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Fernando Alonso Steckbrief

Rennfahrer
  • Vorname: Fernando
  • Nachname: Alonso Díaz
  • Spitzname: Samurai
  • Webseite: www.fernandoalonso.com
  • Twitter: alo_oficial
  • Nationalität: Spanien
  • Geburtsdatum: 29.07.1981 in Oviedo, Spanien (43 Jahre, 4 Monate und 23 Tage)
  • Familienstand: Geschieden
  • Wohnort: Dubai
  • Größe: 171 cm
  • Gewicht: 68 kg
  • Hobbys: Radfahren, Fußball
  • Lieblingssportart(en): Motorsport
  • Lieblingsstrecke: Suzuka
  • Lieblingsspeise(n): Asturischer Eintopf, Pasta, Hähnchen-Curry
  • Lieblingsmusik: spanische Musik und U2

Über Fernando Alonso

Letzte Aktualisierung:

Fernando Alonso saß bereits mit drei Jahren erstmals in einem Kart. Im Alter von acht Jahren gewann er zahlreiche regionale Meisterschaften, sehr zum Verdruss seiner erheblich älteren Pistenrivalen, und 1993/1994 gewann er die spanische Junioren-Kartmeisterschaft. Auf Grund des Meistertitels durfte er an der Kart-WM teilnehmen und wurde Dritter. 1996 wurde Alonso Junioren-Kart-Weltmeister.

1999 verließ Alonso den Kartsport und wechselte unter Anleitung des ehemaligen Formel-1-Piloten Adrian Campos in die Euro Open Movistar by Nissan-Meisterschaft (Vorgänger der späteren Renault World Series und Formel Renault 3.5). Bereits in seiner ersten Saison konnte der damals 18-Jährige die Meisterschaft gewinnen, was zu einer Einladung zu Formel-1-Testfahrten für das Minardi-Team führte.

Im Jahr 2000 wechselte er in die Formel 3000. Die Saison begann er nicht herausragend, mit einer starken Steigerung zum Saisonende konnte er aber die Talentsucher der Formel 1 überzeugen, allen voran den cleveren Flavio Briatore. Ein souveräner Sieg auf der äußerst anspruchsvollen Strecke von Spa-Francorchamps ließ die Formel-1-Welt aufhorchen. Am Ende war noch ein vierter Platz in der Gesamtwertung drin.

Für die Saison 2001 verpflichtete Flavio Briatore den Rohdiamanten und verschaffte ihm einen Vertrag mit dem italienischen Minardi-Team in der Formel 1. Die Minardi-Renner waren den meisten Konkurrenten krass unterlegen, Alonso konnte aber mit kleinen Erfolgen auf sich aufmerksam machen. Seine Stallgefährten Tarso Marques aus Brasilien und Alex Yoong aus Malaysia hatten nicht den Hauch einer Chance gegen ihn. Für 2002 brachte Briatore den talentierten Spanier als Testfahrer bei Renault unter, wo Briatore Teamchef war. Alonso sollte ein Jahr lang in einem Top-Team lernen.

2003 saß Alonso als Stammfahrer im Renault. Er überzeugte sofort. Beim Grossen Preis von Ungarn gewann er überlegen und konnte sogar Michael Schumacher überrunden. Die Saison brachte noch einige weitere hervorragende Platzierungen, so dass am Ende ein sechster Platz in der Fahrerwertung heraussprang.

2004 verlief ebenfalls vielversprechend. Ein Rennsieg war zwar nicht möglich, aber zölrf Punktefahrten (davon drei bis aufs Siegerpodest) bedeuteten WM-Rang 4.

2005 startete Alonso mit einem dritten Platz in die neue Saison, bevor er anschließend drei Rennen in Folge gewann und damit klar zum Favoritenkreis für den WM-Titel zählte. Schärfster Gegner war Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes. Der Finne wurde jedoch des Öfteren von seinem Auto im Stich gelassen, so dass Alonso am 25. September 2005 zum ersten Mal den WM-Titel gewann – als bis dahin jüngster Pilot.

Der Saisonstart 2006 in Bahrain verlief mit einem Sieg vielversprechend. Härtester Gegner in dieser Saison war Michael Schumacher mit Ferrari. Die beiden lieferten sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, das Fernando Alonso am Ende für sich entscheiden konnte. Das Unternehmen Titelverteidigung war geglückt.

Noch vor Beginn der Saison 2006 gab der Spanier seinen Wechsel zu McLaren-Mercedes 2007 und die Trennung von Manager Briatore bekannt. Das Timing schien zu stimmen. Die Wintertestfahrten deuteten darauf hin, dass Alonso gute Chancen auf eine erneute Titelverteidigung hatte. Sein neuer Teamkollege, Formel 1-Neuling und Supertalent Lewis Hamilton, machte dem Spanier jedoch das Leben schwer und gab sich nicht mit der Rolle der Nummer 2 zufrieden. Nach wenigen Rennen war klar, dass die beiden den WM-Titel vermutlich unter sich ausmachen werden und sich höchstens selbst im Weg stehen können. Einzig ernstzunehmende Gegner waren die Ferrari Piloten Kimi Räikkönen und Felipe Massa.

