Im MotoGP-Sprint in Jerez krachte es ständig

1988: Im Unterholz mit David Richards

Kolumne von Friedbert Holz
Ikonisch: Der heckgetriebene BMW E30 M3 besiegte in Korsika 1987 die Allradler von Lancia & Co.

Ikonisch: Der heckgetriebene BMW E30 M3 besiegte in Korsika 1987 die Allradler von Lancia & Co.

Geschichten aus einer anderen Zeit: Unser Autor Friedbert Holz war lange Jahre BMW-Pressesprecher fürs schnelle Fach. Heute nimmt er uns mit nach Frankreich, als der findige David Richards den M3 zum Rallye-Auto machte.

Als ich 1987 Motorsport-Pressesprecher bei BMW wurde, im Premierenjahr des E30 M3, kannte ich dieses Auto nur von der Rennstrecke und natürlich als Straßenversion – mit großer Freude fuhr ich ihn lange als Dienstwagen. Dass jenes unglaubliche Fahrzeug aber auch bei internationalen Rallyes erfolgreich sein würde, hätte ich damals nie gedacht. Doch Bernard Béguin, ein Franzose, brachte im britischen Rothmans-Team das Kunststück fertig und gewann auf Anhieb die Tour de Corse, die Korsika-Rallye dieses Jahres, den erst zweiten Sieg eines BMW in der Rallye-Weltmeisterschaft nach Achim Warmbolds Erfolg 1973 bei der Österreichischen Alpenfahrt mit einem 2002. 

Beguins Teamchef, ein gewisser David Richards aus Banbury, der sich und seine Firma Prodrive schon immer gut zu vermarkten wusste, lud kurz nach dem Rallye-Sieg ein paar Fachjournalisten zu sich nach England ein, um ihnen dort das erfolgreiche Auto zu präsentieren. Von diesem Event erfuhr ich aber erst durch Artikel darüber. David hatte mit uns als Presseabteilung nicht gesprochen. Deshalb griff ich zum Telefonhörer und rief ihn an. Ich wollte mehr über ihn und sein Team wissen. Er lud mich schließlich 1988 ein, zu einem Lauf der Europameisterschaft nach Südfrankreich zu kommen, zur Rallye d´Antibes.

Also setzte ich mich ins Auto und fuhr los, fand nach einigen Umwegen – Navigation war damals nur mit Karten möglich – auch jenes kleine Hotel, in dem sich sein Team niedergelassen hatte. Er stellte mich seinen Fahrern Bernard Béguin und Fraois Delecour, sympathischen und lockeren Franzosen, sowie seinen Serviceleuten vor, wir aßen zu Abend und gingen früh ins Bett. Denn tags darauf wartete ein spannendes Programm, wieder bis in die Nacht, die ich zusammen mit David auf einer Sonderprüfung verbringen sollte, erstmals!

Wir standen zwischen hohen Bäumen am Ausgang einer schnellen Linkskurve neben einer groben Schotterpiste, neben uns viele französische Fans, hinter uns nur Dunkelheit. Daher erklärte mir David, ich sollte die nächsten Meter hinter uns genau inspizieren: «Falls ein Auto diese Kurve vor uns nicht schafft und auf uns zurasen sollte, müssen wir schnell nach hinten springen. Deshalb sollten wir genau wissen, welches Gelände uns dort erwartet». Prompt stolperte ich über einige Steine und große Wurzeln, wusste somit, dass ich bei einem Sprung ins Dunkel sehr aufpassen musste.

Es war ein tolles Erlebnis, «unsere» Autos so nah und voll am Limit vorbei driften zu sehen. Der Rallye-Virus hatte mich gepackt. David selbst zeigte sich sehr unaufgeregt und professionellein alter Hase halt. Immerhin hatte er Rallyes jahrelang hautnah als Copilot des «fliegenden Finnen» Ari Vatanen im Ford Escort erlebt, da konnte ihn nichts mehr schrecken. Und er war zufrieden: Denn Béguin gewann die Rallye, Delecour wurde Dritter, dazwischen Didier Auriol auf Ford Sierra.

Chase-Car

Da David meine positiven Reaktionen auf diesen Sport nicht entgangen waren, fragte er mich, ob ich nicht die Rolle des Chase-Car-Fahrers bei einer weiteren Rallye übernehmen würde. Er würde neben mir in diesem Verfolgungsauto, meinem umfunktionierten Dienstwagen, sitzen und am Funk Kontakt zu Fahrer und Team halten. Ich müsste nur fahren. Das klang interessant, ich beantragte in München drei Tage mehr Urlaub, und wir fuhren los.

Dabei galt es, den italienischen Fahrer Andrea Zanussi immer mit wichtigen Infos zu versorgen, nach eventuellen Problemen an seinem M3 zu fragen und diese ans Team weiter zu geben. Dabei wurde natürlich Englisch und Italienisch im Wechsel gesprochen, im Auto herrschte ein wildes Sprachgewirr. Am meisten amüsierten David und ich uns über die italienischen Mechaniker, die jeden ihrer noch so kleinen Arbeitsschritte mit einem «ho fatto – ich habe gemacht» bestätigten. 

Leider konnte ich diese Rallye mit David nicht bis zum Ende verfolgen, denn die Vorbereitungen auf das DTM-Finale riefen mich vorzeitig nach München ins Büro zurück. 

Bei diesem Rennen im Motodrom von Hockenheim ging es allerdings weniger lustig zu: Markus Oestreich, unser damals punktbester Fahrer, fiel aus, Klaus Ludwig auf Ford Sierra gewann die Meisterschaft. David Richards sollte ich übrigens erst einige Jahre später wieder treffen, bei Tourenwagen-Rennen in England – aber das ist eine ganz andere Geschichte.

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