei allen Teilnehmern für den Wahnsinn den wir heute erleben mussten einfach nur entschuldigen.»
Endstand:
1. Hermann Neubauer / Bernhard Ettel (Ford Fiesta Rally2) 49:47,5
2. Simon Wagner / Gerald Winter (Skoda Fabia Rally2 evo) + 0,0
3. Gerwald Grössing / Fred Winklhofer (Ford Fiesta) + 2:15,0
4. Kris Rosenberger / Sigi Schwarz (Skoda Fabia Rally2) + 2:16,6
5. Philipp Kreisel / Daniel Foissner (Skoda Fabia Rally2 evo) + 3:04,1
6. Gerald Rigler / Pirmin Winklhofer (Ford Fiesta Evo ll) + 3:07,2
7. Johannes Keferböck / Ilka Minor (Skoda Fabia Rally2 evo) + 3:23,6
8. Peter Eibisberger / Claudia Dorfbauer (Ford Fiesta) + 3:24,5
9. Jeffrey Wiesner / Marcel Eichenauer (Subaru Impreza STI) + 3:49,1
10. Christoph Zellhofer / Christina Ettel (Suzuki Swift ZMX) + 4:00,1