Der WM-Kampf zwischen den beiden McLaren-Platzhirschen spitzte sich mehr und mehr zu und fand seinen Höhepunkt beim Qualifying zum Ungarn-GP, als Alonso nach seiner vorläufigen Pole-Position zum Ende des Qualifyings so lange an der Box stehenblieb, bis Lewis Hamilton (hinter ihm auf neue Reifen wartend) die Zeit für eine weitere schnelle Runde fehlte. Die FIA bestrafte Alonso für dieses grob unsportliche Verhalten und versetzte ihn um fünf Startplätze zurück. Das spielte den Verfolgern von Ferrari natürlich in die Karten. Am Ende konnte Kimi Räikkönen seinen Punktrückstand auf die McLaren-Piloten aufholen und diese in einem dramatischen WM-Finale von Brasilien noch überholen. Alonso wurde hinter seinem Teamkollegen und Weltmeister Räikkönen nur Dritter der Fahrerwertung.

Anfang November 2007 gab McLaren bekannt, dass Alonso das Team bereits nach einem von ursprünglich drei vertraglich vereinbarten Jahren verlässt. 2008 und 2009 fuhr Alonso wieder für das Renault-Team. Nach einer enttäuschenden Saison 2008 in einem nicht konkurrenzfähigen Auto gewann er noch den Großen Preis von Singapur und das darauffolgende Rennen in Japan und wurde so Gesamtfünfter. Am meisten Schlagzeilen machte jedoch der Skandal von Singapur: Teamchef Flavio Briatore musste seinen Hut nehmen, nachdem herausgekommen war – er hatte Nelson Piquet angewiesen, in eine Mauer zu fahren, Alonso nutzte die Safety-Car-Phase für einen perfekte getimten Boxenhalt und gewann die Nachtpremiere im Stadtstaat. Alonso hat bis heute jedes Wissen um den Betrug geleugnet.

Sein ehemaliger Teamkollege Lewis Hamilton wurde 2008 mit McLaren Weltmeister und nahm ihm den Titel des jüngsten Formel 1-Weltmeisters ab. Ein paar Top-Ten-Platzierungen und eine Pole-Position in Ungarn waren die Höhepunkte der Saison 2009, Alonso wurde lediglich WM-Neunter. Spekulationen um den Wechsel des Asturiers zu Ferrari erwiesen sich als richtig, als die Scuderia bekanntgab, dass Alonso – wie bereits 2007 bei McLaren – Kimi Räikkönen ersetzen und 2010 mit Felipe Massa für Ferrari starten würde.

Gleich bei seinem ersten Rennen für Ferrari gelang Alonso in Bahrain gleich sein erster Sieg, der Spanier war somit nach Juan Manuel Fangio, Mario Andretti, Nigel Mansell und Kimi Räikkönen der fünfte Pilot, der sein erstes Rennen für Ferrari gewann.

Bei seinem Heimrennen in Spanien stand er als Zweiter zum zweiten Mal in der Saison auf dem Podium, in Kanada wurde er Dritter und in Deutschland folgte der nächste Sieg. Allerdings profitierte er dabei davon, dass Teamkollege Felipe Massa ihn auf Anordnung des Teams vorbeigelassen hatte. Die Rennleitung sah das Überholmanöver als verbotene Stallorder an und bestrafte Ferrari mit einer Geldbuße von 100.000 US-Dollar.

Nach Platz 2 in Ungarn und einem Ausfall in Belgien folgte beim Ferrari-Heimrennen in Monza Saisonsieg Nummer 3. Mit seinem Start-Ziel-Sieg, der Pole-Position und der schnellsten Rennrunde gelang Alonso beim nächsten Rennen in Singapur das perfekte Rennen. Vor dem letzten Grand Prix des Jahres in Abu Dhabi stand Fernando Alonso in Japan als Dritter auf dem Podium, gewann in Südkorea und ging nach Platz 3 in Brasilien als WM-Führender ins letzte Saisonrennen – der Titel mit Ferrari war zum Greifen nah. Aufgrund einer strategischen Fehlentscheidung des leitenden Ingenieurs Chris Dyer (er legte Alonsos Rennen auf Webber aus statt auf Vettel) kam Fernando aber nur als Siebter ins Ziel und da Sebastian Vettel gewann, wurde der Red-Bull-Racing-Pilot sensationell erstmals Weltmeister, Alonso wurde mit vier Punkten Rückstand nur Zweiter.

2011 schaffte es Fernando Alonso nur ein Mal, beim Grand Prix von Großbritannien, ganz oben auf dem Podium zu stehen. Mit insgesamt zehn Podestplatzierungen und 257 WM-Punkten landete er auf Platz 4 der Fahrerwertung. Im Mai verlängerte er seinen Vertrag bei Ferrari bis zum Ende der Saison 2016.

2012 lahmte der Ferrari zu Saisonbeginn etwas, in Malaysia nutze Alonso aber die wechselnden Wetterbedingungen und holte seinen ersten Saisonsieg. Nach Platz 2 in Spanien und Rang 3 in Monaco fuhr er als WM-Führender nach Kanada. In Montreal kam er aber nur als Fünfter ins Ziel und Sebastian Vettel zog in der Wertung wieder an ihm vorbei. In Valencia startete Alonso nur als Elfter. Dank einer makellosen Strategie, einer Safety-Car-Phase, des Ausfalls von Sebastian Vettel und einer perfekten Fahrt feierte der Spanier beim Grand Prix von Europa jedoch seinen zweiten Saisonsieg und übernahm wieder die Führung in der WM. Nach Platz 2 in Großbritannien folgte in Deutschland sein 30. GP-Sieg. Bis zum letzten Rennen in Brasilien stand Alonso noch vier Mal als Dritter und zwei Mal als Zweiter auf dem Podium und hatte 13 Punkte Rückstand auf Sebastian Vettel. Aber das reichte alles nicht: In Interlagos wurde Alonso zwar Zweiter, er wurde mit drei Punkten Rückstand auf Vettel WM-Zweiter.

