Nigel Lamb: Heiss begehrt, auch in Hollywood

Der 57-jährige Nigel Lamb hat wirklich den Dreh heraus: Immer beendete er die Red Bull Air Race-Saison mit einem Highlight und sicherte sich in den drei Jahren vor der 2010 verhängten Zwangspause im jeweils letzten Rennen stets einen Podiumsplatz.

Der innovative Brite, der als erster Pilot bei der Red Bull Air Race- Weltmeisterschaft eine MXS-R flog, nähert sich mit jedem Jahr der Spitze des Feldes etwas mehr. ?Fu¨r 2010 war Lamb daher optimistisch, dass die vorgenommenen aerodynamischen Modifikationen sein Flugzeug noch wettbewerbsfähiger machen und ihm den notwendigen Kick geben, endlich in die Top 3 vorzustossen. Nur ganz knapp schrammt er am Weltmeistertitel vorbei. Wir erinnern uns, unter welchen Umständen im letzten Saisonrennen 2010 in der Lausitz sein letzter Hoffnungsschimmer baden ging...

Das große Finale wird gerade ausgerufen, als auf dem Runway ein gelb-schwarz gekleideter Mann vor seinem Flugzeug unruhig auf und ab geht. Es ist Team Breitling-Pilot Nigel Lamb, der im Finale um den Sieg und zumindest den Vizetitel fliegen wollte.

Lamb: «Nachdem ich all meine Checks gemacht hatte, wollte ich mit meinem Flieger auf die Startbahn rollen. Da merkte ich, dass ich irgendwie festsass. Zuerst dachte ich, dass ich in ein Loch gefahren bin. Also fragte ich über Funk nach, was los sei und erfuhr, dass ich einen Platten habe. Einen Platten!» Aus und vorbei.

Der Brite konnte nicht starten, denn einen Reifen zu wechseln ist im Air Race keine Sekundenaktion, schon gar nicht bei Lamb, eine Karbon-Verschalung umschliesst die Reifen der MXS-R. Was er damals wegstecken musste, will er 2014 keinesfalls wieder erleben.

Geboren und aufgewachsen auf einer abgelegenen Farm in Zimbabwe (dem ehemaligen Rhodesien), wurde Nigel Lambs Leidenschaft fu¨r das Fliegen von seinem Vater geschürt, einem ehemaligen Kampfjäger der Royal Air Force.?Mit elf Jahren bewarb sich Nigel Lamb zum ersten Mal um die Aufnahme bei der Luftwaffe und liess nicht locker, bis er schliesslich mit 18 Jahren angenommen wurde. Nach sechs Jahren beim Militär, in denen er Flugzeuge mit Kolbenmotoren, Helikopter und Jets flog, startete Lamb in Grossbritannien eine neue Karriere als Kunstflug-Pilot.

Er stand an der Spitze von Flugshows auf der ganzen Welt, darunter auch bei den aufsehenderregenden «Warbirds», auch als «Breitling Fighters» bekannt.?Der sprachgewandte und jederzeit zugängliche Brite gehört zu den alten Hasen im Feld der Piloten. Als fru¨heres Mitglied der Luftwaffe ist er auch einer der durchtrainiertesten Piloten der Weltmeisterschafts-Serie.?Erwischt er einen guten Tag, ist es ein Genuss, seine geschmeidige und präzise Fluglinie durch den Parcours zu verfolgen.

Natu¨rlich ist ein Pilot mit einem solchen Erfahrungsschatz in der Fliegerei immer heiss begehrt. So hat Lamb auch als Flug-Koordinator in grossen Filmproduktionen wie «Dark Blue World», «Hart‘s War» (Das Tribunal) und «Waiting for Dublin» an der Seite von Hollywoodgrössen wie Bruce Willis oder Jean Reno gearbeitet. ?Aber Nigel Lamb hat auch eine ausgeprägte Wettbewerbsbereitschaft.

Als er im Jahr 2005 zur Red Bull Air Race Weltmeisterschaft stiess, arbeitete er unermu¨dlich daran, seine Flugfertigkeiten auf die Möglichkeiten seiner MX abzustimmen. Und als er es schaffte, wurde die Pause ausgerufen. Jetzt gilt es wieder und Lamb ist definitiv reif für einen, wenn nicht den Platz an der Spitze.

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