Herbert Hauf will es nochmal wissen
Herbert Hauf und Harald Merkl
Aufgrund der Corona-bedingten Absage des Motorrad Grand Prix auf dem Sachsenring wurden in diesem Jahr drei der zehn genehmigten «Lärmtage» frei. Der direkt an der Rennstrecke ansässige Motorradhändler Motorrad Unger machte sich dies zu Nutze und lud zu zweitägigen Test- und Einstellfahrten für fast ausschließlich Classic-Bikes. Auch der 250er-Europameister von 1981, Herbert Hauf, packte diese Gelegenheit beim Schopf, um endlich ebenfalls mal wieder am Kabel zu ziehen.
«Ich bin zwar vor ein paar Jahren beim Pro-Superbike-Revival im Rahmen der ADAC Sachsenring Classic auf Einladung hier ein paar Runden gefahren, allerdings mit einem Serienbike. Mit einer Rennmaschine ist es heute das erste Mal, und es macht einen riesen Spaß», verriet der 62-Jährige.
In den goldenen deutschen Motorradjahren Ende der 1970er- bis in die 1980er-Jahre ist der Franke, der seit 30 Jahren im Saarland wohnt, aktiv gewesen. «Damals sind noch alle deutschen Größen aus der 250-ccm-Klasse aus dem Grand Prix auch in der Deutschen Meisterschaft gefahren – Toni Mang nur sporadisch, aber Martin Wimmer, Reinhold Roth, Manfred Herweh, Harald Eckl und so weiter regelmäßig. Das war ein ganz schön hohes Niveau», erinnerte er sich.
1977 hatte Herbert Hauf im OMK-Pokal angefangen. Nachdem er 1979 die 250er vom Ex-Meister Harald Merkel gekauft hatte, ging es bei ihm dann ganz ordentlich vorwärts. In jenem Jahr kämpfte er bis zum letzten Rennen mit Martin Wimmer um den Titel. Punktgleich reisten beide zum Finale nach Augsburg, wo er mit einem Sieg OMK-Pokalsieger wurde. Im darauffolgenden Jahr ist er im Dieter-Braun-Team auch international gefahren. Bei seinem Grand-Prix-Debüt, dem letzten WM-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife, wurde er starker Siebenter.
1981 war dann sein großes Jahr, in dem Hauf Europameister werden konnte. In der DM stand er bei den 350ern ebenfalls kurz vorm Gesamtsieg, doch in der heißen Phase der Meisterschaft brach er sich als klarer Tabellenleader das Kahnbein. Bis Mitte der 1980er-Jahre zählte er national mit mehreren Top-3-Rängen weiter zu den Spitzenfahrern, ein DM-Titel blieb ihm aber versagt. In der EM hatte er hingegen Geschichte mitgeschrieben.
Dazu ist anzumerken, dass in den 1920er- und 1930er-Jahren die Europameisterschaft das höchste Prädikat im Straßenrennsport war. Nach Einführung der Motorrad-WM 1949 wurden dann nur noch sporadisch Europameister gekürt, doch 1981 wurde die EM wiedebelebt und sogleich ein gutklassiges, prestigeträchtiges und somit durchaus geeignetes Sprungbrett für große Karrieren.
Herbert Hauf war somit einer der ersten Europameister dieser neuen Ära. Mit ihm wurden 1981 die Italiener Giuseppe Ascareggi (50 ccm), Pierluigi Aldrovandi (125 ccm) und Leandro Becheroni (500 ccm) sowie die britische Gespannpaarung John Barker/John Brushwood Europameister. Sein direkter Nachfolger war Reinhold Roth, dessen Unglückstag sich erst kürzlich zum 30. Mal jährte.
Weitere deutsche Europameister aus der Hochzeit der EM waren danach in den klassischen Zweitakt-Grand-Prix-Klassen Hubert Abold, Richard Bay, Günter Schirnhofer, Willy Hupperich, Norbert Peschke, Adi Stadler, Oliver Koch, Klaus Nöhles, Alex Hofmann, Manfred Fischer, Bernd Scherer/Wolfgang Gess und Ralph Bohnhorst/Thomas Böttcher. Sie alle versuchten sich auch im GP-Sport. Ralph Bohnhorst kam 1991 am letzten großen deutschen Motorradfeiertag sogar zu einem Grand-Prix-Sieg. In Hockenheim hatten zuvor Ralf Waldmann bei den 125ern und Helmut Bradl in der Viertelliterklasse vorgelegt. Max Biaggi, Andrea Dovizioso und Marco Simoncelli kamen nach ihren EM-Titeln sogar zu Weltmeisterehren.
Herbert Hauf verlor, ständig mit einem Sparbudget kämpfend, irgendwann die Lust, doch seit er nicht mehr berufstätig ist, kam diese vor zwei Jahren wieder zurück. Seitdem bestreitet er vornehmlich die Classic-Rennserie Moto Trophy. Voriges Jahr wurde er in der Classic-Europameisterschaft Dritter. «Ich bin zwar zwischendurch bei Renntrainings mit Straßenmaschinen gefahren, aber jetzt mache ich es wieder richtig. Angefangen habe ich mit einem Superbike, aber mein Herz hängt an den Zweitaktern. Nun habe ich wieder von Harald Merkl das Motorrad gekauft, eine Yamaha TZ 250 von 1990. Damit hoffe ich in der Moto Trophy wieder einen Titel holen zu können», erzählte er.
Harald Merkl hatte Ende letzten Jahres aufgehört, ließ es sich aber nicht nehmen, von seinem heutigen Wohnsitz auf der Insel Rügen mit einer Honda Africa Twin zum Sachsenring zu reisen und seinem Weggefährten Herbert Hauf einen Besuch abzustatten.