2013 gewann Fernando Alonso in China bei seinem 200. Formel-1-Start seinen 31. Grand Prix. In Barcelona feierte er nach 2006 seinen zweiten Triumph bei seinem Heimrennen. In den restlichen Saisonrennen gelang dem Spanier kein weiterer Sieg, holte aber noch fünf zweite Ränge sowie einmal Platz 3. Hinter dem dominierenden Sebatian Vettel wurde Alonso mit 155 Punkten Rückstand erneut WM-Zweiter.

Als früh in der Saison 2014 klar wurde, dass es mit dem WM-Titel in Ferrari-Diensten wieder nichts wird, als Teamchef Stefano Domenicali gehen musste und Ferrari-Präsident Luca Montezemolo obendrein, als sein Freund und Santander-Chef Emilio Botín starb, da war Alonso klar, dass seine Zeit bei Ferrari vorbei ist. Er kündigte und heuerte bei McLaren-Honda an. Damit stieg er vorzeitig aus seinem Vertrag mit dem Rennstall aus Maranello aus.

Bei McLaren-Honda kam Alonso vom Regen in die Traufe. Statt den so lange ersehnten dritten Titel zu holen (gleich viele also wie sein Idol Ayrton Senna), begann das Jahr schon vermurkst: Bei einem bis heute ungeklärten Testunfall in Barcelona zog sich Alonso eine Gehirnerschütterung zu und musste den Saisonstart in Australien sausen lassen. Bald wünschte er sich, seine Auszeit wäre länger gewesen. McLaren-Honda wurde zur Enttäuschung der Saison und schloss die WM als Zweitletzter ab.

Fernando Alonso schimpfte in der Öffentlichkeit wiederholt über den schwachen Honda-Motor, vor versammeltem Vorstand der Japaner bezeichnete er den V6-Turbo im SuzukaGP als «GP2-Motor». Saisonhöhepunkt: Rang 5 in Ungarn. Aber nur in England konnte Alonso als Zehnter ebenfalls punkten, so dass nur WM-Rang 17 herauskam – so weit hinten war Alonso seit den Minardi-Tagen nicht mehr.

2016 zeigte McLaren-Honda bei den Wintertests einen Aufwärtstrend. Aber Alonso konnte erst mit Verspätung davon profitieren: Nach einem fürchterlichen Unfall in Australien musste der Spanier das Rennen in Bahrain auslassen. Später, wieder komplett erholt, erlebten die Fans einen Alonso, der so stark fährt wie immer. Der Asturier hat 32 Formel-1-WM-Läufe gewonnen, den letzten davon 2013 in Barclona, seither ist er sieglos. Der letzte Podestplatz geht auf Ungarn 2014 zurück. Wenn Alonso seine besten Jahre einschätzen soll, kommt er zu diesem Schluss: «Ich finde, am besten bin ich 2012 mit Ferrari gefahren, auch 2014 fuhr ich sehr gut. Die drittbeste Saison ist diese, also 2016. Ich fühle mich sehr wohl im Rennwagen, bei allen Bedingungen. Und wenn du dich im Auto wohl fühlst, dann bist du auch schnell.»

«Ich bin glücklich darüber, wie sich die Dinge bei McLaren-Honda entwickeln. Abu Dhabi 2016 hat ein ganz anderes Flair als Abu Dhabi 2015. Vor einem Jahr waren wir von der Saison ernüchtert, die Stimmung war belastet. Nun sind alle aufgekratzt, weil sie spüren – es geht vorwärts. Wir wissen, dass es bis zu Podestplätzen und Siegen noch ein harter Weg ist, aber es geht aufwärts.»

Alonso wurde WM-Zehnter, mit zwei fünften Rängen in Monaco und Texas als Höhepunkte. Aber leider war es nichts mit Aufwärts.

McLaren baute für 2017 ein hervorragendes Chassis, aber wegen der brustschwachen und unzuverlässigen Honda-Motoren kam Alonso nicht über den 15. WM-Rang hinaus. Der Spanier konnte nur fünf Mal in die Punkte fahren, Platz 6 in Ungarn war der Höhepunkt.

McLaren-Direktor Zak Brown hatte genug: Trennung von Honda, neuer Vertrag für 2018 mit Renault. Es war die Grundlage dazu, ein neues Abkommen mit Fernando zu unterzeichnen, «das über 2018 hinausgeht», wie der Kalifornier betont.

Mit Freude blickte Alonso dem Ende der erfolglosen Honda-Partnerschaft entgegen. Als Alonso nach seinem Highlight in den drei Honda-Jahren gefragt wurde, erklärte er spitz: «Es ist schwierig, ein Rennen zu wählen, denn die Performance war eigentlich nie da.»

Und der 32-fache GP-Sieger fügte gewohnt offen an: «Ich denke, das ist nun der richtige Zeitpunkt, um zu Renault zu wechseln, denn wir haben mit Honda nicht die Leistung erzielt, die wir erwartet hatten. Wir sind mit grossen Erwartungen in die neueste McLaren-Honda-Ära gestartet, nicht zuletzt auch, weil die letzten Kooperationen so viele Erfolge hervorgebracht hatten.»

«Das war mit ein Grund, warum ich Ferrari letztlich in Richtung McLaren verlassen habe», gesteht Alonso weiter. «Aber leider stimmte die Performance nicht. Deshalb ist der Wechsel angebracht. Und es wird sicherlich interessant werden, man braucht sich nur anzuschauen, was Red Bull Racing mit den Antriebseinheiten aus Viry-Châtillon in diesem Jahr erreicht hat.»

Unfassbar: Seit Alonso Ferrari Ende 2014 verlassen hat und zu McLaren zurückkehrte, stand er nie mehr auf dem Siegerpodest! Sein letzter Podestplatz: Ungarn 2014, als Zweiter hinter Sieger Daniel Ricciardo. Sein letzter Sieg: Barcelona 2013. Die letzte Pole-Position: Hockenheim 2012!

Dennoch: Wann immer Fachleute aufgefordert werden, die beste Handvoll Formel-1-Fahrer zu nennen, ist Fernando Alonso dabei.
Auch Pedro de la Rosa ist davon überzeugt, dass sein Landsmann nichts von seinen Fähigkeiten eingebüsst hat, wie der Barcelonese gegenüber der As sagt: «Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass Fernando einer der Besten ist. Und zwar einer der Besten aller Zeiten. Ich muss zugeben, ich bin vielleicht nicht die richtige Person, die das gefragt werden sollte, weil ich nicht objektiv bin. Aber für mich steht dennoch fest – Fernando und auch Lewis Hamilton gehören zu den ganz Grossen.»

Der langjährige Ferrari-Technikchef Ross Brawn, heute in Diensten von Formel-1-Grossaktionär Liberty Media, spricht vielen Fans und Fachleuten aus dem Herzen: «Schau dir an, was derzeit mit Fernando Alonso passiert. Ich finde es frustrierend, ein so gewaltiges Talent in durchschnittlichen Autos zu erleben. Er hat nur zwei WM-Titel erobern können, und für einen Piloten seines Talents ist das ein Hohn.»

Wenn wir auf die McLaren-Honda-Jahre von Fernando Alonso zurückblicken, dann muss das Fazit lauten: Grosse Erwartung, riesige Enttäuschung. Über die Jahre 2015, 2016 und 2017 meint der Spanier: «Die jüngste Saison ist die wertvollste – wegen Indianapolis. Seit der Ankündigung im April, dass wir beim Indy 500 antreten, war das eine Riesenkiste. Unglaublich, was dann im Mai in Amerika passiert ist. Diese zwei Wochen in Indianapolis waren für mich das Highlight des Jahres. Wir waren bald konkurrenzfähig, schnell genug, um in der Qualifikation vorne mitzumischen, wir haben das Rennen angeführt. Die ganze Atmosphäre war neu und aufregend. Daher werde ich die Saison 2017 immer in guter Erinnerung behalten. Ich spürte auch auf und abseits der Rennstrecken einen ganz neuen Respekt. Ich hatte den Eindruck, dass die Fans mich 2017 eher wahrgenommen haben als in den beiden Jahren davor. Und das lag vor allem an Indianapolis.»

Der Auftritt von Alonso beim Indy 500 war rundweg der Hammer.

Als Fernando Alonso 21 Runden vor dem Ende des Indy 500 aus seinem rauchenden Boliden stieg, erhoben sich die 300.000 Zuschauer im Oval und spendeten dem Spanier Applaus. Der 35-Jährige hatte sich den Zuspruch, die Zuneigung des Publikums hart erkämpft. Und mit einem ebenso beherzten wie beeindruckenden Auftritt auch redlich verdient.

Klar, es entbehrte nicht einer gewissen Tragik, was da mit Alonso bei seinem Debüt bei der 101. Auflage des Indy 500 passierte. Wäre es nicht so traurig, könnte man fast darüber lachen. Schließlich unternahm Alonso den Abstecher zu dem Klassiker in den USA, weil er in der Formel 1 vom schwachen Honda-Motor seit nunmehr fast drei Jahren genervt ist.

Der zweimalige Weltmeister wollte endlich mal wieder richtiges Racing erleben. Spüren, wie es sich anfühlt, in einem konkurrenzfähigen Auto zu sitzen. Dafür ließ er sogar den Königsklasse-Klassiker in Monaco sausen. Und dann gibt in Indianapolis ausgerechnet der Honda-Motor in seinem Andretti-McLaren den Geist auf!

Doch was Alonso bis zu diesem Zeitpunkt abgeliefert hatte, war aller Ehren wert. 26 Führungsrunden hatte er am Ende auf seinem Konto, lag die meiste Zeit auch in der vorderen Spitzengruppe, fand schnell seinen Rhythmus und zeigte viele Überholmanöver und einen starken Speed.
Gereicht hat es am Ende nicht, zum Zeitpunkt seines Ausfalls lag er auf dem siebten Platz und war auf dem Weg nach vorne. Schwächen? Zeigte Alonso kaum, unübersehbar war jedoch seine mangelnde Erfahrung mit den Restarts nach den zahlreichen Gelbphasen während des turbulenten Rennens.

Groß angekündigt hatte sich sein Aus nicht, er merkte es erst in dem Moment, als es passierte. Er spürte den Widerstand im Motor, der anschließend den Geist aufgab. «Schade. Wir hätten uns eine Zielankunft verdient, um die Auslaufrunde genießen zu können und die ganze Stimmung nach dem Rennen. Wer weiß, wo wir gelandet wären?», fragte sich nicht nur Alonso.

«Es tut mir sehr, sehr leid. Du hast in diesem Monat eine unglaubliche Show gezeigt, sowohl im Auto als auch außerhalb. Sehr beeindruckend. Komm bitte wieder», schrieb US-Motorsportlegende Mario Andretti auf Twitter.

«Es hat Spaß gemacht. Mein Dank gilt IndyCar, Indianapolis, den Fans. Das war eine der schönsten Erfahrungen in meiner Karriere», sagte Alonso, der nun wieder in die Formel 1 zurückkehrt.

Natürlich kam dann auch die Frage nach der Rückkehr. Die komme zu früh, blockte er zunächst ein wenig ab. Aber: «Ich bin ehrgeizig. Ich bin gegen die Besten im Oval gefahren, ich konnte mit ihnen mithalten. Wenn ich wiederkomme, dann bin ich schlauer, als ich es jetzt war.»

Fernando Alonso ist unersättlich: Im Januar 2018 nimmt er am Langstreckenklassiker von Daytona teil. Der Asturier lacht: «Es ändert sich nicht viel, ich wäre ohnehin am Fahren gewesen – nun halt im Langstreckenauto statt im Kart. Der einzige Unterschied: Ich fahre in den USA in aller Öffentlichkeit.»

«Ich habe 2017 ganz verschiedene Renngefährte ausprobiert. Jedes einzelne davon erfordert einen ganz bestimmten Fahrstil. Alle haben Spass gemacht. Ich fand es erfrischend, von den jeweiligen Spezialisten dieser Serien mehr über die Fahrtechnik zu lernen. Das ist alles eine gewaltige Herausforderung, und dafür lebe ich als Racer.»

«Ein Aspekt zum Beispiel: In der Formel 1 gibt es keine Traktionskontrolle mehr, in den Langstreckenautos aber sehr wohl. Das ist für den Fahrer eine grosse Veränderung. Dafür musst du mit anderen Einschränkungen leben, etwa mit dem Spritverbrauch, die bei uns nicht ganz so gravierend sind. Ich bin dankbar, dass ich die ganzen verschiedenen Autos testen darf. Das macht mich als Fahrer kompletter.»

«Ich glaube, ich bin ein besserer Fahrer als zu meiner Zeit als Weltmeister 2005 und 2006. Du hast ein tieferes Fachwissen, du weisst genau, wie du dich vorbereiten musst, du kennst dich selber besser. Wir haben heute ganz andere analytische Mittel als damals. Auch das trägt dazu bei, dass du mit einem reicheren Wissen antrittst.»

Alonso ist mit dem guten McLaren-Chassis und schwachem Honda-Motor 2017 einige Male über sich hinausgewachsen. Welches Rennen war für den Weltmeister von 2005 und 2006 das Beste? «Ich glaube, das letzte Rennen in Brasilien. Weil ich für diese Punkte sehr hart kämpfen musste. Aber eigentlich möchte ich mein bestes Rennen hier in Abu Dhabi fahren – zum Abschied von Honda.»

«Natürlich bedaure ich, dass die Ehe zwischen McLaren und Honda nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht hat. Ayrton Senna und Alain Prost in ihren McLaren-Honda – das war für mich mit eine Inspiration, überhaupt im Motorsport anzutreten. Ich sass wie gebannt vor dem Fernseher, ich war ein Knirps. Ich bin traurig, dass wir dieses Niveau nie erreicht haben. Aber ich fühle auch Erleichterung, dass wir zusammen mit Renault hoffentlich zu erfolgreicheren Zeiten aufbrechen.»

Im Januar 2018 wurde bestätigt: Fernando Alonso fährt für Toyota nicht nur die 24 Stunden von Le Mans, sondern auch weitere WM-Läufe, an der Seite von Sébastien Buemi und Kazuki Nakajima.

Ahnte Fernando Alonso schon, was kommen würde? «Eine Erfolgsgarantie gibt es auch mit Renault nicht», meinte der Asturier prophetisch. Im Frühsommer 2018 war klar: Fernando konnte sich die Seele aus dem Leib fahren, der grosse Schritt vorwärts kam nicht. Red Bull Racing gewann mit dem Renault-Motor vier Rennen, Renault wurde WM-Vierter, McLaren versauerte auf Platz 6. Der fünfte Rang von Fernando beim Saisonbeginn in Australien sollte das beste Ergebnis im Papaya-Renner bleiben.

Im Sommer liess Fernando dann die Bombe platzen: Er fährt 2019 nicht mehr Formel 1. Der Spanier ist vom Misserfolg zermürbt. «Es gab Jahre, von welchen ich wusste, dass ich wohl nicht viele Rennen gewinnen würde – 2003, 2004, 2008 und 2009 und auch 2011. Und doch blieb immer ein Element der Unwägbarkeit. Das gibt es heute nicht mehr. Wir gehen nach Barcelona, und nach dem ersten Wintertesttag ist klar, wie deine Saison verlaufen wird. Das ist kaum verdaulich. Ich kann immerhin sagen: Ich habe mehr erreichen dürfen, als ich mir je vorstellen konnte. Für andere Fahrer muss das noch schwieriger sein. Sie müssen darauf hoffen, dass ihrem Rennstall ein unfassbarer Schitt nach vorne gelingt oder das richtige Team anruft.»

Das richtige Team rief schon 2017 an: Toyota. Mit den Japaner erfüllte sich Alonso 2018 den Traum, das 24-Stunden-Rennen von Le Mans zu gewinnen, an der Seite von Sébastien Buemi und Kazuki Nakajima. Darüber hinaus siegte das Trio in Belgien. Das liess auch Formel-1-WM-Schlussrang 11 verschmerzen.

Fernando Alonso blieb noch ein Jahr lang Marken-Botschafter von McLaren, dann wurde dieser Vertrag nicht verlängert. Der Auftritt in Indy 2019 misslang komplett – sein Auto war so schlecht abgestimmt, dass er die Qualifikation verpasste!

Alonso triumphierte dafür in Daytona, gewann zum zweiten Mal mit Toyota die 24 Stunden von Le Mans und wurde mit Sébastien Buemi und Kazuki Nakajima Sportwagen-Weltmeister.

Der unersättliche Alonso trat überdies bei der Dakar-Rallye 2020 an und wurde mit Toyota Gesamt-13. (beste Etappenplatzierung: Zweiter). Eine dritte Indy-Teilnahme endete nach Kupplungsproblemen mit dem ernüchternden 21. Platz.

Als Fernando Alonso dem GP-Zirkus nach der Saison 2018 den Rücken kehrte, stellte der zweifache Champion bereits klar: Bei einem entsprechenden Angebot sei er durchaus gewillt, wieder in die Königsklasse des Vierradsports zurückzukehren. Im Sommer 2020 wurde klar: Der Spanier kehrt zum Renault-Team und damit in die Formel 1 zurück, in der er mit den Franzosen bereits 2005 und 2006 im Titelkampf triumphieren konnte.

«Renault ist meine Familie, mit der ich meine liebsten Formel-1-Erinnerungen an die beiden Titelgewinne teile. Jetzt schaue ich nach vorne und es erfüllt mich mit grossem Stolz und vielen Emotionen, zu dem Rennstall zurückzukehren, der mir am Anfang meiner Karriere eine Chance gegeben hat und auch nun die Möglichkeit eröffnet, wieder auf der höchsten Ebene mitzukämpfen.»

«Ich kenne die Formel 1 nun schon seit vielen Jahren, und das Einzige, das bisher zählte, war die Stoppuhr. Es geht also nicht um das Alter. Ich habe noch kein Rennergebnis gesehen, das auf dem Datum basiert, das im Pass steht, es geht immer nur um die Zeit. Deshalb hoffe ich, dass ich so schnell wie meine Gegner sein kann.»

Neuer Stallgefährte beim inzwischen Alpine genannten Team – Esteban Ocon. Den Franzosen kannte der 32-fache GP-Sieger schon lange. «Esteban fuhr ein Alonso-Kart, deshalb kannte ich ihn und ich habe auch seine Karriere in den Junior-Kategorien mitverfolgt. Er ist offensichtlich ein grosses Talent, das haben wir in den vergangenen Jahren schon gesehen. Ich denke, daran zweifelt keiner, und auch als Persönlichkeit ist er grossartig für die Formel 1. Er hat eine strahlende Zukunft vor sich.»

Alonso kam in den ersten fünf Läufen 2021 nur zwei Mal ins Ziel, dann zog er Zwischenbilanz. Vor seinem Heimrennen musste der Asturier zugeben: Er spürte Nachwirkungen seines Radunfalls von Februar. Alonso trägt seither zwei Titanplatten am Oberkiefer und sagte: «Ich rede nicht gerne darüber, weil das auf den Rennsport keinen Einfluss haben sollte. Aber ja, natürlich hatte ich Schmerzen. Ich spüre noch immer Veränderungen des Luftdrucks oder der Temperatur. Ich habe mir damals auch das Knie und die Schulter angeschlagen, was beides keine Operationen erfordert, aber eine Phase der Erholung.»

«Langsam werden Tage zahlreichen, an welchen nichts wehtut. Bislang habe ich das Thema beiseitegelassen, weil ich ja nicht am harten Bremsen oder am Lenken behindert werde. Ich fand es einfach unnötig, darüber zu reden. Inzwischen bin ich fast wieder bei 100 Prozent.»

Noch lange nicht bei 100 Prozent war Alonso nach eigenen Aussagen, was die Leistungen im Alpine-Rennwagen angeht. Fernando gab sich knallhart diese Note im Zwischenzeugnis: «Auf einer Skala von 1, miserabel, bis 10, herausragend, würde ich mir eine 5 geben.»

«Ich weiss, dass ich noch viel schneller werden kann, auch wenn es natürlich schön ist, in zwei von drei bisherigen Rennen gepunktet zu haben. In Bahrain hatten wir mit dieser Plastiktüte in der Bremsbelüftung und dem Ausfall ein wenig Pech. Es hätten mehr Punkte sein können.»

«Ich sehe mich noch immer in einem Anpassungsprozess. Ich weiss, dass ich mich weiter steigern kann, was meine Leistungsfähigkeit als Racer angeht. Mir war klar, dass bei meiner Rückkehr nicht alles ideal verlaufen würde. Aber Imola war ein Ausreisser, und dort habe ich keine gute Dabietung gezeigt. Sorgen machte mir das nicht, ich wusste, dass ich das besser kann. Ich würde mir erst dann Sorgen machen, wenn ich bei jedem Rennen zwei oder drei Zehntelsekunden hinter Esteban Ocon liegen würde.»

Von Baku bis Ungarn drehte er dann auf: Sechster, Achter, Neunter, Zehnter, Siebter, Vierter, auf dem Hungaroring fuhr er gegen Lewis Hamilton so lange die Ellenbogen aus, bis sei Alpine-Stallgefährte Ocon an der Spitze in Sicherheit war und sensationell für die Franzosen siegte.

Das Saison-Highlight von Fernando Alonso: Rang 3 in Katar. 98. Podestplatz für den zweifachen Formel-1-Champion Fernando Alonso beim ersten Grossen Preis der Königsklasse in Katar, auf dem Losail International Circuit ausserhalb von Doha. Der Alpine-Fahrer ist nach dem Nachtrennen hin und weg: «Auf diesen Moment habe ich sieben Jahre lang gewartet!»

Wir geben zu: Wir mussten kurz nachblättern. Aber genau, der vor Katar letzte Podestplatz ging auf Ungarn 2014 zurück, wo der Spanier im Ferrari auf Rang 2 gelandet war.

Alonso erhielt von den drei Piloten auf dem Siegerpodest von den Fans den grössten Applaus spendiert, der 32-fache GP-Sieger glühte förmlich vor Freunde: «Unglaublich! Endlich haben wir es aufs Podest geschafft! Wir hatten in diesem Jahr schon ein paar Mal eine Chance, aber immer ist etwas dazwischengekommen. Nun hat alles wie geplant funktioniert, ich könnte nicht glücklicher sein! Alles in allem war dies unser bestes Rennwochenende 2021.»

«Ich konnte wegen der Strafversetzungen ja von Rang 3 ins Rennen gehen, und insgeheim hatte ich mir zum Ziel gesetzt, dank der weichen Reifen als Leader aus Runde 1 zurückzukommen. Gut, das hat nicht geklappt. (Alonso kicherte.) Später wussten wir: Es muss schon alles ideal verlaufen, wenn wir Pérez hinter uns halten wollen.»

«Wir haben von Anfang an auf einen Stopp gearbeitet, weil wir witterten, dass wir auf diese Weise die beste Chance auf einen Podestplatz haben würden. Dazu war jedoch perfekte Reifen-Management notwendig, und das ist uns heute gelungen. Das ganze Team hat vorbildlich gearbeitet. Ich freue mich auch sehr über den fünften Platz von Esteban, das ist für die Konstrukteurs-Meisterschaft wichtig, wo wir ja gegen AlphaTauri den fünften Platz sicherstellen wollen. Wir liegen nun 25 Punkte vor unserem direkten Gegner, da können wir einmal durchatmen. Aber wir wissen auch: In Saudi-Arabien und Abu Dhabi kann alles passieren.»

«Das Auto lief ein Wochenende lang traumhaft, das Rennen lief genau so ab wie wir es erhofft hatten, mit den Strafen für einige Gegner hatten wir ein wenig Glück. Ich habe immer gesagt: Die Saison 2021 ist Vorbereitung auf 2022, aber klar habe ich auch gehofft, dass ich den einen oder anderen Podestplatz erobern kann.»

Fernando Alonso wurde 2021 WM-Zehnter.

2022 konnte Alonso aus den ersten fünf Rennen nur Rang 9 vom Saisonbeginn in Bahrain vorweisen, aber dann begann der Fernando-Express zu laufen: zehn Punktefahrten in Folge, mir fünften Rängen in Silverstone und Spa-Francorchamps als beste Ergebnisse. Fünfter wurde Alonso auch in Brasilien, wo er sich mit seinem Stallgefährten Lewis Hamilton anlegte.

Da stand längst fest: Alonso wird Nachfolger von Sebastian Vettel bei Aston Martin. Der Spanier hatte sofort zugeschlagen, als von Alpine eher zögerliche Signale für die Zukunft kamen. Die Franzosen wollten nur einen Einjahresvertrag anbieten, um dann den jungen Oscar Piastri nachzuziehen, aber Alonso hatte mehr Lust auf Formel 1.

Am Ende stand Alpine ohne Alonso und ohne Piastri da – der Spanier unterzeichnete bei Aston Martin, der Australier bei McLaren. Dumm gelaufen.

Der WM-Neunte Alonso kletterte schon beim Nachsaisontest in den Aston Martin-Rennwagen. Fernando Alonso im grünen Auto von Aston Martin, das ist noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber Moment mal – war da nicht was? Genau: Vor zwanzig Jahren bewegte der Spanier für Testfahrten einen Jaguar, auch in grün, das war Ende Mai 2002 in Silverstone, und natürlich hat es geregnet.

Beim Nachsaisontest von Abu Dhabi ist der 32-fache GP-Sieger eine Leihgabe von Alpine, sein Vertrag mit den Franzosen läuft erst am 31. Dezember aus. Daher sehen wir den Formel-1-Weltmeister von 2005 und 2006 hier in einem schwarzen Overall (nur mit dem Fahrernamen) und mit einem schwarz/weissen Helm (mit einer blauen 14), am Auto wurden fast alle Aufkleber von Sponsoren entfernt (bis auf Pirelli und Aston Martin auf der Fahrzeugnase und ein FIA-Logo an der Flanke des Rennwagens).

Die ersten Eindrücke des 41-Jährigen zum Aston Martin: «Als man mir gestern gesagt hat, wie viele Kilometer mit diesem Motor gefahren worden waren, habe ich mir ein wenig Sorgen gemacht, aber heute ist alles glatt gelaufen. Ich habe 97 Runden gedreht und sehr viel lernen können, ich bin glücklich.»

Klar musste auch der spanische Star ein wenig schmunzeln, als er am Morgen in die Box trat: «Da stand ein grünes Auto, wie vor zwanzig Jahren in England bei Jaguar, ich musste schon etwas lachen.»

«Ganz wichtig war heute, dass wir erst vorgestern hier gefahren sind, die ganzen Eindrücke waren also noch sehr frisch. Das hat sehr geholfen. Für mich gab es sehr viel zu tun, denn alles ist anders – Sitzposition, Lenkrad-Funktionen, Servo-Lenkung, Funk, Abläufe im Team, Kleinigkeiten wie der Warnton, wenn hochgeschaltet werden soll, da gibt es unzählige Dinge auszusortieren. Aber wir konnten heute sehr viel davon anpacken und eine gute Basis schaffen.»

«Wir wissen jetzt auch: Ich brauche einen anderen Sitz. Meine ganze linke Seite tut weh. Ich machte mir ein wenig Sorgen wegen der Lenkung. Ich weiss noch, wie ich zu Alpine kam, und es dauerte ungefähr fünf Monate, bis ich das richtige Gefühl von der Lenkung bekam. Hier aber ist die Ausgangslage sehr viel besser.»

«Was das Handling an sich angeht, so ist der Vergleich zu Alpine müssig, denn ich bin sicher, der 2023er Aston Martin wird sich wieder anders anfühlen. Von daher spielt das Fahrgefühl keine Rolle. Aber ich konnte sehen, dass bei der Arbeit mit dem Rennwagen eine andere Philosophie verfolgt wird, und es hilft mir, mich jetzt schon damit vertraut machen zu können. Aber ich werde im Winter viel Arbeit haben, um das alles zu verinnerlichen.»

Vom Renault-Motor zum Mercedes-Aggregat, wie fühlte sich das an? Alonso sehr diplomatisch: «Anders.» Nun, besser oder nicht so gut. Fernando, mit noch breiterem Grinsen: «Anders halt.»

«Es war nicht nur ein tolles Gefühl, für eine Kult-Marke wie Aston Martin auf die Bahn zu gehen, ich habe auch erlebt, wie viel Talent hier an der Arbeit ist, und das stimmt mich für das kommende Jahr sehr optimistisch. Ich habe nun die Zeit, mir alles in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen, was ich heute eingesaugt habe.»

«Es ist immer eine Herausforderung, sich in ein neues Arbeitsumfeld einzuarbeiten, aber letztlich gibt die Stoppuhr die Antwort. Und ich war schon bald mit konkurrenzfähigen Zeiten unterwegs. Ich muss mich ein wenig zusammenreissen, dass ich nicht euphorisch werde, aber die Arbeit heute hat so viel Lust auf 2023 gemacht. Ich erkenne, wie viel Potenzial in diesem Team steckt, und ich kann es kaum erwarten, mich voll in die Arbeit zu werfen.»

Der Asturier hat seit Barcelona 2013 (mit Ferrari) keinen Grand Prix mehr gewonnen, aber Alonso sagt: «Wieder Rennen zu gewinnen und einen dritten Titel zu jagen, das treibt mich an.»

Wie sehr Alonso auf die Arbeit brennt, erkennen wir auch daran: Erster Mann heute Morgen auf der Bahn. Fernando: «Natürlich, das muss so sein. Und vergiss nicht, dass ich schon den ganzen Montag hier in der Box mit meiner neuen Mannschaft verbracht habe.»

«Als ich für Aston Martin einen Vertrag unterzeichnet habe, war ich zu 90 Prozent happy. Nun ist mein Glücksniveau auf 100 Prozent.»

Der Spanier Fernando Alonso setzte am 2. Oktober 2022 einen weiteren Meilenstein seiner grossen Karriere: Er ging zum 351. Mal an den Start eines Formel-1-WM-Laufs, neuer Rekord, Kimi Räkkönen kam auf 350 Grands Prix. Inzwischen steht Alonso bei 356 Einsätzen.

Alonso, Weltmeister der Formel 1 (2005 und 2006) und im Langstreckensport (2018/2019), hat Ende Juli einen Mehrjahresvertrag bei Aston Martin unterzeichnet, was die Frage aufwirft – wie lange fährt der Asturier noch?

«Ich möchte noch viele Jahre in der Königsklasse bleiben, und im Laufe der nächsten zwei werde ich wohl die Marke von 400 Rennen erreichen. Das ist schon eine stattliche Zahl, und es zeigt, welches Feuer noch in mir brennt. Es ist im Grunde ganz einfach: Wenn du keine Leistung mehr bringst, dann schaffst du so etwas nicht.»

Wo steht Alonso eigentlich gemessen an anderen Dauerläufern des Motorsports? Werfen wir mal einen Blick nach Amerika.

Mario Andretti ist IndyCar-Rekordhalter in Sachen Starts: 407 Einsätze. Dragster-Legende John Force trat zu mehr als 1000 Eliminierungs-Läufen an. NASCAR-Idol Richard Petty bestritt 1184 Cup-Rennens.

Da ist für Alonso noch Luft nach oben ...

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